Nach der Sturmflut: Deichaufbauarbeiten in Arnis

Stand: 24.10.2023 11:15 Uhr

Nach der schweren Sturmflut an der Ostseeküste sind an drei Stellen im Kreis Schleswig-Flensburg Deiche gebrochen, unter anderem in Arnis. Jetzt gilt es, den Deich wieder zu reparieren. Dafür werden am Arnisser Strand die Kräfte gebündelt.

von Stella Kennedy

Auf den Straßen der kleinsten Stadt Deutschlands, Arnis (Kreis Schleswig-Flensburg), herrscht an Tag 4 nach der Sturmflut reges Treiben. Bagger, Trecker und schwere Lastfahrzeuge rumpeln übers Kopfsteinpflaster durch den Ortskern Richtung Schlei. Und dann sind da die Arnisser selbst. Mit Schubkarren und Schaufeln beseitigen sie die Schilf- und Unratberge, die die Wassermassen mit sich in den Ort hineintrugen. Vor den Häusern stapelt sich, was noch vor der Sturmflut wertvoll, heute nur noch Sperrmüll ist: Sofagarnituren, Sessel, Tische, Waschmaschinen. Und das ist nur der Anfang. Laut Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg, Wolfgang Buschmann (parteilos), sind insgesamt 40 von rund 120 Häusern durch das Sturmereignis stark betroffen worden. Wie stark würden genauere Untersuchungen, auch über die Versicherungen, hervorbringen.

Der Deich muss schnell wieder schützen

Abgesehen von den Aufräumarbeiten ist das Wichtigste in diesen Tagen natürlich der Schutz der Stadt vor dem Wasser. Kurzum: Der Deich muss repariert werden. Dieser brach nämlich in der Sturmflutnacht von Freitag auf Sonnabend auf einer Länge von rund 40 Metern. Die Wassermassen flossen ungehindert nach Arnis. Um den Deich so schnell wie möglich wieder zu reparieren, haben sich am Arnisser Strand die dafür zuständigen Kräfte versammelt.

Ein Faltstraßengerät der Bundeswehr ist vor Ort, das eine provisorische 50-Meter-Straße verlegt, damit die schweren Fahrzeuge für den Deichaufbau über den Strand fahren können. Auch der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) ist in Arnis und koordiniert die Deichreparaturen. Schnell soll der wichtige Schutzwall, der gleichzeitig auch beliebter Spazierweg ist, wiederhergestellt werden.

Ein Provisorium mit Zukunft

"Wenn alles gut klappt, schaffen wir bis Dienstag eine Deichhöhe von rund 1,50 Metern", sagt Landrat Wolfgang Buschmann. Laut Buschmann sei der schnelle Deichbau vor allem so wichtig, weil man ja nicht wisse, ob in dieser Jahreszeit nicht noch ein Sturmereignis anstehe, bei dem der Wasserpegel der Schlei wieder ansteigen würde. Ob das neue Deichstück lediglich Provisorium sei? "Na ja, ich hoffe, es ist ein so gutes Provisorium, das es zunächst einmal trägt", so Buschmann. "Wir kommen ja nicht so oft an die Deichsohle heran, das muss man gleich vernünftig machen. Deswegen hauen wir da auch nicht Sand rein, um es ganz platt zu sagen, sondern wir sind hier gut beraten über das LKN und über Sachverständige, die ganz genau wissen, wie man so einen Deich aufbaut, damit wir von vornherein das Richtige machen."

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Das Wasser steht und steht

Nicht nur der Deich beschäftigt die Arnisser, auch zahlreiche Häuser wurden überflutet. Der gebürtige Arnisser Andreas Kotenbeutel hilft seinem Bruder, dessen Haus viel Schaden davongetragen hat, beim Ausräumen. Jetzt steht er auf der Straße und mit beiden Beinen im Wasser. "Der Pegel fällt hier ja nicht mehr. Seit Montagmorgen keinen Zentimeter." Das ist ein Problem: Weil Arnis kaum über den Meeresspiegel hinausragt, liegt das Wasser im Ort wie auch in den Wiesen drumherum "wie in einer Badewanne", wie die stellvertretende Bürgermeisterin Michelle Dieckmann erklärt. Normal stünden dort Galloway-Rinder, nun liegt hier ein in der Sonne gleißender See - und Arnis ist, wie in früheren Zeiten, wieder mehr Insel als Halbinsel.

Die Hoffnung aller vom Sturmereignis betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner liegt nun auf dem "Wiederaufbaufonds", den Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Montagnachmittag ankündigte. Zudem habe man ein Spendenkonto für vom Hochwasser stark betroffene Anwohner in Arnis eingerichtet, so Dieckmann. "So traurig es klingt", sagt die stellvertretende Bürgermeisterin, "aber einige hier haben Freitagnacht alles verloren, was sie hatten".

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 24.10.2023 | 10:05 Uhr

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