Ostsee-Sturmflut: Flensburgs Oberbürgermeister reagiert auf Kritik

Stand: 23.10.2023 16:29 Uhr

Die Stadt will mit betroffenen Anwohnern über mögliche Unterstützung sprechen. Flensburgs Oberbürgermeister Geyer äußerte sich zur Kritik an seiner fehlenden Präsenz in der Nacht der Ostsee-Sturmflut.

von Jörn Zahlmann

Nach der Jahrhundertflut gibt es gerade besonders in den sozialen Netzwerken Kritik an Flensburgs Oberbürgermeister Fabian Geyer (parteilos). Ihm wird vorgeworfen, dass er in der Sturmnacht nicht öffentlich Präsenz gezeigt habe. Dazu hat sich Geyer nun am Montag im Flensburger Rathaus geäußert: "Ich habe die Macht der Bilder unterschätzt. Ich dachte, es geht im Wesentlichen darum, zu handeln und mit unseren Fachleuten vor Ort die richtigen Entscheidungen zu treffen." Er habe schlicht vergessen, Bilder zu posten.

So soll es jetzt weitergehen

Clemens Teschendorf (Stadtsprecher), Oberbürgermeister Fabian Gayer (parteilos) und Carsten Herzog, Chef der Flensburger Berufsfeuerwehr auf einer Pressekonferenz in Flensburg. © NDR Foto: Frank Goldenstein
In Flensburg haben sich am Montag unter anderem Oberbürgermeister Fabian Geyer (parteilos, dritter von links) zur Aufarbeitung der historischen Sturmnacht am Wochenende geäußert.

Geyer will sich in den kommenden Tagen mit den betroffenen Hafen-Anwohnern zusammensetzen, um über mögliche Hilfsmaßnahmen zu sprechen. "Menschen, die Hab und Gut verloren haben, die Existenzsorgen haben, haben wir so gut es geht unterstützt und wir werden sie auch weiter so gut es geht unterstützen", sagte Geyer.

Bisher sei es nicht Aufgabe der Stadt gewesen, Sandsäcke zu verteilen. Das soll geändert werden. Man überlege, ein Lager für Sicherungsgüter einzurichten. Im Bereich des Hafens habe man alte Immobilien und eine alte Abwasserstruktur - Hochwasser lasse sich hier nicht 100-prozentig vermeiden. "Wir können nur hoffen, dass es in den kommenden Monaten ruhig bleibt", sagte Geyer. Die Schäden an kommunalen Gebäuden wie zum Beispiel am Schifffahrtsmuseum sind wohl siebenstellig. Geyer will Koordination, Betriebsmittel und Warnsysteme für die Zukunft optimieren.

Hotel Hafen Flensburg dicht bis Jahresende

Wie ernst die Lage für einige Anwohner tatsächlich ist, macht ein Blick auf das Hotel Hafen Flensburg deutlich: Die Betreiberin Kirsten Herrmann spricht von einem siebenstelligen Schaden. Bis Ende des Jahres muss das Hotel wohl geschlossen bleiben: "Wir wissen schon, dass der Estrich im Restaurant raus muss, dass die Fußböden neu gemacht müssen. Genauso die Türen, Zargen und das komplette feste Mobiliar." Herrmann sagt, sie seien jetzt auf unkomplizierte Hilfe angewiesen - allein im Hotel Hafen Flensburg arbeiten 60 Menschen. Die Versicherung würde bei diesen Elementarschäden nicht greifen.

290 Einsätze in der Flutnacht

Die Feuerwehr Flensburg zählte in der Flutnacht insgesamt 290 Einsätze für die Rettungskräfte, 70 davon waren Sturmeinsätze. Der Pegel-Scheitelpunkt war bei 2,27 Meter über Normal schon vor Mitternacht erreicht. Sonnabendfrüh unterstützten laut Feuerwehr zusätzliche Löschgruppen aus dem Kreis Plön sowie aus Neumünster, Hilfe kam auch vom Technischen Hilfswerk (THW) aus dem Kreis Dithmarschen. Bis Samstagabend war das Wasser abgepumpt. Sonntag gab es noch drei Einsätze. Geyer zeigte sich erleichtert, dass niemand ernsthaft zu Schaden kam. Ein Helfer habe sich bei einem Einsatz den Arm gebrochen.

Am am Sonntag musste eine Familie in einem Hostel untergebracht werden, darüber hinaus gab es laut Feuerwehr keine Evakuierungen. Der Einsatz war mit 72 Stunden für viele Feuerwehrleute extrem lang, heißt es. Die Polizei war nach Angaben der Behörden immer einsatzfähig und konnte somit für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen. Der Katastrophenfall trat - anders als in anderen Landesteilen - in Flensburg nicht ein.

Sondertouren für Sperrmüll

Von der Flut zerstörte Möbel stehen derzeit überall an der Straße. Ab Dienstag gibt es Sondertouren, um den Sperrmüll abzuholen. Die Stationen sind Strandweg, Schwedengang, Schiffbrücke bis zum ZOB, Wilhelmstraße, Kurze Straße, Hafendamm sowie der untere Bereich "Am Lautrupsbach".

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 23.10.2023 | 19:30 Uhr

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