Fünf Gründe, warum Gartenabfälle nicht in den Wald gehören
Invasive Arten, Nährstoffeinträge, Schimmel: Wer Gartenabfälle aus Bequemlichkeit im Wald entsorgt, kann großen Schaden anrichten. Das gilt nicht nur für die Pflanzen-, sondern auch für die Tierwelt.
Gartenarbeit ist gesund und macht glücklicher - das jedenfalls sagen viele Studien. Vielleicht das Schönste an der Arbeit im Grünen: Wer im Garten wühlt, sieht danach genau, was er oder sie geschafft hat. Das einzige, was dort nach dem Frühjahrsputz noch stört, ist häufig ein Haufen voller Pflanzenreste, Rasenschnitt und altem Laub. Mit einem anstrengenden Gartentag in den Knochen wächst bei so manchem dann die Versuchung, sich des Grünabfalls auf einfachstem Wege zu entledigen. Doch wer wirklich einen grünen Daumen hat, entsorgt den Grünschnitt niemals im Wald, sondern dort, wo sie hingehören.
NABU und Landesjagdverband: Immer mehr Gartenabfälle im Wald
Naturabfälle einfach zurück in die Natur? Das ist illegal und wird laut Umweltbußgeldkatalog mit einer Strafe von bis zu 800 Euro geahndet. Verursacher können allerdings nur selten ermittelt werden. Der Naturschutzbund Schleswig-Holstein (NABU) und der Landesjagdverband beobachten, dass immer häufiger Gartenabfälle einfach in den Wald gekippt werden. Dabei gibt es sehr gute Gründe, das nicht zu tun. Wir haben die fünf wichtigsten zusammengefasst.
Grund 1: Durch Gartenabfälle erobern invasive Arten den Wald

"Viele Gartenbesitzer achten weniger auf heimische Arten, sondern mehr auf dekorative Pflanzen", sagt Carsten Pusch vom NABU. Ein Beispiel sei der Riesenbärenklau, der bis vor wenigen Jahren in Gärtnereien noch offiziell verkauft worden sei. Illegal entsorgte Gartenabfälle zum Beispiel mit Riesenbärenklau können gravierende Folgen für das Ökosystem Wald haben: "Wenn diese Pflanze irgendwo Fuß gefasst hat, ist sie kaum noch einzudämmen. Man muss sie dann sehr regelmäßig wiederholt über einen längeren Zeitraum bekämpfen", sagt Pusch. Heimische Arten würden verdrängt.
Andere Beispiele für invasive Arten seien die Amerikanische Traubenkirsche oder der Japanische Staudenknöterich, teilt der schleswig-holsteinische Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit. "Im Garten lauern eine Menge Arten, die gerade durch die Klimaerwärmung ganz neue Überraschungen bringen können", sagt Artenschutzexperte Rainer Borcherding vom BUND. Auch einige Wasserpflanzen sind demnach gefährlich, etwa das Nadelkraut. "Kleinste Triebstücke aus achtlos ausgekippten Aquarien reichen aus, um die Art in Schutzgebiete zu verschleppen. Sie kann dort nur noch durch das Zuschütten der ganzen Gewässer bekämpft werden", ergänzt Borcherding.
Grund 2: Nährstoffeinträge manipulieren die Vegetation
In weiten Teilen Schleswig-Holsteins ist der Boden eher nährstoffarm und sandig. Durch nährstoffreiche Gartenabfälle wird der Waldboden gedüngt. Das klingt für Laien erst einmal viel harmloser als es tatsächlich ist, erklärt Rainer Borcherding: "Man verfälscht den Boden, indem man ihn aufdüngt und dadurch für standortfremde Pflanzen besiedelbar macht. Die standortheimischen Waldpflanzen verschwinden dort, wo Gartenabfall hingekippt wird, langfristig." Jahre- oder jahrzentelang würden an solchen Stellen - zum Beispiel am Wegesrand oder an Waldparkplätzen - nur Brennnesseln oder Brombeeren wachsen.
Grund 3: Gartenabfälle gefährden Wildtiere
Pflanzen aus dem heimischen Garten können für Wildtiere giftig sein. Das gilt insbesondere dann, wenn Schimmel- und Gärungsprozesse einsetzen. "Frischer Rasenschnitt beginnt schnell zu faulen und kann bei Wildtieren zu Erkrankungen führen, wenn sie davon fressen. Durch Schimmelsporen können Erkrankungen wie Durchfall ausgelöst werden, was für unsere Wildtiere schnell sehr gefährlich werden kann", teilt der Landesjagdverband mit.
Grund 4: Wer mit schlechtem Beispiel vorangeht, zieht Nachahmer an
Auf Patrouille mit einem Förster im Wald bei Daldorf (Kreis Segeberg): Am Rande eines Waldparkplatzes liegt zurückgeschnittener Kirschlorbeer auf dem Waldboden, daneben ein Haufen Laub und große Mengen Obstbaumschnitt. "Wenn einer damit anfängt, wird es mehr. Es wird nicht lange dauern, dann liegen hier Plastikteile und Sperrmüll. Das ist die große Gefahr, wenn das hier liegen bleibt", sagt Thomas Jacobi, Revierleiter der Försterei Daldorf.
Auch im Kreis Schleswig-Flensburg kennt man das Problem: "Wenn irgendwo etwas liegt, kommen ständig Abfälle dazu. Deswegen ist für uns immer Eile geboten, damit aus einer Schubkarrenladung keine ganze Deponie wird", sagt Thorsten Roos, Fachbereichsleiter Umwelt im Kreis Schleswig-Flensburg.
Grund 5: Am Ende zahlt der Steuerzahler die Rechnung
In deutschen Wälden gilt das freie Betretungsrecht - öffentliche und private Waldeigentümer können sich gegen das Abladen von Gartenmüll deshalb kaum wehren. In den Landesforsten wird die Entsorgung dann von der öffentlichen Hand - zum Beispiel von Wegezweckverbänden - übernommen. "Das heißt, der Steuerzahler wird am Ende die Kosten tragen", sagt Mathis Jansen von der Unteren Forstbehörde. Es wäre also für alle günstiger, wenn Hobbygärtnerinnen und -gärtner nach dem nächsten Garteneinsatz einfach einen Grüngutplatz anfahren. Davon gibt es nämlich eine ganze Menge in Schleswig-Holstein.
