Politischer Aschermittwoch: AfD bejubelt sich selbst
Anderthalb Wochen nach der Bundestagswahl hat die Landes-AfD ihren Wahlsieg in Mecklenburg-Vorpommern gefeiert. Bei einer politischen Aschermittwochs-Veranstaltung in Demmin mit rund 400 Anhängern attackierte die Landesspitze CDU und SPD.
Ein gewisses Triumphgefühl konnte der AfD-Co-Landesvorsitzende Enrico Schult nicht unterdrücken. Immerhin stand der Landtagsabgeordnete an diesem politischen Aschermittwoch dort, wo jahrelang der Hauptgegner das Sagen hatte. Die Bühne in der Tennishalle in Demmin war lange Zeit Schauplatz einer CDU-Politshow im Nordosten, die es wegen ihrer prominenten Besetzung mit den bayerischen Kultorten wie Vilshofen aufnehmen konnten. Zum politischen Aschermittwoch nach Demmin kam die CDU-Bundesvorsitzende und Kanzlerin Angela Merkel. Als sie ging, verschwand auch das Ritual - 2023 erklärte es die CDU für beendet.
Schräge Gesangseinlagen
Schult rief vor rund 400 Anhängern an gleicher Stelle begeistert die AfD als die "neue Volkspartei" aus. Mit einem 35-Prozent-Ergebnis im Rücken - erzielt bei der Bundestagswahl im Nordosten - meinte er, "die CDU ist Geschichte, deshalb sind wir heute hier". Seine Partei brachte mehrere Fässer Freibier mit. Aber richtige Bierzelt-Stimmung wollte nicht aufkommen, vielleicht lag es auch an der fehlenden Blasmusik. Der frisch gewählte Bundestagsabgeordnete Christoph Grimm aus Nordwestmecklenburg versuchte es mit einer individuellen Gesangseinlage, in der er seine ersten Tage im Parlament musikalisch verarbeitete. Richtig gut kam das nicht an - die Aufforderung, mitzusingen, blieb weitgehend ungehört.
Holm will Platzhirsch sein
Auch der AfD-Landesvorsitzende und Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Leif-Erik Holm, traf beim Anstimmen des "Prosit der Gemütlichkeit" den Ton nicht ganz sauber. Leichter von den Lippen ging ihm allerdings die Attacke auf den politischen Gegner: Die SPD könne auf "den Müllhaufen der Geschichte". Es müsse einen geben, der das Land aufräume, sagte Holm, ohne konkret zu werden. Deutlicher wurde er bei seinen politischen Zielen: "Wir haben den Anspruch, Platzhirsch zu sein und demnächst die Regierung des Landes anzuführen."
AfD erhebt Regierungsanspruch
Demnächst - das bedeutet für Holm 2026 nach der Landtagswahl. "Wir wollen Frau Schwesig nach Hause schicken, wir wollen die Staatskanzlei erobern." Holm garnierte das noch mit markigen Worten, es gehe um Politik für "das eigene Volk", die anderen könnten sich "gehackt legen", an der AfD "kommen sie nicht vorbei". Das klang für viele noch nach deftigem politischen Aschermittwoch. Ins extrem Rechte ließ die Veranstaltung zum Ende der brandenburgische AfD-Landesvorsitzende René Springer rutschen. Wenn die AfD erst das Sagen habe, werde vor allen staatlichen Einrichtungen "nur noch eine Flagge hängen: Schwarz-Rot-Gold". Jeder, der dann ins Land komme, "der wird merken, dass er deutschen Boden betritt und dass das heißt, dass hier Politik für Deutschland und die Deutschen gemacht wird."
Springer mit deutschnationalen Tönen
Springer legte mit rhetorischen Floskeln nach, die bei Rechtsextremisten beliebt sind: "Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen", rief der AfD-Politiker in den Saal und meinte damit Spitzenpolitiker der Grünen. Zum Ende der Veranstaltung brachte ihm das viel Jubel und Applaus seiner meist männlichen Zuhörer ein. Einige skandierten den Ruf "Ost-Ostdeutschland" während das Servicepersonal aus Vietnam, das laut Tennishallen-Betreiber in Mecklenburg-Vorpommern seine Ausbildung absolviert, letzte Freibier-Gläser auf die Tische stellte.
