Jede dritte Vogelart in Schleswig-Holstein ist gefährdet
Von den 216 Vogelarten, die regelmäßig in Schleswig-Holstein brüten, gelten insgesamt 83 Arten als gefährdet. Das geht aus dem am Dienstag von Umwelt- und Landwirtschaftsministerium gemeinsam veröffentlichten Jahresbericht 2022 zur biologischen Vielfalt hervor.
Dem Bericht nach brüten 22 Arten mittlerweile gar nicht mehr im Land. Als vom Aussterben bedroht gelten 23 Arten - darunter Lach-, Brand-, Zwerg- und Trauerseeschwalbe sowie die Bekassine. Weitere 14 Vogelarten sind auf einer sogenannten Vorwarnliste verzeichnet, denn auch sie könnten schon bald gefährdet sein. Mögliche Gründe sehen die Ministerien laut Bericht in dem Umbruch brach liegender Landschaften und dem verstärkten Maisanbau für Biogasanlagen. Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) stellte zudem einen direkten Zusammenhang zwischen Arten- und Klimakrise fest.
Auch Küstenseeschwalben- und Rebhuhnbestand sind in Gefahr
Noch bis in die 2000er-Jahre hinein brütete der Brachpieper im Norden Deutschlands. Doch nun scheint er sich einen anderen Ort für seinen Nachwuchs gesucht zu haben, wie die Zahlen des Jahresberichts 2022 zeigen. Neben den konkret vom Aussterben bedrohten Vogelarten gibt es zudem weitere, die stark gefährdet oder zumindest gefährdet sind. Zu den 18 als stark gefährdet eingestuften Vogelarten zählen Sand- und Seeregenpfeifer sowie Rebhühner und die Küstenseeschwalbe, eine der typischen Vogelarten im Wattenmeer. Eine Gefährdung besteht unter anderem für Kiebitz, Rotschenkel und Feldlerche.
Wieder mehr Graureiher und Weißstörche im Land
Beim Blick auf Graureiher und Weißstörche dagegen lassen die Zahlen des Jahresberichts Vogelfreunde aufatmen: Im vergangenen Jahr wurden in 82 Kolonien und auf einzelnen Brutplätzen 2.055 besetzte Graureihernester gezählt - und damit knapp neun Prozent mehr als 2021 (1.882 Paare). Einer der Orte, an denen es wieder deutlich mehr Graureiher-Kolonien als zuvor gibt, ist die Halbinsel Eiderstedt im Kreis Nordfriesland.
Bei den Weißstörchen nisteten im Vorjahr 429 Paare im Norden. Das sind 10,3 Prozent mehr als noch 2021. 81 weitere Paare siedelten sich in der Nähe von Tierparks und Vogelpflegestationen an. "Mittlerweile ist der Weißstorchbestand im Land wieder auf einem Niveau wie in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts angestiegen", erklärt der Umweltminister. Die Überlebensrate der Tiere habe zugenommen, unter anderem weil immer mehr Störche auf der ibrischen Halbinsel überwintern, so Goldschmidt.
Goldschmidt: "Klima- und Artenkrise hängen untrennbar zusammen"
Der Bericht lege außerdem schonungslos offen, wie in Folge von Hochwasserereignissen ganze Brutstätten von schützenswerten Vogelarten weggespült werden, so der Umweltminister. Auch gestörte Nahrungsketten wie im Falle junger Seeschwalben die "aufgrund klimatischer Veränderungen kaum noch Fische finden" zeigen: "Klima- und Artenkrise hängen untrennbar miteinander zusammen".
Einige Vogelarten erhalten inzwischen besonderen Schutz, wie zum Beispiel die vom Aussterben bedrohte Zwergseeschwalbe auf Bottsand: Dort verteidigt ein Vogelwart eines der zwei letzten Nistgebiete an der Ostseeküste vor Fressfeinden - damit die Tiere noch lange in Schleswig-Holstein leben können.