Microgreens aus Gönnebek: Winzige Pflanzen mit großer Wirkung
Microgreens liegen im Trend. Sie gelten als ein Puzzleteil im Kampf gegen den Klimawandel und stehen für eine nachhaltige Landwirtschaft der Zukunft. Ein Einblick in eine Produktionshalle in Gönnebek.
Microgreens sind die jungen Triebe verschiedener Gemüsesorten, die schon nach wenigen Tagen geerntet werden. Sie sind nicht nur optisch ein Hingucker, sondern haben es in sich. Sie enthalten jede Menge Vitamine, Nährstoffe und Antioxidantien. Sie sind gesund und umweltfreundlich. Der Anbau unterscheidet sich allerdings deutlich von der herkömmlichen Landwirtschaft.
Einblick in die Produktion in Gönnebek
Es ist relativ ruhig in der 550 Quadratmeter großen Halle in Gönnebek (Kreis Segeberg). Farmerin Nadja Grimm streut Saatgut in neun mal neun Zentimeter kleine Töpfchen, aktuell etwa für die Sorte Pink Rettich. Wichtig sei es, dass nicht zu wenig, aber auch nicht zuviel Saat ausgebracht werde, sagt sie. Wenn der Topf zu wenig Saat enthält, haben die Pflanzen zu viel Platz und wachsen ungleichmäßig. Zu viel Saat führe dazu, dass die Pflanzen sich gegenseitig verdrängen. Alles ist Handarbeit. Nach der Aussaat wachsen die Microgreens in fünf bis sieben Tagen heran.
Was genau sind Microgreens?
Zu den beliebtesten Sorten gehören Brokkoli, Radieschen und Rettich oder Erbsen, zählt Henning Rabe, Geschäftsführer der Green Farming GmbH, auf. In der Halle in Gönnebek werden acht verschiedene Sorten angebaut. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass trotz ihrer geringen Größe die Pflanzen bis zu 40 mal mehr Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien als ihre zugehörigen Pendants enthalten. Von mild bis würzig sind sie im Geschmack. Sie eignen sich optimal als Garnierung, in Salaten, Smoothies oder auf Brot.
Wasser, Luft und Licht reichen für den Anbau
Microgreens bieten nicht nur gesundheitliche Vorteile, sondern auch nachhaltige Produktionsmethoden. Im Vergleich zur traditionellen Landwirtschaft benötigen sie keine Böden, sondern lediglich "Bio-Erde, Bio-Saatgut, Wasser, Luft und Licht", erklärt Geschäftsführer Rabe. Es werden keine Pestizide oder chemischen Düngemittel eingesetzt, die Böden oder Grundwasser belasten.
Der Anbau findet in einer Halle statt - unabhängig von Wetterbedingungen, Bodenqualität oder Jahreszeit. "Das ganze Jahr über können wir produzieren", erklärt Farmer Luke Friester, während er ausgewachsene Greens aus den Regalen holt. Frisch und Regional. Die Produktion ist platzsparend, denn die Minigreens wachsen in Regalen übereinandergestapelt (vertikaler Anbau) unter LED-Licht. Der Wasserverbrauch ist gering, da das Wasser immer wieder in den Kreislauf geführt wird. Rabe erklärt, dass es in den Regalen eine Art Ebbe- und Flut-System gibt. Das Wasser wird nach oben gepumpt und laufe dann stufenweise nach unten ab. Überschüssiges Wasser werde zurückgeführt. So entstehe ein Wasserkreislauf, ergänzt er.
Klimawandel: Microgreens als neues Agrarkonzept
Henning Rabe sieht die Microgreens als eine Art Puzzleteil für einen neuen Weg in der Landwirtschaft. "Wir sehen uns als Testlabor für die Versorgung", sagt er. Denn gerade mit dem Blick auf dem Klimawandel müssen neue Varianten der Lebensmittelproduktion entstehen. Das sogenannte Inhouse-Faming (Anbau in geschlossenen Räumen) sei eine davon. Das bietet besonders in Regionen, wo traditionelle Landwirtschaft durch Trockenheit oder Klimawandel eingeschränkt ist, eine Alternative. Die Produktion von Microgreens sei eine davon. Demnächst soll in einer anderen Halle eine Aquakulturanlage zur Fischzucht entstehen, als Variante zum Fischfang.
Micorgreens sind kein Ersatz für Gemüse
Trotz der vielen Vorteile sind Minigreens kein vollständiger Ersatz für herkömmliches Gemüse. Sie bieten eine hohe Konzentration an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien, doch es fehle ihnen an Ballaststoffen und Masse. Microgreens ergänzen eine gesunde Ernährung optimal, sollten jedoch nicht als einziges Gemüse dienen, erklärt Rabe.