Kaum LNG-Tanker: Zweifel an Terminal Mukran wachsen

Stand: 02.08.2024 16:22 Uhr

Das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt in Vorpommern hat grünes Licht für den kommerziellen Betrieb des LNG-Terminals auf Rügen ab kommenden Montag gegeben. Unklar ist aber, ob in Mukran dann auch Tanker anlegen werden. 

von Martina Rathke

Seit Frühjahr hat die Deutsche Regas die Genehmigung für den Probebetrieb des LNG-Terminals. Seitdem wurde allerdings nur zweimal Gas in das Netz eingespeist - zuletzt am 23. Mai. Nun kann das Unternehmen in den Regelbetrieb starten, nachdem geforderte Auflagen laut Umweltministerium weitgehend erfüllt wurden. Ab dem 5. August wäre der kommerzielle Betrieb möglich.

Weitere Informationen
Schlepper bugsieren das Regasifizierungsschiff "Energos Power" (links) neben die "Neptune" (rechts) im Hafen Mukran auf der Insel Rügen. © picture alliance Foto: Jens Koehler

LNG-Terminal Rügen: Regelbetrieb startklar - Einspeisung verzögert sich

Das LNG-Terminal in Mukran ist bereit für den Regelbetrieb, doch die Einspeisung verzögert sich noch wegen Abstimmungsprozessen. mehr

Umweltministerium ist verwundert

Doch der Deutschen Regas, die den Regelbetrieb angemeldet hat, ist es offensichtlich unangenehm, dass dies bekannt wird. Sie teilt auf NDR Anfrage mit, dass man den Regelbetrieb überhaupt nicht angezeigt habe. Im Umweltministerium ist man über die Aussage des Terminalbetreibers verwundert. Denn dort liegt die Anzeige der Deutschen Regas seit dem 21. Juli vor, wie eine Ministeriumssprecherin sagte.

Keine Nachfrage nach LNG aus Mukran?

Kritiker vermuten als Grund für die Zurückhaltung, dass nun offensichtlich werde, dass kaum Buchungen für das Terminal in Mukran vorliegen. Die Nachfrage nach Flüssigerdgas ist derzeit deutschlandweit mehr als gering. Nach Angaben der Bundesnetzagentur sind die Gasspeicher gut gefüllt - aktuell zu 89 Prozent. Die Versorgungssicherheit sei gewährleistet, heißt es von der Behörde.

Weitere Informationen
Gasspeicherfüllstände in und Pipeline-Flüsse nach Deutschland © NDR

Gasspeicher: Der aktuelle Füllstand in Deutschland

Füllstand der Gasspeicher, Gasverbrauch, Gasimporte: Die wichtigsten Daten in der Live-Übersicht. mehr

Auktion der Deutschen Regas gescheitert

Die Deutsche Regas verdient ihr Geld damit, Kapazitäten an Gaskunden in Europa zu verkaufen. Das läuft hauptsächlich über Auktionen, die die Terminalbetreiber veranstalten. Eine solche Auktion der Deutschen Regas für Kapazitätsbuchungen für die nächsten drei Jahre war Anfang Juli gescheitert, offiziell wegen technischer Probleme. Die Deutsche Regas hat das selbst auf ihrer Internetseite mitgeteilt.

DUH: "Mukran ein wirtschaftlicher Rohrkrepierer"

Der Dachverband der europäischen Gasindustrie hat übrigens ein Portal, auf dem gebuchte Kapazitäten aller LNG-Terminals sichtbar sind. Auch dort ist deutlich sichtbar, dass für das Terminal in Mukran aktuell keine Buchungen vorliegen - im Gegensatz zu den LNG-Anlagen an der Nordsee, die vom Bund betrieben werden.

Dazu sagt Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe (DUH): "Es gibt große Überkapazitäten bereits schon an der Nordsee und damit droht jetzt das Projekt auf Rügen zu einem wirtschaftlichen Rohrkrepierer zu werden. Eine Versteigerung der Kapazitäten ist abgebrochen und es sieht nach den Daten, die uns zugänglich sind, so aus, als wären keine Kapazitäten in großem Umfang für die Zukunft gebucht und da stellt sich die Frage, ob dieses Projekt wirtschaftlich überlebensfähig ist."

Bislang nur zwei Gaslieferungen nach Mukran

In Mukran können jährlich insgesamt 13,5 Milliarden Kubikmeter ins Gasnetz eingespeist werden. Dazu bedarf es dann bis zu 110 Schiffsanläufen - das geht aus der Genehmigung hervor. Auch im Probebetrieb hätte das Terminal bereits LNG in größerem Umfang regasifizieren können. Aber der letzte LNG-Tanker, der aus den USA in Mukran anlandete, tat dies schon am 23. Mai - also vor über zwei Monaten.

Regas: Es gibt lang- und kurzfristige Verträge

Das Regasifizierungsschiff "Neptune", das Anfang Juli dann nach Rügen verlegt wurde, kam mit leeren Tanks. Befragt man die Deutsche Regas nach Kunden und den nächsten geplanten Anlandungen, hält sich das Unternehmen bedeckt. Von dort heißt es, dass man Kunden habe, mit denen sowohl langfristige als auch kurzfristige Verträge bestehen.

Weitere Informationen
Ein großes LNG-Spezialschiff wird von Schleppern zum Hafen von Mukran begleitet. © Deutsche ReGas / Christian Morgenstern

LNG: Wie viel Flüssigerdgas kommt derzeit in Deutschland an?

LNG-Terminals in Betrieb, Einspeisung, Anteil an Gas-Importen: Die wichtigsten Daten in der Live-Übersicht. mehr

Demonstranten laufen über eine Straße © Martina Rathke

Sassnitz: 150 Menschen demonstrieren gegen LNG-Terminal

Sie forderten unter anderem, dass das Terminal nicht in den Regelbetrieb geht. mehr

Eine Drohne fliegt vor dem Verarbeitungsschiff "Neptune" am neuen LNG-Terminal über das Hafenbecken im Industriehafen. © dpa Foto: Jens Büttner

LNG-Terminal Rügen: "Neptune" in Mukran eingetroffen

Die "Neptune" ist eines von zwei Regasifizierungsschiffen im Hafen Sassnitz-Mukran. Demnächst folgt die "Energos Power". mehr

Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. © dpa Foto: Stefan Sauer

Deutsche ReGas plant schwimmendes Wasserstoff-Terminal in Lubmin

Die Deutsche ReGas, Betreiber des LNG-Terminals in Mukran, plant ein weiteres Projekt in Vorpommern. Es geht um Wasserstoff. mehr

Ein schwimmendes LNG-Terminal aus der Vogelperspektive © picture alliance / ZUMAPRESS.com Foto: Excelerate Energy, Inc.

"Massiver Druck": Tourismuschef von Rügen kritisiert LNG-Debatte

Nach neun Jahren gibt Knut Schäfer seinen Posten als Tourismuschef ab. Auch wegen der LNG-Debatte, die er als vergiftet beschreibt. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 02.08.2024 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Ein Schild mit der Aufschrift "Queen Feindlichkeit stoppen" steht vor der Queer-Bar B 7 nach einem mutmaßlichen Brandanschlag. Nach einem mutmaßlichen Brandanschlag auf eine bei queeren Menschen beliebte Bar ermittelt die Kriminalpolizei wegen schwerer Brandstiftung © dpa Bildfunk Foto: Jens Büttner

Nach Brandanschlag auf queere Bar: 1.500 Rostocker zeigen Solidarität

Das "b sieben" wurde innerhalb kurzer Zeit zweimal angegriffen. Politiker und Vereine zeigen sich erschüttert. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern