Nach der Sturmflut: Aufräumarbeiten laufen weiter
Nach der Sturmflut standen in vielen Gemeinden am Sonntag Aufräumen auf dem Plan. Dabei wird nach und nach auch das ganze Ausmaß der Schäden deutlich. In Langballigau musste die Feuerwehr einen Campinplatz evakuieren, weil ein Gastank aufgetrieben war.
Die Reparaturen und Wiederaufbauarbeiten nach der Sturmflut werden wohl längere Zeit in Anspruch nehmen, wie der Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein mitteilt. Besonders die Kreise Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernfördewurden von der Flut schwer getroffen. An mindestens drei Stellen im Kreis Schleswig-Flensburg brachen Deiche, unter anderem in Arnis. Der Kreis spricht dort von erheblichen Schäden an der Infrastruktur. Auch bei Maasholm und in der Nähe des Olpenitzer Hafens sind Deiche gebrochen. In Damp (Kreis Rendsburg-Eckernförde) konnte der Deich den Wassermassen ebenfalls nicht stand halten. Ein Beamter der Wasserschutz-Polizei sagte NDR Schleswig-Holstein, dass der Hafen fast nicht mehr existent sei. Er glaube, dass das Aufräumen im Hafen Damp sicherlich Monate dauern werde. Im Kreis Ostholstein wurden mehrere Strandwälle von den Fluten durchbrochen und Deiche beschädigt.
Langballigau: Einsatz auf dem Campingplatz
In Langballigau (Kreis Schleswig-Flensburg) verzögerten sich am Sonntag die Aufräumarbeiten an einem überspülten Campingplatz: Die Feuerwehr musste zunächst das Gebiet evakuieren, da ein Flüssiggastank aufgetrieben ist. Aus dem Tank ist Gas ausgelaufen. Die Experten benötigten einige Stunden für die Sicherung. Erst danach konnten die Helfer wieder auf die Grundstücke und die Aufräumarbeiten fortsetzen.
Finn Jennsen vom dortigen Restaurant Strandterrasse sagte NDR Schleswig-Holstein am Sonntag: "Wir sind heute mit 20 Helfern vor Ort. Wir holen das raus, was rauszuholen geht." Dabei geht es nicht nur um die Schäden am Restaurant. "Wir haben hier noch 20 bis 25 schwimmende Wohnwagen, einige sind auch versunken." Der am Campingplatz gelegene See habe sich verzehnfacht. Den entstandenen Schaden am Campingplatz, an der Strandterrasse, aber auch an umliegenden Straßen und notwendige Ausgaben für den Küstenschutz schätzt Jennsen im zweistelligen Millionenbereich.
Angespülte Boote und weggespülte Strände
Im Yachthafen in Heiligenhafen (Kreis Ostholstein) sind mehrere Stege zerstört worden. Zwei Segelyachten sind auf Grund gesunken und eine Motoryacht wurde auf die Promenade gespült. Auch der Strand ist von Schäden betroffen, so wie auch in Scharbeutz. Dort wurden mehrere Meter Strand weggespült, wie die Bürgermeisterin Bettina Schäfer berichtet: "Wir haben massive Dünenabbrüche bis hin das ganze Wege in der Luft liegen. Ein halber Spielplatz ist verschwunden." Ebenso seien dort auch Betonrampen, die eigentlich zum Strand führen, einige Meter in die Ostsee gespült worden, so Schäfer weiter.
Kiel: Millionenschaden am Olympiahafen
In Kiel hat die Sturmflut nach Einschätzung der Stadt im Olympiahafen Schilksee Schäden in Millionenhöhe verursacht. "Es ist ein Desaster", sagte Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) am Sonntag. Mehr als 35 Boote seien gesunken, viele weitere beschädigt. Auch an den Stegen und an der Mole haben Sturm und Wasser laut Kämpfer erhebliche Schäden verursacht. Der Geschäftsführer Philipp Mühlenhardt sagte: "Uns stehen die Tränen in den Augen." Oberbürgermeister Kämpfer und Stadtrat Gerwin Stöcken betonten, dass alle Anstrengungen unternommen werden sollen, um die Schäden bis zur Kieler Woche 2024 zu beseitigen. Sie forderten, offene Küstenabschnitte künftig besser zu schützen. Neben dem Olympiahafen wurde in Kiel die Steilküste schwer getroffen. Sie sei an zahlreichen Stellen unterspült worden, es habe Erdrutsche am Ufer gegeben und Bäume seien umgeknickt, hieß es von der Stadt. Mit den Aufräumarbeiten sei am Sonnabend unmittelbar begonnen worden.
Timmendorfer Strand: Hohe Kosten für Sandaufspülungen
Auch in Timmendorfer Strand und Niendorf will die Gemeinde bis zur kommenden Saison viele Schäden behoben haben. Diese seien aber noch größer als zunächst gedacht, sagte Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke (FDP). Vor allem an den Stränden sei die Lage dramatisch. "Wir müssen Sandaufspülungen machen, Wege erneuern, die Terrassen für die Strandkorbvermieter wiederherstellen", so der Bürgermeister. Auch eine Düne müsse repariert werden. Laut Partheil-Böhnke werden dafür voraussichtlich mehrere tausend Kubikmeter Sand benötigt, allein dafür entstehen immense Kosten. Kosten, die die Gemeinde nicht allein tragen kann. Partheil-Böhnke hofft auf finanzielle Unterstützung vom Land.
Stromversorgung in Flensburg wiederhergestellt
Auch in Flensburg, wo das Wasser in der Nacht zum Sonnabend einen Jahrhundert-Höchstand erreicht hatte, ging es am Sonntag ans Aufräumen. Mitarbeitende der Stadtwerke arbeiteten daran, die Stromversorgung rund um den Hafen wiederherzustellen. Das sei seit dem späten Sonntagabend auch gelungen, teilten die Stadtwerke mit. Es könne dennoch sein, dass es in einzelnen Haushalten noch Probleme gebe, so ein Sprecher.
Die Schiffbrücke und der Hafendamm sowie die Norderhofenden und Süderhofenden waren am Sonntag laut Polizei noch für den Fahrzeugverkehr gesperrt, nur Einsatzfahrzeuge und Linienverkehr durften passieren. Das Ausmaß der Schäden kann nach Angaben der Polizei erst dann abgeschätzt werden, wenn das Wasser von den Straßen abgeflossen ist. Auch in anderen Teilen des Landes waren nach Angaben der Polizei vereinzelt noch Straßen gesperrt, weil das Wasser noch nicht überall abgeflossen ist. Viele Straßen seien zudem beschädigt worden.
Damp: Deich wird geflickt
In Damp haben Kräfte der Feuerwehr am Sonntag den gebrochenen Deich geflickt. "Sie verwenden Sandsäcke und sogenannte Big Packs", berichtet der Kreiswehrführer von Rendsburg-Eckernförde, Matthias Schütte. Mit den Big Packs soll der Deichdurchbruch geflickt werden, mit Sandsäcken werden Zwischenräume abgedichtet. "Damit wir das wenigstens provisorisch dicht bekommen", sagt Schütte. Denn: "Für Dienstag ist ja schon wieder etwas stärkerer Ostwind prognostiziert." Auch deshalb sei es so wichtig, dass das Land schnelle Hilfen zugesichert habe.
Solange die Aufräumarbeiten noch nicht abgeschlossen sind, sollten die von Überflutung betroffenen Gebiete - besonders Strände und Steilküsten - gemieden werden. "Wir können nicht sagen, ob irgendwas unterspült ist und man vielleicht einsackt ", erklärt Schütte. Kommt es dazu zu einem Notfall, würden Kräfte gebunden, die eigentlich für die Aufräumarbeiten und Reparaturen gebraucht werden.
Wirtschaftsminister Madsen besucht Gemeinden
Claus Ruhe Madsen (CDU), der Tourismusminister und Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, ist am Sonntag an der Ostküste unterwegs gewesen, um sich ein Bild von den Schäden zu machen und mit den betroffenen Gemeinden zu sprechen.Der Krisenstab im Innenministerium von Schleswig-Holstein war am Sonnabend einer ersten Schätzung von einem Schaden in dreistelliger Millionenhöhe ausgegangen.