Wetter sorgt für holprigen Start bei Zuckerrübenernte in MV
Die Zuckerrübenernte in Mecklenburg-Vorpommern hat begonnen. Auf mehr als 23.000 Hektar ziehen Landwirte die Ackerfrucht in den kommenden Wochen aus der Erde. Doch Hitze und Trockenheit der vergangenen Wochen machen den Bauern Probleme.
Bei der Zuckerrübenernte stehen die gut 323 Anbaubetriebe in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr vor besonderen Herausforderungen. Denn das Wetter war zu Beginn der Ernte vor einigen Tagen alles andere als optimal: Trockenheit und Hitze erschwerten die Rodung der Felder und die Lagerung der Rüben.
Trockenheit erschwert das Roden
Die Ackerböden sind durch die Hitze und wenig Regen in den vergangenen Wochen vielerorts trocken und hart. Dadurch können die tonnenschweren Rübenroder nur verhältnismäßig langsam ernten. Wie die Erfahrungen früherer Jahre zeigen, kann es dann durchaus zu Situationen kommen, in denen die Rodung zeitweise gar nicht möglich ist. Da helfe auch der Regen der vergangenen Tage nicht viel, sagte Landwirt Bosse Klepper aus Kemnitz bei Greifswald NDR 1 Radio MV. Das sei eher der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein.
Längeres Lagern vermindert Qualität der Rüben
Bevor Klepper seine geernteten Rüben in die Zuckerfabrik nach Anklam transportieren lässt, lagert er sie am Feldrand. Dort habe ihnen schon die Hitze vom Wochenende gehörig zugesetzt. Durch das Auf- und Abladen bei der Ernte bekommen viele Rübe kleinere Beschädigungen, wie zum Beispiel Abschürfungen und Druckstellen. Zwar sorgt ein biologischer Mechanismus in der Rübe dafür, dass die beschädigten Stellen bestmöglich regeneriert werden. Dafür wird aber die Energie aus dem in der Frucht eingelagerten Zucker umgesetzt - mit dem Ergebnis, dass der Zuckergehalt der Rüben sinkt.
Anklamer Zuckerfabrik startet Kampagne
Begrüßenswert für die Rübenanbauer ist daher der Start der Rübenkampagne in der Zuckerfabrik in Anklam - die Fabrik hat ihre mehrmonatige Verarbeitungsphase am Dienstag aufgenommen. Der Begriff "Kampagne" kommt ursprünglich aus dem Militär und bedeutet sinngemäß Feldzug. Die Verarbeitungsphase einer Zuckerfabrik wird so genannt, weil sie ähnlich eines Feldzuges bis ins kleinste Detail durchgeplant ist. Einmal hochgefahren laufen die Maschinen der Fabriken in der Regel, bis alle Rüben verarbeitet sind. Von nun an können die Rüben also im Akkord in Anklam angeliefert und weiterverarbeitet werden. Die zur niederländischen "Cosun Beet Company" (CBC) gehörende Fabrik stellt unter anderem Dicksaft, Zucker und Bioenergie her. In Anklam soll die Kampagne 135 Tage dauern, also bis Mitte Januar.
Zuckergehalt zu Beginn durchschnittlich
Im Gebiet Vorpommern wurden vor einigen Wochen schon erste Rüben-Proben von den Äckern gezogen. Laut der Zuckerfabrik in Anklam lag der Brix-Wert - also der Zuckergehalt der Rüben - bei 16,2 Prozent. Das ist ein recht guter Wert. Jetzt bei den Frührodungen zu Beginn der Zuckerrübenernte ist es allerdings üblich, dass der Zuckergehalt nicht so hoch ist wie im späteren Verlauf der Rübenkampagne. In den nächsten Monaten wird dieser Wert also höchstwahrscheinlich noch ansteigen: Die Rüben, die später vom Feld in die Fabrik kommen, konnten länger Zucker bilden. Bis zu 22 Prozent sind bei einigen Sorten möglich. Zufrieden wären die Anklamer Verarbeiter mit Werten um die 18 bis 20 Prozent. Aufgrund des zuletzt reichlichen Sonnenscheins rechnet die Fabrik damit, dass die Werte auch erreicht werden.
Anbauverband rechnet mit guter Erntebilanz
Dem Zuckerrüben-Anbauverband des Landes zufolge erwarte man in diesem Jahr ein relativ gutes Ergebnis was den Zuckergehalt angeht und durchschnittliche Erntemengen. Die niederschlagsreichen Monate aus dem Frühjahr und Frühsommer seien sehr wichtig für die "Königin der Ackerfrüchte" gewesen - so wird die Zuckerrübe auch genannt, weil sie als sehr anspruchsvolle Bodenfrucht gilt. Sie braucht zum Wachsen besonders nährstoffreiche Böden mit guter Wasserversorgung und ein warmes Klima. Wenn alles gut läuft, könnten die Landwirte im Land insgesamt bis zu 1,7 Millionen Tonnen Zuckerrüben ernten. Die Produktion in der Anklamer Zuckerfabrik entspricht rund sieben Prozent der Gesamtproduktion in Deutschland.