Frauentag: Demo für Gleichberechtigung in Kiel
Seit mehr als 100 Jahren steht der 8. März für den Kampf von Frauen für Gleichberechtigung und Emanzipation. In Kiel engagieren sich weiterhin viele junge Frauen für dieses Thema und demonstrieren für ihre Rechte.
"Für mich bedeutet Feminismus die Gleichberechtigung aller Menschen" - genau dafür setzt sich Amal Allouch aus Kiel schon seit mehr als vier Jahren ehrenamtlich ein. Parallel zu ihrem Studium gründet sie mit einigen Mitstreitenden im Februar 2019 das Junge Feministische Bündnis Kiel. Zwei Mal im Monat trifft sich die Gruppe seitdem, um sich auszutauschen, plant Veranstaltungen mit Vorträgen, bietet Workshops an und klärt vor allem auch in den sozialen Medien über das Thema Feminismus auf. Einige von ihnen gehen noch zur Schule, andere engagieren sich neben der Uni für das Thema Gleichstellung.
Der feministische Kampftag ist ein demokratisches Projekt
In einem gleichberechtigten Bündnis mit anderen Gruppen haben sie auch die Demo zum Feministischen Kampftag in Kiel organisiert. Das Motto dieses Jahr lautete: "Hear our Voice - Für die globale Befreiung von FLINTA*" Sie wollen sich und anderen Gehör verschaffen.
Die Abkürzung FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche (Personen mit körperlichen Geschlechtermerkmalen, die nicht ausschließlich männlich oder weiblich sind), nichtbinäre (Personen, die sich nicht ausschließlich als männlich oder weiblich identifizieren), trans (Personen, die sich nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren) und agender (Personen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen) Personen. Das angehängte Sternchen dient dabei als Platzhalter, um auch alle weiteren Geschlechtsidentitäten einzuschließen.
Amal Allouch betont dabei, dass sie sich nicht anmaßen möchte für jemand anderen zu sprechen, vielmehr geht es ihr darum, dass Menschen die Rassismus oder intersektionale Diskriminierung erfahren einen Raum bekommen, sowohl in ihrer Gruppe als auch auf der Demonstration. Die Demo solle auch als Solidaritätsbekundung gegenüber den Frauen in aller Welt gelten, die für ihre Rechte kämpfen und dabei auch ihr Leben riskieren - so wie aktuell bei den Protesten im Iran.
Diskriminierung gehört immer noch zum Alltag
Amal Allouch hat auch persönlich schon häufig Erfahrungen mit Diskriminierung machen müssen. "Man wird häufig unterschätzt oder gar nicht wahrgenommen. Die Leute rechnen nicht damit, dass ich als Muslima oder mit interkulturellen Hintergrund eine höhere berufliche Position anstreben kann, oder auch einen akademischen Grad." Dabei studiert sie aktuell Spanisch, Geschichte und Philosophie im Master an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Auch in der Wissenschaft sind Frauen in Schleswig-Holstein nach wie vor unterrepräsentiert. Ein Großteil der Professuren im Land ist nach wie vor von Männern besetzt. Außerdem verdienen Frauen in Deutschland im Durchschnitt nach Angaben des Statistischen Bundesamts 18 Prozent weniger als Männer. Im europäischen Durchschnitt liegt der Unterschied bei 13 Prozent.
Gleichberechtigung bringt alle weiter
Der Kampf um Gleichberechtigung betrifft Amal Allouch zufolge jedoch keineswegs nur Frauen. In einer wirklich gerechten Gesellschaft sollen alle die gleichen Chancen haben. Gerade deswegen lag auf der Demo zum 8. März in diesem Jahr auch ein besonderer Fokus auf dem Thema Intersektionalität.
Intersektionalität beschäftigt sich mit den Wechselbeziehungen verschiedener Diskriminierungsformen wie Sexismus, Rassismus, Klassismus, Behindertenfeindlichkeit und weiteren. Diese addieren sich nicht nur in einer Person, die von mehreren Diskriminierungsformen betroffen ist, sondern führen zu eigenständigen Diskriminierungserfahrungen - je nach Kombination. Wer beispielsweise gleichzeitig von Armut und einer Behinderung betroffen ist, erfährt gegebenenfalls andere Formen der Diskriminierung, als eine Person, die auch eine Behinderung hat, aber wohlhabend ist.
Die Demo war nur der Anfang
Neben der Demo sollen in der Woche auch noch weitere Veranstaltungen ein Rahmenprogramm zum Feministischen Kampftag bilden. Dieses reicht von Filmvorführungen mit Diskussionsrunden, über Workshops und Vorträge bis zu Poetry Slams und Partys. Einen Überblick über die geplanten Veranstaltungen vom 9. bis zum 12. März findet sich auf der Instagram-Seite des 8M-Kiel-Bündnisses.