Mehr Deiche in Landesverantwortung nach Ostsee-Sturmflut?

Stand: 14.11.2023 07:43 Uhr

Nur knapp die Hälfte der Deiche an der Ostsee wird vom Land betreut. Die meisten sind in der Hand von Gemeinden und Verbänden. Ob das so bleibt, steht zur Diskussion. Am Ende geht es auch um die Frage, woher das Geld für Reparaturen kommt.

von Peer-Axel Kroeske

Schleswig-Holstein meerumschlungen - an keiner Stelle ist man mehr als 60 Kilometer von Nord- oder Ostsee entfernt. Wer sich um die Deiche kümmert, ist unterschiedlich geregelt.

Mehr Regionaldeiche als Landesschutzdeiche

Die meist 8,5 Meter hohen Nordseedeiche werden vom Land betreut. Die oft nur zwei bis drei Meter hohen Ostseedeiche sind dagegen nur zu etwa 43 Prozent in der Hand des Ministeriums für Küstenschutz. Für den überwiegenden Teil sind die örtlichen Wasser- und Bodenverbände oder die Gemeinden zuständig.

Soll das Land einen Teil der Regionaldeiche übernehmen?

Für diese Regionaldeiche gelten dabei keine festgelegten Sicherheitsstandards. Infolge der Sturmflutschäden wird darüber diskutiert, ob das Land davon einen Teil übernehmen könnte. Küstenschutzminister Tobias Goldschmidt (Grüne) zeigt sich dafür offen. Die örtlichen Verbände können die Unterhaltskosten nur auf die Anwohner umlegen. Für die Landesschutzdeiche kommen dagegen alle Schleswig-Holsteiner gemeinsam auf.

Mehr Geld benötigt

Der Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg Wolfgang Buschmann (parteilos) sagte dazu, einige Deiche könnten auch weiterhin örtlich betreut werden. Die Verbände benötigen dazu aber mehr Geld. Bei den stark beschädigten Abschnitten zwischen Kappeln und der Geltinger Birk sowie in Arnis an der Schlei handelt es sich ausschließlich um Regionaldeiche.

Sturmflut 1872 war deutlich höher

Die bisher höchste Sturmflut an der Ostsee ereignete sich 1872 mit einem Pegelstand von 3,3 Metern über dem mittleren Meeresspiegel. Sie fiel damit noch gut einen Meter höher als im Oktober 2023 aus. 271 Menschen kamen damals ums Leben. In der Folge wurden 70 Kilometer Deiche an der Ostsee gebaut, die etwa den heutigen Landesschutzdeichen entsprechen. Hinzu kommen inzwischen 51 Kilometer Regionaldeiche.

Strandwälle als Alternative an der Lübecker Bucht

Damit ist knapp ein Viertel der Ostseeküste inklusive Schlei und Fehmarn mit Deichlinien versehen. Andernorts finden sich oft Steilküsten. An der Lübecker Bucht wurden in Timmendorfer Strand und Scharbeutz auch Strandwallsysteme errichtet, die wie eine Mauer wirken. Da sie von Dünen umgeben sind, ragt ihre Oberkante nur leicht heraus.

Weitere Informationen
Eine Mole ist durch eine Sturmflut stark beschädigt. © NDR Foto: Stefan Böhnke

Hilfen nach der Ostsee-Sturmflut: Was klar ist - und was nicht

Es soll einen Wiederaufbaufonds und ein Darlehensprogramm geben. Wer davon profitieren könnte, wer was bezahlt und welche Fragen noch offen sind: Ein Überblick. mehr

Häuser am Flensburger Hafen stehen im Wasser © NDR

Sturmflut an der Ostsee: Alle Berichte auf einen Blick

Die Sturmflut am 20. und 21. Oktober 2023 hat enorme Schäden in Schleswig-Holstein angerichtet. Ein Überblick über Ereignisse und die Folgen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 06.11.2023 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Meer und Küste

Sturmflut

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Ein Hybridlaster fährt über die E-Highway-Teststrecke auf der Autobahn 1 zwischen Reinfeld und Lübeck. © dpa / Marcus Brandt Foto: dpa / Marcus Brandt

E-Highway auf der A1: Testbetrieb zu Ende, Zukunft unklar

In diesem Monat endet der Feldversuch zum E-Highway auf der A1. Was mit den Oberleitungen passiert, ist weiter unklar. mehr

Videos