Corona-Folgen: UKSH Kiel erforscht Long Covid
Der erste bekannt gewordene Coronavirus-Fall in Schleswig-Holstein ist heute auf den Tag genau drei Jahre her. Eine Studie am UKSH in Kiel untersucht nun die Langzeitfolgen für die Betroffenen.
Nicht mehr riechen und schmecken können, Herzprobleme, Panikattacken oder sogar Demenz: All das registrieren Mediziner in der Folge einer Corona-Infektion. Teilweise auch, wenn diese asymptomatisch verlaufen ist und sich die Betroffenen schon lange wieder gesund gefühlt haben. Studien stellten fest, dass das Risiko für einen Herzinfarkt, Demenz oder Epilepsie noch Jahre nach einer Corona-Infektion deutlich erhöht ist. Corona ist somit keine reine Atemwegsinfektion, sondern eine Multiorganerkrankung. Die Forschenden wollen in der Covidom genannten Studie unter anderem klären, welche Faktoren ein sogenanntes Post-Covid-Syndrom begünstigen könnten.
Auch seltene Post-Covid-Phänomene sollen aufgedeckt werden
Mehr als 2.000 Menschen nehmen allein in Kiel an der Studie teil. An weiteren Standorten in Würzburg und Berlin sind es nochmal jeweils 500 Studienteilnehmer. Gestartet ist die Untersuchung Ende 2020. "Mehr als 3.000 Menschen, die eine Corona-Infektion durchgemacht haben, sind für so eine Studie eine vergleichsweise hohe Zahl. Sie erlaubt es gegebenenfalls auch, seltene Post-Covid-Phänomene aufzudecken", erklärt Studienleiter Thomas Bahmer. Die Teilnehmenden sollen jährlich auf entsprechende Symptome untersucht werden.
Erstes Ergebnis: Post-Covid-Score
Die Kieler Forschenden haben einen Score entwickelt, der Medizinerinnen und Medizinern helfen soll, Patienten zum richtigen Facharzt zu schicken. "Es geht darum, Menschen mit Verdacht auf Post Covid oder diagnostiziertem Post Covid medizinisch zu beschreiben. Dabei gibt es zwölf Symptombereiche, die je nach Schwere einen Punktwert erhalten", erklärt der Pneumologe Bahmer. "Dieser Score soll Ärzten helfen zu entscheiden, welche Patienten am dringendsten Hilfe brauchen und welcher Facharzt dafür geeignet ist." Das können zum Beispiel Kardiologen, HNO-Ärzte oder Lungenspezialisten sein. Neu sei, dass der Score das ganze Symptomspektum von Post Covid abbilde.
Risikogruppen sollen identifiziert werden
Die Teilnehmenden sollen in der Studie über mehrere Jahre begleitet werden. "Das ist bei vielen anderen internationalen Untersuchungen nicht der Fall. Wir wollen hier viel Ausdauer zeigen und beobachten, was von den Symptomen über die Jahre übrig bleibt." Außerdem soll geklärt werden, welche Risikogruppen besonders gefährdet sind, Post Covid zu entwickeln und was man dagegen tun kann. "Bei den Akuterkrankungen kennen wir die Risikogruppen für einen schweren Verlauf. Das sind vor allem alte Menschen und Patienten mit Gefäßvorerkrankungen wie zum Beispiel Bluthochdruck oder Diabetes", sagt Bahmer. Beim Post-Covid-Syndrom sei dagegen noch vieles unklar.
Post Covid von anderen Erkrankungen abgrenzen
"Es geht auch darum, einen Beitrag für unser Gesundheitssystem zu leisten. Patienten mit entsprechenden Langzeitsymptomen werden zwar nicht mehr die Notaufnahmen belasten wie in der Pandemie, sehr wohl aber die ambulante Versorgung", erklärt der Pneumologe. Eine Herausforderung sei, das Post-Covid-Syndrom von anderen Erkrankungen abzugrenzen, die nur zufällig nach einer Corona-Infektion entstanden sind. "Da gibt es zwar einen zeitlichen Zusammenhang, aber keinen ursächlichen. Das heißt, die Krankheit hat dann nichts mit den Coronaviren zu tun."
Die Studie ist auf mehrere Jahre angelegt. Aktuell werden Daten gesammelt und ausgewertet. Wann die Studienergebnisse vorliegen, ist noch unklar.