Getötete Spornschildkröten in Südholstein und Hamburg gefunden
Im Hamburger Stadtteil Schnelsen findet eine Frau eine große, tote Schildkröte in einem Müllcontainer. Zwei weitere Fälle gab es in den vergangenen Wochen in Südholstein. Tierschützer fordern einen "Führerschein" für das Halten von Wildtieren.
Eine Hamburgerin und ihr Mann gehen mit dem Hund spazieren. Sie öffnet einen Müllcontainer, um ein Papier oder eine Tüte wegzuschmeißen und entdeckt im Müllcontainer eine riesige Schildkröte. Tot, mit zertrümmertem Panzer. Das Ganze ist vor wenigen Tagen im Hamburger Stadtteil Schnelsen passiert, nur wenige Kilometer hinter der schleswig-holsteinischen Grenze. Auf der anderen Seite der Grenze, in Ellerbek (Kreis Pinneberg), sind in den Wochen zuvor bereits zwei weitere tote Spornschildkröten gefunden worden. Die Frau aus Schnelsen hat davon in der Zeitung gelesen und alarmiert umgehend das Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Offenseth-Sparrieshoop bei Elmshorn. Kurz darauf ist Tierschützer Stefan Klippstein vor Ort.
Tierschützer: "Diese Tiere gehören hier nicht hin"
Auch der erfahrene Tierschützer und ausgebildete Tierpfleger ist vom Anblick geschockt.
"Dieses wunderschöne Tier da zertrümmert liegen zu sehen, achtlos weggeschmissen, das ist natürlich schockierend. Diese Schildkröten gehören nicht nach Hamburg oder Schleswig-Holstein, sondern nach Afrika in die Savanne." Stefan Klippstein, Tierschützer
In ihrer natürlichen Umgebung werden Spornschildkröten bis zu 80 Kilogramm schwer, die getöteten Schildkröten in Schnelsen und Ellerbek wogen um die 20 Kilogramm. Stefan Klippstein geht davon aus, dass alle drei Schildkröten vom gleichen Halter getötet und entsorgt wurden und hat die Polizei hinzugezogen. "Diese Tiere gehören hier nicht hin", betont er ein weiteres Mal. "Und diese Tiere gehören schon gar nicht getötet. Man hätte sich als überforderter Tierhalter Hilfe suchen können."
Führerschein für Wildtierhalter?
Hilfe hätte zum Beispiel das Wildtierzentrum Klein Offenseth-Sparrieshoop leisten können. Dessen Leiter Christian Erdmann hat den Kadaver der ersten gefunden Schildkröte untersucht und vermutet, dass die Tiere krank waren. "Ein Tierarztbesuch bei einem Spezialisten für Wildtiere ist teuer, das kann problemlos ein paar hundert Euro kosten. Die Anschaffung eines neuen Tieres ist deutlich günstiger." Wildtiere als Wegwerfprodukt? "Ja, leider", stellt er klar. "Die Tiere werden so billig verschachert, da finden es manche Menschen dann nicht so schlimm, wenn man sie entsorgen muss", berichtet er. Und stellt klar: "Aber wir reden hier von Lebewesen!"
Christian Erdmann fordert deshalb eine Art Führerschein, den man machen muss, wenn man ein Wildtier halten will. "Am besten wäre es, wenn die Haltung verboten wäre, aber ein Sachkundenachweis wäre das Mindeste", fordert er eine Reform aus der Politik. Im Moment sei die Realität davon aber noch weit entfernt. Sein Beispiel: Die einzige Voraussetzung, um in Schleswig-Holstein legal ein Bennett-Känguru halten zu dürfen, ist ein Grundstück von mindestens 250 Quadratmetern. "Und da fasse ich mir an den Kopf und frage mich: Warum muss hier überhaupt jemand ein Känguru halten dürfen?"
Belohnung von 1.000 Euro ausgesetzt
Im Fall der getöteten Spornschildkröten ermittelt jetzt die Polizei wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Auch ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz hält ein Sprecher der Polizei Hamburg für möglich. Tierschützer Stefan Klippstein möchte die Ermittlungen beschleunigen - und hat eine Belohnung von 1.000€ ausgelobt für Hinweise, die letztlich zur Verurteilung des Täters führen. "Man soll natürlich niemanden denunzieren, aber auf Hinweise sind wir angewiesen, um auf diesen Tierquäler zu kommen."