Sturmflut in MV: Schaden in mehrstelliger Millionenhöhe befürchtet
Wenige Tage nach der Sturmflut sind die Schäden an der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern deutlich zu erkennen. In Sassnitz auf Rügen und in Wieck auf dem Darß wird mit Schäden in noch unbekannter Millionenhöhe gerechnet.
Auf der Insel Rügen hat das Unwetter am Wochenende vor allem die Stadt Sassnitz getroffen. Dort hat die Sturmflut nach Angaben der Stadt die gesamte Promenade zerstört sowie die Hafenmole und den Kurplatz beschädigt. Sowohl Leon Kräusche, Bürgermeister von Sassnitz, als auch der Sassnitzer Hafenmeister Ronald Damp schätzten den entstandenen Sachschaden gegenüber dem NDR in MV auf einen Betrag "im dreistelligen Millionenbereich". Unklar bleibt, wie sich diese Schätzung im Einzelnen zusammensetzt. Damp führte unter anderen ein statisches Gutachten an, das seiner Ansicht nach nötig sei, um das ganze Ausmaß der Sturmschäden beziffern zu können. Am Dienstag will das Land eine Bilanz der Sturmschäden ziehen.
Sassnitz fordert Hilfe beim Küstenschutz vom Land
Neben der Promenade müsse auch der Hafenbereich entlang der Mole erneuert und dabei der Küstenschutz nachhaltig verbessert werden, so Damp. Vor allem der Hafen habe als wichtige Einnahmequelle für die Stadt und Infrastruktur Priorität. Dort stehen Schiffe der Polizei, des Zolls und der Seenotretter. Erst vor etwa drei Jahren habe die Stadt vor ähnlichen Problemen nach einem starken Unwetter gestanden. Für den Wiederaufbau und eine Verbesserung des Küstenschutzes fordert die Stadt nun auch Hilfe vom Land.
Stahlbrode: Schäden am Fähranleger beenden Rügenfähre-Saison
Auch andernorts waren die Schäden enorm. In Stahlbrode wurde der Fähranleger während des Hochwassers so stark beschädigt, dass die Rügen-Fähre der Weißen Flotte zwischen Stahlbrode und Glewitz in dieser Saison nicht mehr verkehren wird.
Am Darß, wo am Samstag ein Damm zur Boddenseite an zwei Stellen vom Wasser durchbrochen worden war, wurde weitgehend Entwarnung gegeben. "Wir haben großes Glück gehabt", sagte der für den Küstenschutz zuständige Minister Till Backhaus (SPD).
Sturmschäden auch in Nationalparks
Auch in den Nationalparks in Küstennähe laufen derzeit Aufräumarbeiten nach dem Sturm. Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft seien Wege, Absperrungen und Besucherplattformen betroffen, teilte eine Parksprecherin am Montag mit. Vor allem ein Teil des Rundwanderweges, der aus Holzbohlen bestehe, sei unterspült worden und bleibe zunächst gesperrt. Im Nationalpark Jasmund laufen ebenfalls seit Sonnabend die Aufräumarbeiten. Die Rettungswege seien frei, einzelne Wege wurden aber auch am Montag noch von Rangern begutachtet und geräumt.
Fischkutter im Seglerhafen Greifswald gesunken
Im Seglerhafen in Greifswald ist durch die Sturmflut ein etwa 20 Meter langes Schiff auf Grund gelaufen. Es handelt sich nach Angaben der Wasserschutzpolizei um einen ehemaligen Fischkutter, der schon seit längerer Zeit im Ortsteil Wieck zwischen dem Sperrwerk und der Nordmole gelegen habe. Einsatzkräfte haben das Schiff am Morgen gesichert und vertäut, teilte die Feuerwehr mit, es wurden auch Ölsperren rund um das Schiff gelegt und der Besitzer informiert.
Haff-Müritz-Region und Seenplatte "glimpflich davongekommen"
An den Küsten des Stettiner Haffs hat sich die Lage nach dem Sturm deutlich normalisiert. Trotzdem sei Sand an den Stränden Altwarp, Vogelsang-Warsin und Mönkebude abgetragen worden, so einen Sprecherin der Amtsverwaltung in Eggesin. So wurde in Mönkebude der Hafen überschwemmt, was aber im Herbst normal sei, hieße es. In Ueckermünde stürzten zwei Bäume um, die aber schon weggeräumt worden seien, so Bürgermeister Jürgen Kliewe (CDU). Segler können im Stadthafen auch wieder ohne Probleme anlegen. Der komplette Bereich Seenplatte sei beim Sturm sehr glimpflich davon gekommen, sagte der stellvertretende Leiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte, Bodo Heise.
Backhaus will Hilfe beim Küstenschutz vom Bund
Dennoch sei nach Ansicht von Backhaus das Ausmaß der Schäden geringer als zuvor befürchtet. "Zwar gebe es Schäden an Küstenschutzanlagen, aber es seien "keine Menschenleben zu beklagen" und es habe keine Verletzten gegeben. "Das ist das Wichtigste", so Backhaus. Weil vielerorts Strände und Dünen ins Wasser gespült wurden, kündigte Backhaus an, auch beim Bund für mehr Mittel beim Küstenschutz zu bitten zu wollen.