Sheriffs der Lüfte: "Air Policing" durch die Alarmrotte in Laage
Immer wieder starten Kampfjets der Alarmrotte aus Laage, um russische Militärflugzeuge über der Ostsee abzufangen. Wie die Alarmrotten arbeiten, erklärt NDR Experte Carsten Schmiester.
Sie starten immer dann, wenn am Rande des NATO-Luftraums unbekannte Militärmaschinen geortet werden: die Piloten der Alarmrotte aus Laage in der Nähe von Rostock. So etwa, wenn sich eine fremde Militärmaschine dem deutschen Luftraum nähert - ohne Flugplan und Kontakt zur zivilen Flugsicherung. Für die Piloten aus Laage ist das allerdings Routine. Wie so ein Einsatz abläuft, erklärt Carsten Schmiester aus dem NDR Ressort Sicherheitspolitik.
Piloten müssen 15 Minuten nach Alarm starten
Demnach läuft ein Einsatz der Alarmrotte wie folgt ab: Wird ein Flugzeug unangekündigt in der Nähe des deutschen Luftraums geortet, informiert die NATO die Piloten in Laage. Diese sollen dann innerhalb von 15 Minuten in der Luft sein und werden zu dem fraglichen Flugzeug geführt. Dort versuchen sie, Kontakt aufzunehmen. Das ist per Funk oft gar nicht möglich, sodass die Piloten auch auf andere Methoden zurückgreifen müssen. "Da gibt es Handzeichen, da gibt es Zeichen, wie man mit dem Flugzeug agiert, zum Beispiel dass durch das Bewegen der Tragflächen Bewaffnung gezeigt wird", erläutert Schmiester. So werde darauf gedrängt, dass die Maschine die Nähe zum deutschen Luftraum verlässt. Wenn dies erfolge, sei der Einsatz der Alarmrotte beendet.
Militärmaschinen übermitteln oft keine Positionsdaten
Militärflugzeuge gelten als staatliche Maschinen, im internationalen Luftraum gelten für sie damit nicht dieselben Regeln wie für Maschinen des zivilen Luftverkehrs. So sind sie etwa nicht dazu verpflichtet ihre Transponder, die Positionsdaten und weitere Fluginformationen übermitteln, eingeschaltet zu haben. Davon würden russische Besatzungen auch Gebrauch machen und ihre Transponder in den meisten Fällen inaktiv lassen. Um herauszufinden, wie sich eine solche Maschine bewegt, dienten dann die Alarmrotten. So soll auch gefährlichen Annäherungen an den zivilen Flugverkehr vorgebeugt werden.
Experten-Einschätzung: Annäherungen sollen "nerven"
Schmiester schätzt die tatsächliche Bedrohung durch Annäherungen russischer Maschinen als gering ein: "Wir vermuten, die wollen die NATO prüfen. Sie wollen sehen: Wie lange dauert es eigentlich, bis die Alarmrotte bei uns ist?" Zudem sieht er ein noch ein weiteres mögliches Motiv hinter den unangekündigten Flügen: "Ein bisschen ist es, glaube ich, auch eine Katz-und-Maus-Taktik, da soll die Gegenseite auch durchaus genervt werden", so der Sicherheitsexperte. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Einsätze von NATO-Jets im sogenannten "Air Policing", also der Polizeiarbeit der NATO in der Luft, deutlich gestiegen. Das vermeldete die Agentur Reuters unter Berufung auf NATO-Kreise. Diese seien immer durch russische Maschinen ausgelöst worden, die im internationalen Luftraum nahe an NATO-Gebiet geflogen seien.