Hochrisikospiele im Profifußball: Urteil zu Polizeikosten
Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass die Bundesländer die Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen im Profifußball den Vereinen in Rechnung stellen dürfen. Diese Entscheidung sorgt für Diskussionen.
Hochrisikospiele im deutschen Profifußball, wie etwa Derbys oder Begegnungen mit langer Rivalität, ziehen nicht nur zahlreiche Fans an, sondern führen häufig auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen unter den Anhängern. Diese Konflikte erfordern oft den Einsatz einer erheblichen Zahl von Polizeikräften. Allein in der Saison 2022/2023 waren es 52 Hochrisikospiele in den ersten beiden Ligen, bei denen regelmäßig Tausende von Polizisten im Einsatz waren. Diese Polizeieinsätze verursachen hohe Kosten, die überwiegend von den Steuerzahlern getragen wurden.
Kritik an der Entscheidung der Vereine
Jürgen Wehlend, Vorstandsvorsitzender von Hansa Rostock, zeigt sich zwar respektvoll gegenüber dem Urteil, äußert aber Bedenken. "Ein Abwälzen des Aufwands auf die Vereine wird die Sicherheit nicht erhöhen", sagte Wehlend im Interview mit NDR 1 Radio MV. Er plädiert stattdessen für eine gemeinsame Anstrengung, um die Sicherheit in den Stadien zu verbessern. Dabei dürfe es nicht darum gehen, den finanziellen Aufwand auf die Schultern der Vereine abzuwälzen. Auch die Idee eines sogenannten gemeinsamen "Soli Topfes" - einer Finanzierungsquelle zur Deckung der Polizeikosten - lehnte Wehlend ab. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte bereits klargestellt, dass sie ein solches Konstrukt nicht umsetzen werde.
Steuerzahlerverbände begrüßen das Urteil
Der Bund der Steuerzahler Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern begrüßt das Urteil des Bundesverfassungsgerichts ausdrücklich. Sascha Mummenhoff, Landesvorsitzender des Bundes der Steuerzahler, betont, dass es nicht länger hinnehmbar sei, dass die Steuerzahler die Kosten für den Polizeieinsatz bei Hochrisikospielen allein tragen. Schließlich generieren die Fußballvereine durch die Spiele hohe Einnahmen, während die Steuerzahler die Sicherheitskosten finanzieren müssen. Mummenhoff fordert, dass die Vereine sich künftig angemessen an den Kosten beteiligen, um eine gerechtere Verteilung der finanziellen Belastungen zu erreichen. Besonders bei länderübergreifenden Einsätzen, wie sie bei großen Derbys üblich sind, sei eine Lösung in Form eines Polizeikostenfonds sinnvoll.
Unsicherheit in Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern wird noch geprüft, inwieweit das Urteil tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden kann. Christian Pegel (SPD), Innenminister des Landes, äußerte sich zwar positiv über das Urteil, betonte jedoch, dass nun eine detaillierte Analyse und eine präzise Abwägung der künftigen Vorgehensweise erforderlich seien. Insbesondere muss überprüft werden, welche konkreten Voraussetzungen an eine solche Kostenbeteiligung geknüpft sind. "Wir müssen das Urteil genau anschauen und prüfen, welche Konsequenzen wir für Mecklenburg-Vorpommern daraus ziehen", so Pegel. Auch Gespräche mit den betroffenen Vereinen, wie Hansa Rostock, sind geplant. Der Innenminister plädiert dafür, dass die Innenminister der Bundesländer sich zeitnah zu dem Thema abstimmen und einen einheitlichen Standard für die Umsetzung der Kostenbeteiligung festlegen.