Dänische Autofahrer brauchen ab sofort deutsche Parkscheibe

Stand: 15.02.2023 20:20 Uhr

Im November hat sich die Stadt Flensburg dazu entschieden, Parken mit einer ausländischen Parkscheibe nicht mehr zu dulden. Bis Mittwoch lief eine Übergangsfrist.

von Frank Goldenstein

In dieser Zeit haben die Streifen der Verkehrsüberwachung bei ihren Kontrollen die dänischen Nachbarn mündlich auf die anstehende Änderung hingewiesen. Auf Knöllchen verzichteten sie bislang. Seit Donnerstag droht ihnen ein Verwarngeld von 20 Euro, wenn sie keine Parkscheibe benutzen, die den Vorschriften der deutschen Straßenverkehrsordnung entspricht.

Vorgaben für Parkscheiben genau geregelt

Zwei Mitarbeitende der Verkehrsüberwachung Flensburg begutachten Auto © NDR Foto: Frank Goldenstein
Dänischen Autofahrerinnen und -fahrern droht in Flensburg ein Verwarngeld von 20 Euro, wenn sie nicht die richtige Parkscheibe benutzen.

Die deutsche Straßenverkehrsordnung weist genaue Vorgaben und Maße für eine Parkscheibe aus: Sie muss 15 Zentimeter hoch und 11 Zentimeter breit sein, farblich blau mit weißer Schrift. Das Ganze nach DIN 6771, den Aufsichtsfarben für Verkehrszeichen. Die Scheibe muss eine Zeiteinteilung in volle und halbe Stunden ermöglichen und mit der Aufschrift "Ankunftszeit" versehen sein, natürlich auch hier nach DIN 1451, den Schriften für den Straßenverkehr.

Dänische Parkscheibe entspricht nicht deutschen Vorgaben

Bei unseren Nachbarn in Dänemark sieht die Parkscheibe etwas anders aus. Dort gibt es eine Uhr mit Ziffern und einem Zeiger. Hier wird nicht das Ziffernblatt gedreht, sondern der Uhrzeiger. Die Scheiben sind zudem durch das Wort "Ankomst" gekennzeichnet. Bei vielen Fahrzeugen im nördlichen Nachbarland ist die Parkscheibe direkt innen an der Windschutzscheibe angeklebt.

Gleichbehandlung steht im Vordergrund

Bislang konnten Däninnen und Dänen mit ihrer Parkscheibe auch problemlos in Flensburg parken. Nun wird ein Verwarngeld fällig. Die Stadt Flensburg hat eine mediale Kampagne in Dänemark gestartet, um möglichst viele Nachbarn darauf aufmerksam zu machen.

Der Leiter der Verkehrsüberwachung beruft sich auf die Gleichbehandlung. Denn deutsche Autofahrerinnen und Autofahrer, die eine rote oder pinke Parkscheibe oder gar einen selbst geschriebenen Zettel hinter die Windschutzscheibe legen, werden ebenfalls zur Kasse gebeten. Vermutlich haben sich einige beschwert und verlangen, genauso nachsichtig behandelt zu werden, wie dänische Autofahrer. Dazu war das Ordnungsamt der Stadt aber nicht bereit. Nun müssen also alle zahlen, die keine oder eine falsche Parkscheibe benutzen - egal ob Dänen oder Deutsche.

Ansturm auf doppelte Parkscheibe in Dänemark

Die Lösung für alle dänischen Nachbarn liegt im Regionskontor in Pattburg aus. Hier lassen sich normalerweise Grenzpendlerinnen und -pendler und Unternehmen aus der Grenzregion beraten zu Themen wie Sozialversicherung, Arbeits- oder Steuerrecht. Aktuell machen viele Däninnen und Dänen einen Abstecher dorthin, um sich am Empfang eine doppelte Parkscheibe zu sichern - auf der einen Seite die dänische Uhr und auf der anderen die korrekte deutsche Parkscheibe. Vor zwölf Jahren hat der Regionskontor diese erstmals drucken lassen. So einen Ansturm wie seit Ende November habe er aber noch nie erlebt, sagt der Leiter Peter Hansen. 3.000 deutsch-dänische Parkscheiben hat er gerade nachgeordert, um möglichst viele Menschen vor Strafzetteln in Flensburg zu bewahren.

Auf dänischer Seite ist die ganze Parkscheiben-Thematik übrigens deutlich entspannter, sagt Hansen. Hier dürfen Autofahrerinnen und Autofahrer mit einem deutschen Nummernschild auch deutsche Parkscheiben benutzen. Weniger entspannt sind die dänischen Nachbarn bei Parken ohne Scheibe oder Parkticket. Dann winken laut Hansen nördlich der Grenze Geldstrafen von 100 Euro.

Ratsfraktionen kritisieren "falsches Signal"

So teuer wird es in Flensburg nicht. Dennoch kritisieren gleich zwei Ratsfraktionen den Vorgang als völlig falsches Signal. "Flensburg profitiert enorm von dänischen Tagesgästen und Tourismus", sagt zum Beispiel der FDP-Fraktionsvorsitzende Christoph Anastasiadis. Die SSW-Ratsfrau Susanne Schäfer-Quäck fordert in einer deutsch-dänischen Grenzstadt "mehr Fingerspitzengefühl" vom Ordnungsamt und sieht den Oberbürgermeister in der Pflicht. Er müsse im Sinne der vielen dänischen Touristen eingreifen.

Die Zahl der Orte, an denen in der dortigen Innenstadt mit Parkscheibe geparkt werden kann, ist außerdem überschaubar. Auf den großen Parkplätzen am Hafen beispielsweise sind Parkscheine erforderlich - und die muss jeder lösen, der ein Knöllchen vermeiden will, unabhängig von Nationalität und Kennzeichen.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 15.02.2023 | 19:30 Uhr

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