Nach Kritik: Behörden prüfen kleinere Standorte für Flüchtlingsunterkünfte
Nach Kritik an den Plänen einer Containerunterkunft für 500 Flüchtlinge in Greifswald prüfen Stadt und Landkreis, ob mehrere kleinere Standorte besser wären. Landrat Michael Sack (CDU) verurteilte Drohungen gegen den Greifswalder Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) scharf.
"Eine Konzentration von 500 Menschen an einem Punkt ist nicht unproblematisch", sagte Fassbinder am Dienstag in Greifswald. Der Greifswalder Oberbürgermeister brachte drei Standorte mit je bis zu 200 Plätzen ins Spiel. Der Landrat von Vorpommern-Greifswald, Michael Sack (CDU), betonte, dass man gemeinsam an Lösungen arbeite. Laut Fassbinder soll der Hauptausschuss der Stadt Greifswald am Donnerstag über die Lage und neue Varianten diskutieren und am Ende die Stadtvertretung die Entscheidung fällen. Greifswald unterhalte bereits seit sieben Jahren eine andere Gemeinschaftsunterkunft, bei der es keine Sicherheitsprobleme gebe.
OB Fassbinder musste mit Polizeikette geschützt werden
Der Kreistag in Pasewalk hatte am Montagabend nach heftiger Debatte mit Mehrheit beschlossen, dass der Kreis neun Millionen Euro für die neue Gemeinschaftsunterkunft ausgeben darf. Beim Treffen der Ortsteilvertretung im Greifswalder Ostseeviertel am Montagabend hatten rund 500 Menschen dagegen protestiert und versucht, Fassbinder mit ihrer Kritik zu konfrontieren.
Mit einer Kette aus Polizeibeamten musste der Oberbürgermeister vor den aggressiven Versammlungsteilnehmern geschützt werden. Sack verurteilte die Drohungen in scharfer Form. "Was da passiert ist, ist überhaupt nicht zu entschuldigen", so der Landrat.
AfD: Containerdorf neben Schule birgt sozialen Sprengstoff
Kritik an der Größe an einem Standort kam auch vom Landessprecher der AfD MV, Leif-Erik Holm. Ein so großes Containerdorf unmittelbar neben einer Schule berge enormen sozialen Sprengstoff, sagte Holm am Dienstag. Der Landrat sollte dem Land übermitteln, dass Vorpommern-Greifswald keine weiteren Asylbewerber mehr aufnehmen könne, forderte Holm.
Landrat Sack: "Man vergisst uns gerade"
Das lehnte Landrat Sack aber ab. Es gehe darum, alle Geflüchteten menschenwürdig unterzubringen. "Uns läuft aber die Zeit davon, denn wir bekommen ständig neue geflüchtete Menschen zugewiesen", sagte Sack. Der Kreis habe bereits fast 3.000 ukrainische Flüchtlinge aufgenommen. Wohnungen für dezentrale Unterbringung seien Mangelware. Sack richtete explizit Kritik an die Bundesregierung. "Man vergisst uns gerade", sagte Sack mit Blick auf eine fehlende Begrenzung der Flüchtlingszahlen.