Enkeltrick und Betrugsmaschen in SH - So können Sie sich schützen
Auch in Schleswig-Holstein häufen sich Fälle, in denen Trickbetrüger mithilfe von ausgefeilten Maschen versuchen, ihren Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen.
"Hallo Mama, mein Handy ist kaputt, das ist meine neue Nummer, schick mir eine WhatsApp-Nachricht an diese Nummer …" So oder ähnlich klingen die SMS oder WhatsApp-Nachrichten, die gerade gehäuft bei Menschen im Norden auf den Handys aufploppen. Laut Eva Rechtien, Pressesprecherin der Polizeidirektion Kiel, sind WhatsApp-Betrugsmaschen zurzeit häufig. "Meistens fallen diese unter den sogenannten Enkeltrick, oft in Kombination mit der falschen Polizeibeamten-Masche", sagt Rechtien. Betroffen seien auch nicht nur ältere Menschen. "Zunehmend Jüngere sollten sich in acht nehmen", betont sie weiter. Gerade über WhatsApp sei es oft sehr schwer zu erkennen, wer sich hinter der Nummer verberge. Wachsamkeit sei das A und O, so Eva Rechtien.
Herausforderung der Digitalisierung: Das Auftauchen immer neuer Betrugsmaschen
Carola Jeschke vom Landeskriminalamt (LKA) Schleswig-Holstein wird deutlich: "Mit der voranschreitenden Digitalisierung häufen sich natürlich auch die verschiedenen Methoden der Kriminalitätsphänomene". Es sei nun die große Herausforderung, so schnell wie möglich adäquat darauf zu reagieren und die Menschen zu informieren, damit sie sich schützen könnten. "Aber wie bei Corona, als innerhalb kürzester Zeit Corona-Soforthilfe-Bögen manipuliert wurden, um zum Beispiel an vulnerable Informationen wie Bankdaten zu gelangen, so sehen wir, wie in kürzester Zeit Kriminelle neue Methoden entwickeln", sagt sie. Da käme auch die Polizei manchmal nicht hinterher.
Betrüger setzen mit psychologischen Tricks ihre Opfer unter Druck
Ein großes Problem dabei seien vor allem die perfiden Methoden der Betrüger. Sie geben sich als Polizisten aus, teilweise auch als Techniker oder Handwerker. Jeschke erzählt, wie die Opfer oftmals am Telefon von eigens zu diesem Zweck geschulten Kriminellen, die sich als Polizeibeamte ausgaben, in Gespräche verwickelt würden und mit emotionaler Manipulation solch ein Druck aufgebaut würde, dass die Betrogenen am Ende "einfach nur froh seien, wenn das Ganze ein Ende habe". Selbst wenn dies bedeute, dass sie bestohlen wurden. Eine furchtbare Situation, findet Jeschke.
"Die Polizei würde niemals solch einen Druck aufbauen oder persönlich vorbeikommen und Wertgegenstände oder Geld entgegennehmen. Niemals", betont Eva Rechtien. Auch bei angeblichen Elektrikern oder Handwerkern sollte man unbedingt beachtet wissen, dass diese nicht ohne vorherige Anmeldung um Einlass bitten würden.
Geschädigte zeigen Taten oft aus Scham nicht an
Auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein gibt Carola Jeschke eine Einschätzung der Entwicklung der häufigsten Trickbetrüge im Land. Sie betont allerdings, dass die Fallzahlen, die dem LKA vorliegen, vorläufig sind und sich noch ändern könnten, wenn zum Beispiel nachträglich noch Fälle bekannt werden. "Zur Entwicklung der Fallzahlen beim WhatsApp-Betrug in Schleswig-Holstein können wir sagen, dass es landesweit ab April 2022 einen gravierenden Anstieg der vollendeten Taten gab. Im Zeitraum von April bis Oktober waren es monatlich rund 50 Vollendungen mit einem Gesamtschaden von etwa 1.000.000 Euro", sagt Jeschke. Gegen Ende des Jahres seien die Fälle häufiger geworden: "Im November verdreifachte sich die Anzahl der monatlichen Vollendungen bei einem Schaden von circa 250.000 Euro". Es sei auch zudem von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, da Geschädigte die Taten oft aus Scham nicht anzeigen würden.
Aber auch Betrüger scheitern
Zum Glück gibt es aber auch die Fälle, in denen Trickbetrüger auffliegen. In Itzehoe wurde beispielsweise eine 86-Jährige von einem falschen Polizeibeamten angerufen, der Enkel habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und nun würden 35.000 Euro Kaution gefordert. Die Rentnerin hob 15.000 Euro von der Bank ab und begab sich am späten Nachmittag mit einem Taxi zum vereinbarten Übergabeort im Itzehoer Innenstadtbereich. Glücklicherweise reagierte die Taxifahrerin auf diesen ungewöhnlichen Sachverhalt und alarmierte die Polizei. Auch inBremen scheiterte ein 37-jähriger mutmaßlicher Betrügeran einer 73-jährigen Frau. Er hatte sie über Tage mehrfach kontaktiert und versucht davon zu überzeugen, Gold zu kaufen und an ihn zu übergeben. Die Frau durchschaute den Betrugsversuch und informierte die Polizei. Die stellte dem Betrüger eine Falle und konnte ihn auf frischer Tat festnehmen.
Gespräch abbrechen, auflegen und den Notruf wählen - was man tun soll
Ob es die dubiose WhatsApp-Nachricht ist, der Schockanruf per Telefon oder die angeblichen Polizeibeamten oder Techniker vor der Tür - die wichtigste Regel lautet: Ruhe bewahren und im Zweifelsfall die Polizei benachrichtigen. "Bei den Telefonaten ist es wichtig, sich nicht in Gespräche verwickeln zu lassen, sondern eigenständig aufzulegen und 110 zu wählen", sagt auch Carola Jeschke vom LKA. Auch die Verbraucherzentraleinformiert zu den verschiedensten Betrugsmaschen und warnt davor, auf E-Mails, SMS oder WhatsApp-Nachrichten einzugehen, die oft darum bitten, sofort zu handeln, Geld zu überweisen - oder in Vorleistung zu gehen, um einen Gewinn entgegenzunehmen. Mehr denn je zuvor heißt es: Vorsicht ist besser als Nachsicht.