Eine Offshore-Windanlage. © picture alliance / Zoonar | Fokke Baarssen Foto: Fokke Baarssen
Eine Offshore-Windanlage. © picture alliance / Zoonar | Fokke Baarssen Foto: Fokke Baarssen
Eine Offshore-Windanlage. © picture alliance / Zoonar | Fokke Baarssen Foto: Fokke Baarssen
AUDIO: Sicherheitsbedenken im Ostseeraum: Schweden stoppt Pläne für Windparks (1 Min)

Sicherheitsbedenken im Ostseeraum: Schweden stoppt Pläne für Windparks

Stand: 05.11.2024 12:56 Uhr

Schweden will auf fast alle geplanten Windparks in der Ostsee verzichten. Der Grund sind nach Angaben der schwedischen Regierung Folgen für die Verteidigungsfähigkeit des Landes, die von Offshore-Windparks ausgehen.

Wegen möglicher Folgen für die Verteidigungsfähigkeit des Landes will Schweden die Planungen für zahlreiche Windparks in der Ostsee auf Eis legen. Die schwedische Regierung hat am Montag über 14 Projekte entschieden. Davon wurde nur eines genehmigt, für die übrigen 13 Windparks werde es keine Baugenehmigung geben, hieß es. Für zehn weitere Projekte steht ein Beschluss noch aus. Drei der Offshore-Anlagen hätten nahe der Seegrenze zu Deutschland gebaut werden sollen.

Jonson: Anlagen erschweren militärische Aufklärung

Die Windparks waren laut schwedischen Medien vor den Åland-Inseln im Norden entlang der gesamten Ostküste Schwedens bis zum Öresund geplant. Die Anlagen hätten jedoch "inakzeptable Auswirkungen auf die Verteidigungsinteressen", sagte Verteidigungsminister Pål Jonson auf einer Pressekonferenz. Das neue NATO-Mitglied befürchtet, dass die Windturbinen Radaranlagen stören könnten, die zum Orten von Schiffen, Flugzeugen und Drohnen benötigt werden. Auch U-Boote könnten wegen der Windkraftanlagen schwer entdeckt werden, so Jonson. Außerdem würde sich die Vorwarn-Zeit für einen Raketenangriff von zwei Minuten auf nur eine Minute halbieren.

Weitere Informationen
Ein Marineschiff patrouilliert vor dem Windpark "Wikinger" auf der Ostsee vor der Insel Rügen. © picture alliance / Jens Koehler | Jens Koehler Foto: picture alliance / Jens Koehler | Jens Koehler

Spionage und Sabotage: Voller Schutz kritischer Infrastruktur "illusorisch"

Durch die Ostsee verlaufen Tausende Kilometer an Datenleitungen, Stromtrassen und Pipelines. Für deren Schutz muss noch viel getan werden. mehr

Sicherheitsbedenken im Ostseeraum nehmen zu

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat sich die Sicherheitslage in der Ostsee verschärft. So kam es im vergangenen Jahr etwa vermehrt zu Einsätzen von NATO-Jets im sogenannten "Air Policing", also der Polizeiarbeit der NATO in der Luft. In den meisten Fällen fingen NATO-Jets russische Militärflugzeuge ab, die sich unangekündigt und ohne die Übermittlung von Positionsdaten über der Ostsee bewegten. Die russische Exklave Kaliningrad als wichtige Marine- und Raketen-Basis ist nur rund 300 Kilometer von der schwedischen Küste entfernt. Das sei der Grund dafür, dass Offshore-Windkraft in der Ostsee militärisch betrachtet schwierig sei, so Jonson.

Genehmigungsverfahren in Schweden

In vielen Ländern geben Regierungen gewisse Gebiete für die Nutzung als Offshore-Windpark frei und im Anschluss konkurrieren Firmen um Exklusivrechte. In Schweden läuft das Genehmigungsverfahren für die Anlangen anders ab: Dort stellen Unternehmen einen Antrag auf ein Gebiet ihrer Wahl und bekommen dann eine Genehmigung oder eben nicht. Ob es auch deshalb zu mehr Absagen kommt, ist unklar.

Pistorius: Ostseeraum bedeutend für Sicherheit Europas

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte erst kürzlich die Bedeutung des Ostseeraumes für die Sicherheit Europas hervorgehoben. Dies sei mit der fortlaufenden Aggression Russlands gegen die Ukraine in unmittelbarer Nachbarschaft noch deutlicher geworden. Deshalb übernehme die deutsche Marine mit einem neuen Hauptquartier in Rostock Aufgaben der Nato, die dadurch ihre Verteidigungsbereitschaft in der Ostsee-Region stärken will. Deutschland, das in dem Nato-Bündnis die größte Marine in der Ostsee stellt, übernahm die regionale Führungsrolle zum ersten Oktober.

Weitere Informationen
Das Verlegeschiff "Audacia" des Offshore-Dienstleisters Allseas verlegt in der Ostsee vor der Insel Rügen Rohre für die Gaspipeline Nord Stream 2. (Luftaufnahme mit einer Drohne/Copter) © dpa-Bildfunk Foto: Bernd Wüstneck

Zeugenbefragung: Wollte Russland NATO-Daten zur Ostsee?

Russland soll im Zuge der Genehmigung der Nord-Stream-2-Pipeline versucht haben, an geheime NATO-Daten zu gelangen. mehr

Das russische Meeresexpeditionsschiff "Admiral Vladimirsky" im Juli 2020 bei einer Schiffsparade © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Alexei Druzhinin/Kremlin Pool Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Alexei Druzhinin/Kremlin Pool

Russlands Spionage-Schiffe: Sorge vor Unterwasser-Sabotage

Eine skandinavische Recherchegruppe hat aufgedeckt, dass russische Schiffe verstärkt westliche kritische Infrastruktur in Nord- und Ostsee ins Visier nehmen. mehr

Das Commander Task Force Baltic (CTF Baltic) in Rostock. © Bernd Wüstneck

Maritimes Hauptquartier in Rostock: Experten weisen Kritik aus Russland zurück

Russland sieht im Projekt einen Verstoß gegen den Zwei-plus-Vier-Vertrag, der NATO-Truppen in Ostdeutschland verbietet. Ein Faktencheck. mehr

Monteure arbeiten an riesigen Metallrohren für Fundamente von Off-Shore-Windkraftanlagen, die im Großrohrwerk EEW Special Pipe Constructions im Seehafen gebaut werden. © picture alliance/dpa Foto: Jens Büttner

Energiewende: Zu wenig Platz für Offshore-Boom in Rostock

Der Markt für Offshore-Windturbinen boomt - und beim Hersteller für die speziellen Fundamentrohre, EEW, wird es zu eng. mehr

Windparks Arkona © dpa-Bildfunk Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Genehmigung für Windpark Gennaker erteilt: Mehr als 100 Windräder

Die etwa 200 Meter hohen Windräder sollen in der Ostsee nördlich der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst errichtet werden. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 04.11.2024 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Meer und Küste

Windenergie

Offshore

Energie

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Ein Mann sitzt mit einem Glas Bier an einem Tisch und raucht eine Zigarette. © Colourbox

Suchtbericht: Alkohol bleibt in MV ein schwerwiegendes Problem

Als problematisch sieht Gesundheitsministerin Stefanie Drese vor allem die "unkritische Einstellung der Gesellschaft zum Alkoholkonsum". mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern