Überraschung bei MV-SPD: Kandidatin für EU-Wahl vorn auf Bewerberliste
Die gebürtige Tessinerin Sabrina Repp (SPD) kann sich Chancen auf einen Einzug ins EU-Parlament ausrechnen. Die 24-Jährige schafft es am Sonntag beim Europa-Parteitag der SPD in Berlin auf einen vorderen Listenplatz.
Das gab es noch nie bei der SPD in Mecklenburg-Vorpommern: Die Regierungspartei von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat im Wettbewerb mit anderen SPD-Landesverbänden einen aussichtsreichen Listenplatz für die Europawahl am 9. Juni "ergattert". Die Bewerberin der Landes-SPD, die Politikwissenschaftlerin Sabrina Repp aus Rostock, schaffte es beim Europaparteitag der Bundes-SPD am Sonntag in Berlin auf Listenplatz 11. Diese Position gilt auch bei weiter niedrigen Umfragewerten für die SPD als aussichtsreich. Nach fünf Jahren ohne Abgeordnete in Straßburg und Brüssel hätte die Landes-SPD wieder eine eigene EU-Abgeordnete.
Hoffmann scheiterte 2019
Noch 2019 scheiterte die damalige SPD-Bewerberin Iris Hoffmann. Der Parteitag wählte die Bewerberin aus dem Nordosten nur auf den hinteren Listenplatz 19. Das reichte nicht. Nur SPD-Bewerber bis Platz 16 zogen angesichts des vergleichsweise mageren SPD-Wahlergebnisses von 15,8 Prozent ins EU-Parlament ein. Die SPD in Mecklenburg-Vorpommern ging leer aus. Das soll sich für die Regierungspartei in diesem Jahr nicht wiederholen.
Mehr Mitsprache für den Osten
SPD-Landesverbände aus dem Osten hatten deshalb vor dem Listenparteitag ein gemeinsames Vorgehen verabredet. Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt agierten gemeinsam, ebenso wie Sachsen und Thüringen. Die Parteispitze präsentiere eine Bewerberliste, die zwei ostdeutsche Kandidaten unter die ersten Elf platzierte. Und der Parteitag hat den Vorschlag am Sonntag mitgetragen. Vor den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Ländern, in den die SPD in den Umfragen weit hinten liegt, will die Partei auch eine Botschaft vermitteln: Innerparteilich soll der Osten mehr zu sagen bekommen. Das hat Schwesig immer wieder eingefordert.
Rückendeckung für Repp
Schwesig hat Repps Kandidatur gefördert. Dabei ist die Bewerberin ein echter Politikneuling. Sie ist Mitglied im Juso-Landesvorstand und leitet das Wahlkreisbüro des SPD-Fraktionschef im Landtag, Julian Barlen. Repp hat die Rückendeckung auch der übrigen Parteigranden in Mecklenburg-Vorpommern. Bei der "Vor-Wahl" im eigenen Landesverband scheiterte ihr Gegenkandidat, Thomas Salzmann, der auf seine langjährigen Erfahrung verwies - ohne Erfolg. Repp stellt drei Eigenschaften in den Mittelpunkt: "Jung, Frau und ostdeutsch". Gerade diese ostdeutsche Perspektive betont sie auch aus persönlichen Gründen: "Mein Vater ist Maler, meine Mutter arbeitet als Reinigungskraft, ich habe mitbekommen, was es bedeutet, wenig Geld zu haben und beispielsweise schlecht bezahlt zu werden. Damals gab es noch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder 1-Euro-Jobs. Das hat natürlich mein Blick auf die Politik geprägt."
Wahlkampf auf Social Media
Repp sagte nach der Nominierung, sie wolle die Menschen in den Blick nehmen, die es schwerer hätten. Gerade in Europa gebe es noch immer große Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten im Westen und Osten, beispielsweise bei Bezahlung oder Industrieansiedlung. Und da, meinte Repp, "haben wir noch einiges vor uns". Ihr Chef, Fraktionschef Barlen, beglückwünschte sie noch am Sonntag zum "besten Listenplatz, den die SPD in MV je hatte". Er freue sich auf einen "engagierten" Wahlkampf, sagte Barlen. Den soll es auch auf Social Media geben. Repp zeigt sich da gerne von ihrer privaten Seite. Mit ihrem Lebensgefährten, einem Wahlkreismitarbeiter der SPD-Bundestagsabgeordneten Katrin Zschau, präsentierte sie sich in heimischer Kulisse - mit zwei weißen Katzen im Arm vor dem Weihnachtsbaum und dem Kratzbaum.