Sylt: Sturmtief "Zoltan" treibt seltene Meeresschildkröte an
Der Spaziergänger entdeckte die Schildkröte am Donnerstag bei heftigem Sturm am Weststrand von Sylt. Experten sagen, dass es sich um eine Unechte Karettschildkröte handelt, die sonst im Mittelmeer und Atlantik lebt.
Die Schildkröte ist laut der Schutzstation Wattenmeer leicht verletzt. Sie macht einen geschwächten Eindruck und blutet aus dem Schnabel, sagte der Leiter Station in Hörnum auf Sylt, Dennis Schaper.
Fachleute untersuchen Schildkröte im Sylt-Aquarium
Nach Absprache mit dem zuständigen Landesamt brachten Sylter Seehundjäger die Schildkröte zunächst in ein Becken des Sylt-Aquariums. Dort soll die Schildkröte von Fachleuten untersucht werden, so der Stationsleiter.
Wichtig sei, die Schildkröte langsam an die wärmeren Wassertemperaturen im Aquarium zu gewöhnen. Zuvor hatte sich das Tier in ein bis vier Grad kalten Nordseewasser aufgehalten. Bei plötzlicher Temperaturerhöhung könnte das Tier sonst einen Schock erleiden, so die Schutzstation Wattenmeer.
Vor kurzem ähnliche Schildkröte in Belgien angespült
Nach Angaben der Experten lebt die Art gewöhnlich in den warmen Gewässern des Mittelmeeres und Atlantiks. Durch den Golfstrom gelangen die Schildkröten gelegentlich in nördlichere Regionen.
In Belgien wurde vor etwa vier Wochen bereits eine ähnliche Schildkröte angespült. Nach Angaben der Schutzstation Wattenmeer ist sie jetzt nach erfolgreicher Eingewöhnung eine Attraktion im Sealife Center Blankenberge.
Schildkrötenart ist vom Aussterben bedroht
Die Schutzstation Wattenmeer, die Sylter Seehundjäger und Experten in Hamburg, Belgien und Stralsund konnten das Tier schnell identifizieren. Bei der angespülten Schildkröte handelt es sich um eine Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta).
Die Tiere stehen unter strengem Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens, denn heute sind sie vom Aussterben bedroht und stehen unter internationalem Schutz. Die Unechte Karettschildkröte wird auch von der EU als streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse geführt. Für die Arterhaltung müssen die EU-Mitgliedsstaaten besondere Schutzgebiete ausweisen.
Nach Angaben der Schutzstation Wattenmeer war die Unechte Karettschildkröten früher unter anderem wegen ihres Schildplatts intensiv bejagt worden. Ihre Population sei daher zusammengebrochen.