Deutschlandticket kommt: Verkehrsbetriebe haben noch Fragen
Bund und Länder haben sich auf das Deutschlandticket verständigt - nun geht es an die Umsetzung. Niedersachsen reagiert positiv auf die Pläne. Es gibt aber weiterhin auch kritische Stimmen.
Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) hält die Einführung für einen großen Durchbruch. Er spricht von einer "Revolution für den Nahverkehr". Das Deutschlandticket sei die Chance, dem Flickenteppich der Tarife ein Ende zu setzen. Das Land plant neben der Einführung dieses Tickets für monatlich 49 Euro auch ein 29-Euro-Ticket. Es soll laut rot-grünem Koalitionsvertrag für Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Freiwilligendienst-Leistende gelten und innerhalb Niedersachsens nutzbar sein.
Verkehrsverbünde begrüßen Einigung von Bund und Ländern
Auch die niedersächsischen Verkehrsverbünde begrüßen das Ticket grundsätzlich. Gerade die Tatsache, dass sich Bund und Länder darauf einigen konnten, die Kosten hälftig zu übernehmen kommt gut an. In der Vergangenheit gab es immer wieder Sorge, dass es zu Liquiditäts-Engpässen kommen könnte.
Branche hatte im Vorfeld vor Mehrkosten gewarnt
So hieß es etwa von den Stadtwerken Osnabrück, die den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in der Stadt betreiben, es gebe jetzt die nötige Planungssicherheit, um das Ticket umzusetzen. Die Branche hatte im Vorfeld gemahnt, Mehrkosten dürften nicht auf die Kommunen und Verkehrsunternehmen abgewälzt werden. Dennoch bleibt eine gewisse Skepsis: Der Landkreis Emsland und die Emsländische Eisenbahn teilten mit, es werde von "entscheidender Bedeutung sein, wie sich die Finanzierung des neuen Tickets vom Bund über das Land bis hin zu den einzelnen Verkehrsunternehmen darstelle". Es müsse für die Betriebe auch künftig möglich sein, "auskömmlich" zu wirtschaften.
Unternehmen rechnen mit mehr Fahrgästen
Im Emsland zeigte man sich gleichzeitig zuversichtlich, dass mit dem neuen Angebot viele Menschen Busse und Bahnen nutzen werden, die das bisher nicht tun. Auch die Nordwestbahn in Osnabrück rechnet mit mehr Fahrgästen durch das Angebot - und begrüßte ausdrücklich das Ziel der Politik, mit dem Deutschlandticket "den Zugang und die Attraktivität des ÖPNV" zu verbessern.
Rahmenbedingungen sind noch unklar
"Wir sind guten Mutes, dass jetzt alles klappt", sagt eine Sprecherin des Verkehrsverbundes Braunschweig. Allerdings sieht auch sie noch ein paar Unwägbarkeiten: Es sei noch unklar, wie das 49-Euro-Ticket ankomme. "Bei dem 9-Euro-Ticket war die Nachfrage groß, wie das bei dem neuen Ticket aussieht, muss sich erst noch zeigen." Außerdem sei ungeklärt, welche Rahmenbedingungen für das vergünstigte Ticket gelten. Das gilt beispielsweise für die Fahrradmitnahme und die Übertragbarkeit der Fahrkarte. Auch die Verkehrsgesellschaft Hameln-Pyrmont hat Fragen - etwa, was den Vertrieb des Tickets angeht.
Opposition im Landtag zeigt sich skeptisch
Sebastian Lechner, Fraktionsvorsitzender der CDU sieht in der Einigung derweil noch keinen Durchbruch. "Wir werden sehen, ob die finanziellen Angebote, die jetzt auf dem Tisch liegen, reichen, um die Verkehrsverbünde davon zu überzeugen, das auch flächendeckend einzuführen", sagt er.
Landesarmutskonferenz: "Arme Menschen können sich Ticket nicht leisten"
Kritisch äußern sich weiterhin die Sozialverbände. "Das 49-Euro-Ticket hilft Pendlerinnen und Pendlern und ist ein guter Beitrag für den ökologischen Fortschritt, allerdings können es sich arme Menschen nicht leisten", sagte Klaus-Dieter Gleitze von der Landesarmtskonferenz dem NDR in Niedersachsen. Die Menschen, die ohnehin an den Rand der Gesellschaft gedrängt würden, würden weiter benachteiligt. "Gerade für die Jobsuche ist ein günstiges Ticket notwendig." Ende November hatte bereits ein breites Bündnis aus Gewerkschaften und Verbänden gefordert, ergänzend zum Deutschlandticket ein bundesweites Sozialticket für maximal 29 Euro einzuführen.
Deutschlandticket kommt voraussichtlich im Frühling
Viele der niedersächsischen Verkehrsunternehmen versicherten, sie würden nun alles dafür tun, den Beschluss von Bund und Ländern umzusetzen. Die Landesregierung geht davon aus, dass das 49-Euro-Ticket Ende März, Anfang April kommen kann.