German Pellets: Bewährungsstrafe nach Millionen-Pleite
Der einstige Chef des Holzpellets-Produzenten German Pellets in Wismar ist wegen Insolvenzverschleppung und Betrugs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Im Prozess ging es viel um Absicht und den richtigen Zeitpunkt.
Neun Jahre nach der Insolvenz des Holzpellets-Herstellers German Pellets in Wismar hat das Landgericht Schwerin den ehemaligen Haupteigentümer und Geschäftsführer Peter Horst L. zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Das Gericht sprach den 68-Jährigen am Freitag wegen Insolvenzverschleppung und teilweise schweren Betrugs schuldig.
17.000 Anleger verloren ihr Geld
Der angeklagte Unternehmer führte einen Konzern mit 14 Standorten, der nach seinen Angaben 2015 Weltmarktführer in der Holzpellets-Branche war und 750 Millionen Euro Umsatz machte. Mit der Insolvenz verloren rund 17.000 private Anleger, die in das Unternehmen investiert hatten, rund 270 Millionen Euro, wie die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger schätzt. Nur die wenigsten dieser Investitionen wurden nach der Insolvenz getätigt und spielten deshalb vor Gericht keine Rolle.
Überschuldung verschwiegen
Laut Urteil meldete L. die Insolvenz erst Anfang Februar 2016 an, obwohl das Unternehmen seit Anfang Dezember 2015 überschuldet war. Weiterhin betrog L. in dieser Zeit 31 private Anleger, indem er ihnen Anteils- und Genussscheine verkaufte und dabei die Überschuldung verschwieg. So mancher Anleger jedoch habe ob der hohen versprochenen Rendite leichtgläubig und risikobereit seine Anteile gezeichnet, so der Vorsitzende Richter. Weiterhin bot der Angeklagte für Kredite Sicherheiten an, die es nicht gab. Den durch die Taten entstandenen Schaden bezifferte der Vorsitzende Richter auf 2,4 Millionen Euro. Er hielt dem Unternehmer zugute, er habe sich nicht selbst bereichern, sondern sein Unternehmen retten wollen. Immerhin seien alle German-Pellets-Werke, mit anderen Eigentümern, weiterhin in Betrieb.
Viele Vorwürfe im Prozess eingestellt
Gestartet war der Prozess vor gut zwei Jahren mit weitaus umfangreicheren Vorwürfen. 87 Punkte - darunter Steuerhinterziehung und Bankrott - standen in der Anklage, in der sich der strafrechtliche Schaden auf etwa 77 Millionen Euro summierte. Die Staatsanwaltschaft warf L. vor, die Insolvenz bereits März 2015 verschleppt und in dieser Zeit gut 700 Anleger geworben und durch falsche Angaben betrogen zu haben. Der Verteidigung gelang es, sich mit dem Gericht und der Staatsanwaltschaft auf einen späteren Insolvenz-Beginn zu einigen: Anfang Dezember. Vieles, was bei German Pellets davor geschah, war für den Prozess nun nicht mehr interessant. Andere Vorwürfe wurden eingestellt, weil sie für das Gesamtstrafmaß kaum eine Rolle gespielt hätten, sofern sie bewiesen worden wären.
Geständnis hilft dem Prozessverlauf
Im Gegenzug gestand der Angeklagte, was von den Vorwürfen übrig war. Ohne Geständnis hätte das Gericht ihm kaum die Absicht nachweisen können, die eine Tat zum strafbaren Betrug macht. Auch sonst hätte sich das Verfahren endlos in die Länge ziehen können. Schon früh war während des Prozesses auch der Vorwurf vom Tisch, L. habe als Teil einer Bande gehandelt. Die Verfahren gegen seine Tochter und gegen einen ehemaligen leitenden Angestellten wurden eingestellt.
Angeklagter trägt hohe Verfahrenskosten
Die Ermittlungen gegen den Wismarer Unternehmer begannen 2016, der Prozess dauerte zwei Jahre. Auch wenn der Angeklagte am Ende "nur" zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, muss er die Prozesskosten bezahlen. Allein die Gerichtskosten belaufen sich, so seine Anwälte, auf einen hohen sechsstelligen Betrag. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Landkreis Nordwestmecklenburg
