Flutschäden: Bürgermeister fordern Hilfen, Madsen besucht Ostküste
Am Sonntag wurde in vielen Gemeinden das volle Ausmaß der Flutschäden nach und nach sichtbar. Für die Reparaturen fordern die Kommunen Unterstützung vom Land. Die soll auch kommen - wie genau, ist aber noch unklar.
Nach dem Rekordhochwasser an der Ostsee gingen am Sonntag die Aufräumarbeiten weiter. In vielen Kommunen geht es dabei weiter darum, abzuschätzen, was tatsächlich zerstört wurde. Klar ist schon jetzt: Für die Reparatur der Schäden kommen immense Kosten auf die betroffenen Gemeinden zu. Der Krisenstab im Innenministerium von Schleswig-Holstein ging in einer vorsichtigen Schätzung am Sonnabend zunächst von einem Schaden in dreistelliger Millionenhöhe aus.
Bürgermeister wollen Fördertopf
Viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister haben deshalb bereits Unterstützung vom Land gefordert. "Nach meiner ersten Einschätzung gehe ich davon aus, dass wir Hilfen vom Land brauchen", sagte der Bürgermeister von Heiligenhafen, Kuno Brandt (parteilos) am Sonnabend. In Heiligenhafen (Kreis Ostholstein) seien unter anderem Stege kaputtgeschlagen, Boote beschädigt und gesunken, außerdem habe es erhebliche Sandverluste gegeben. Bettina Schäfer, Bürgermeisterin von Scharbeutz, sagte NDR Schleswig-Holstein am Sonntag: "Im Moment kommen wir als Gemeinde da selbst für auf. Mit unserem Tourismus. Als es nicht halb so schlimm war, hat das Land einen Fördertopf aufgenommen und ich glaube, für die betroffenen Gemeinden, wir würden uns freuen, wenn es das wieder geben würde."
Timmendorfer Strand: Gemeinde kann das nicht tragen
Auch die Gemeinde Timmendorfer Strand ist laut Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke (FDP) auf finanzielle Hilfen vom Land angewiesen. Die Schäden seien größer als zunächst gedacht, allein für notwendige Sandaufspülungen werden hohe Kosten entstehen. "Wir müssen Sandaufspülungen machen, Wege erneuern, die Terrassen für die Strandkorbvermieter wiederherstellen", so der Bürgermeister. Auch eine Düne müsse repariert werden. Die Gemeinde könne die Kosten nicht tragen, schließlich werde zum Beispiel auch für Schulen und Kitas Geld gebraucht.
Sechsstellige Schadenshöhe in Grömitz
"Das Meer hat sich einiges geholt", sagte auch der Bürgermeister von Grömitz, Sebastian Rieke (Freie Wählervereinigung). "Laternen, Fahnenmasten. Teile der Promenade wurden zerstört, die Promenadenmauer ist sicherlich angegriffen, über Strandkorbvermieter-Häuschen brauchen wir gar nicht sprechen." In den kommenden Tage will er eine Aufstellung der Schäden machen. "Sechsstellig wird das bestimmt", schätzt er. Dafür braucht auch er Unterstützung aus Kiel und hofft auf Landesmittel.
Madsen sichert Unterstützung zu
Hoffnung setzten die Bürgermeister an der Ostküste auf einen Besuch von Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU). Dieser machte sich am Sonntag in Scharbeutz, Grömitz und Timmendorfer Strand (alle Kreis Ostholstein) selbst ein Bild von den Schäden. "Das bewegt einen schon", sagte er angesichts der Zerstörung in vielen Orten. "Es deutlich zu sehen, was das Wasser hier angerichtet hat." Madsen dankte zudem allen Helferinnen und Helfern.
Madsen: Küstenschutz steht an erster Stelle
Vor Ort sicherte der Wirtschaftsminister Unterstützung zu - erst einmal gehe es aber darum, alle Schäden zusammentragen und zu beziffern. "Dann müssen wir schauen, wir können wir gemeinsam schauen, wie können wir unterstützen. Auch der Bund wird uns hoffentlich unterstützen", sagte Madsen. "Unabhängig von Parteizugehörigkeit kann ja jeder erkennen: Hier müssen wir schnelle Hilfe auf die Beine stellen. Die Aufgabe gilt es jetzt zu lösen." An vorderster Stelle steht der Küstenschutz", sagte Madsen. Dennoch sei klar, dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sei und bis zur kommenden Saison einiges zu tun sei.
Madsen betonte auch, dass man langfristige Strategien brauche. "Wir hatten das in dieser Stärke bis 70 bis 100 Jahre nicht mehr. Trotzdem macht es einer ein bisschen Sorge, dass das nicht wieder 70 Jahre dauert. Da wird einiges auf uns zukommen, wo man überlegen muss wie müssen wir das jetzt neu gestalten?", so der Minister. "Wir können ja nicht alle zwei Jahre einen neuen Radweg bauen."
Midyatli fordert Landesfonds
Auch die schleswig-holsteinische SPD-Vorsitzende Serpil Midyatli forderte einen Unterstützungsfonds des Landes. "Mit den ersten Aufräumaktionen nach der Sturmflut wird nun klar: Es ist ein Schaden entstanden, der weit in die Millionenhöhe schießen wird", sagte sie. Die Kommunen dürften bei der Bewältigung der verheerenden Folgen der Flut nicht alleine gelassen werden. Mit einem Fonds könne schnell und unkompliziert geholfen werden. Der Grüne Europaabgeordnete Rasmus Andresen forderte Land, Bund und EU zur Solidarität auf. So müsse die Europäische Union über die Solidaritäts- und Soforthilfereserve Finanzhilfe auszahlen, so Andresen.
Ministerpräsident Günther sichert Unterstützung zu
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sicherte bereits am Sonnabend Unterstützung zu. Wie die Landesregierung den Kommunen helfen kann und wird, ist aber noch nicht klar. Zunächst sei eine Bestandsaufnahme wichtig, so Günther. "Meine Botschaft ist aber auch klar. Wir wissen, dass es auch unsere Aufgabe ist, das ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Land, dass wir jetzt schnell auch finanziell helfen und das werden wir als Landesregierung auch tun." Vor allem die Deiche müssten schnell repariert werden, so Günther. Auch Landesinnenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) sagte schnelle Hilfen zu. Über die Größenordnung könne man jetzt aber noch nichts sagen, erklärte Sütterlin-Waack.
FDP fordert Härtefallfonds und besseren Küstenschutz
Es sei richtig, dass der Ministerpräsident finanzielle Hilfen des Landes in Aussicht gestellt habe, findet auch die FDP-Fraktion im Landtag. "Sie fordert schnelle und unbürokratische Hilfen, außerdem solle es einen Härtefallfonds für Menschen geben, deren wirtschaftliche Existenz durch die Sturmflut gefährdet ist. Gleichzeitig müssten Küstenschutzkonzepte angepasst und der Katastrophenschutz gestärkt werden, so die FDP. Auch der SSW hatte am Sonnabend bessere Küstenschutzkonzepte gefordert.