Büsum: Schweinswalen in Nord- und Ostsee geht es schlecht
Beim sogenannten Totfundmonitoring werden wichtige Daten gesammelt, die zeigen, wie es Meeressäugetieren wie Schweinswalen geht. Die Experten vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung in Büsum sind besorgt.
218 tote Schweinswale und 23 Kegelrobben wurden zwischen März 2022 und Februar 2023 an den Küsten Schleswig-Holsteins gefunden. Forschende vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) in Büsum (Kreis Dithmarschen) haben einige der Kadaver untersucht, um herauszufinden, woran die Tiere sterben und wie es den Populationen geht.
Großteil der Schweinswale erreicht nur die halbe Lebenserwartung
Das Ergebnis: Die Bestände der Schweinswale in der Nord- und Ostsee sind in keinem guten Zustand. Laut dem am Montag vorgestellten Bericht stirbt ein Großteil der Schweinswale im Alter von unter zehn Jahren. Schweinswale können eigentlich mehr als 20 Jahre alt werden und sind erst zwischen drei und fünf Jahren geschlechtsreif.
Tiere sind starken Belastungen ausgesetzt
Die untersuchten Tiere verendeten laut Bericht aufgrund von Infektionskrankheiten wie Parasitenbefall oder Lungenentzündungen, aber auch Beifang und Auswirkungen von Unterwasserlärm wurden als Todesursache festgestellt. Weitere Ursachen waren Giftstoffe im Meer, die das Immunsystem der Schweinswale schwächten und Plastikmüll, der ihren Magen verstopfte.
ITAW-Leiterin Prof. Ursula Siebert sprach von hohen Belastungen und erwartet erhebliche Auswirkungen auf die Überlebens- und Reproduktionsfähigkeit der Schweinswale. Es brauche effektive Schutzmaßnahmen, die an allen Belastungsfaktoren ansetzen. Ein effektives Instrument sei beispielsweise der Nationalpark Wattenmeer, in dem immer mehr Schweinswale Schutz suchten. Die Schutzgebiete in der Ostsee seien zu klein, so Siebert.
Monitoring soll umfassende Daten liefern
Insgesamt wurden 20 Schweinswale und 23 Kegelrobben untersucht. Bei der Vorstellung der Ergebnisse war auch Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) anwesend, der zuvor die Obduktion eines auf Sylt (Kreis Nordfriesland) gefundenen Schweinswals verfolgt hatte. Für Goldschmidt sind die Ergebnisse des Instituts ein weiteres Alarmsignal mit Blick auf den Zustand der Meere und ihrer Bewohner: "Die politische Antwort ist so dringlich wie klar. Es braucht effektive Maßnahmen, die Belastungen unserer Meeresumwelt zu reduzieren." Er bringt in dem Zusammenhang erneut einen möglichen Nationalpark ins Spiel, in dem es mehr Ruhe- und Rückzugsräume geben könnte.
Beim sogenannten Totfundmonitoring werden jedes Jahr Meeressäugetiere untersucht. Das liefert nach Angaben des Umweltministeriums wichtige Erkenntnisse über den Gesundheitszustand und die Todesursachen.