Meeresleuchten: Forscher aus Warnemünde im Pazifik unterwegs
Leuchtalgen im Meer: Dieses Phänomen konnten Ostsee-Forscherinnen und -Forscher neben ihren Probenentnahmen im pazifischen Ozean beobachten. Für ihre Untersuchungen setzten sie Methoden ein, die in Warnemünde entwickelt wurden.
Am 27. Dezember stach ein zwölfköpfiges IOW-Team zusammen mit rund 50 weiteren Crewmitgliedern in See. Gemeinsam mit der "Sonne" - dem modernsten Forschungsschiff Deutschlands. Das Team nahm Proben vor Mexiko, Peru und Chile. Diese sollen Aufschluss über die Belastung der Meere durch schädliche Stoffe und Mikroplastik geben. Für das Gebiet gebe es bisher noch keine Messdaten, sagt der frisch zurückgekehrte Meeresforscher Detlef Schulz-Bull (65): "Wir haben Neuland betreten: die Forschungsschiffe fahren eher von Asien in die USA und zurück, aber von einer Nord-Süd-Route ist noch nichts veröffentlicht. Auch die speziellen Schadstoffe, die wir gemessen haben, sind in diesem Bereich des Ozeans noch völlig unerforscht."
Methoden aus Warnemünde werden international genutzt
Einer der untersuchten Schadstoffe ist das umstrittene Glyphosat. Als Unkrautvernichter wird es vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt. "Bisherige Forschungen gingen davon aus, dass es nicht in Flüsse, Seen und Meere gelangt", so Schulz-Bull. Er aber konnte mit seinem Team Glyphosat in der Ostsee nachweisen - mit einer in Warnemünde entwickelten Methode. Diese wird nun in allen Teilen der Welt angewendet - zuletzt auch bei der Forschungsreise vor Südamerika.
Doch auch die Ostsee selbst kann helfen, Abläufe der Weltmeere wie dem Pazifik zu verstehen. Das IOW bezeichnet die Ostsee als Modellozean, weil sich viele Phänomene zehn Jahre früher als in anderen Meeren zeigen. Gründe dafür seien laut Schulz-Bull die geringe Tiefe und der begrenzte Wasseraustausch des Binnenmeeres. Auch die größere Verschmutzung aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte an der Küste spiele eine Rolle. Deshalb gebe es auch verhältnismäßig wenig Lebewesen in der Ostsee.
Flora und Fauna des Pazifiks
Im Gegensatz zur Ostsee sei der Pazifik wesentlich belebter, sagt der Schulz-Bull. Neben den unsichtbaren Lebensformen in den Proben konnte die Crew immer wieder Fischschwärme und Wale beobachten. Delfine, Tölpel und ein Fregattvogel begleiteten das Forschungsschiff. Und eines nachts zeigte sich das, was die Meeresoberfläche sonst verbirgt: "Auf einmal erstrahlten Leuchtalgen am Heck in einem breiten Streifen, aufgewirbelt von den Schiffsschrauben. So etwas habe ich noch nie gesehen. Das war wirklich atemberaubend", schwärmt der Meeresforscher.
Ein Meeresforscher streicht die Segel
Diesen Abschied wird Schulz-Bull für immer in Erinnerung halten. Im April schippert er in den Ruhestand. Er schaut sehnsuchtsvoll zurück: "Es ist immer sehr schön auf See zu sein und ganz außergewöhnlich auf einem Forschungsschiff. Ich werde schon etwas wehmütig, wenn ich daran denke, dass es meine letzte Expedition war." Doch im Gedächtnis bleiben ihm über einhundert Reisen, die ihn in den vergangenen 37 Jahren in den Atlantik, ins arktische Meer und in die südchinesische See gebracht haben. Und auch seine letzte Forschungsreise auf dem Pazifik werde er nie vergessen, so der angehende Rentner.
Forschungen im Pazifik dauern an
Seit Anfang Februar sind Schulz-Bull und sein Team wieder in Warnemünde und analysieren derzeit die gesammelten Proben. Die "Sonne" fährt aber weiter - mit einem zweiten IOW-Team. Der Auftrag: sauerstoffarme Gebiete vor der chilenischen Küste zu erforschen. Verglichen werden sollen die Gewässer vor der Millionenstadt Concepción mit den weitgehend unberührten Fjorden an der Südspitze Chiles. Ende Februar kehren die Warnemünder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dann zurück.