Fieber und Atemnot: Wie Hitze und Überdüngung der Ostsee zusetzen

Stand: 05.10.2024 06:47 Uhr

von Ramon Gerwien

Die Ostsee gehört zu den sich am schnellsten erwärmenden Meeren der Welt. Das führt zu Blaualgenblüten, die Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft und der Industrie begünstigen. Indirekt entstehen dadurch sauerstofffreie Zonen in der Ostsee. Mit verheerenden Folgen für Meeresbewohner und Menschen. Welche das sind, darüber sprechen wir in unserer neuen Podcastfolge "MV im Fokus - Die Ostsee hat Fieber: So geht es dem Meer vor unserer Haustür".

Podcastbild zum Podcast "MV im Fokus" © NDR Foto: [M]
AUDIO: Die Ostsee hat Fieber: So geht es dem Meer vor unserer Haustür (38 Min)

Negative Einflüsse auf die Ostsee sind vielfältig

Mit Beginn der vorindustriellen Zeit zwischen 1850 und 1900 hat die Ostsee vermehrt mit menschlichen Einflüssen zu kämpfen. Schornsteine pusten Kohlenstoffdioxid (CO2) in die Luft, die sich erwärmt. Dadurch heizt sich auch die Ostsee auf. Ganze 1,2 Grad Celsius sind es seit den 1990ern, sagt Oliver Zielinski, Direktor am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW): "Plakativ gesagt: die Ostsee hat Fieber, Völlegefühl und Atemnot. Fieber, weil Klimawandel und Hitzewellen sie erwärmen. Völlegefühl, weil immer noch zu viele Nährstoffe in die Ostsee gelangen. Und Atemnot bezieht sich auf die sauerstofffreien Zonen, die sich immer mehr ausbreiten." In den vergangenen 100 Jahren hätten sich sauerstofffreie Bereiche um das Zehnfache vergrößert. Wie es dazu gekommen ist, das ist Teil der neuen Podcastfolge "MV im Fokus".

Weitere Informationen
Nordee zeigt Reflexion eines klaren Himmels © Petra Blume Foto: Petra Blume

Klimawandel: So steigt die Meerestemperatur in Nord- und Ostsee

Der Klimawandel sorgt für Rekordtemperaturen in den Ozeanen. Daten zeigen, wie Nord- und Ostsee von der Erwärmung betroffen sind. mehr

Fieberschübe: Marine Hitzewellen nun auch in der Ostsee

Neben den Folgen des Klimawandels spielen nun auch sogenannte marine Hitzewellen in der Ostsee eine Rolle. "Das sind länger anhaltende Zeiträume mit ungewöhnlich warmen Wassermassen. Dieses Phänomen war in den Weltozeanen schon bekannt. Neu ist aber, dass wir sie nun auch in der Ostsee nachweisen konnten", sagt Matthias Gröger, Klimawissenschaftler am IOW. Er und sein Team werten unzählige Daten der Europäischen Wetterzentrale mit Computerprogrammen aus. Sie zeigen: Marine Hitzewellen gab es auch in der Vergangenheit. Seine Modelle sind aber auch eine Art wissenschaftliche Glaskugel, die simulieren, welche Folgen marine Hitzewellen in Zukunft haben. Ein Blick bis zum Ende des Jahrhunderts wagen wir im Podcast "MV im Fokus".

Klimawandel führt zu Blaualgenblüten im Binnenmeer

Weitere Informationen
Podcastbild zum Podcast "MV im Fokus" © NDR Foto: [M]

MV IM FOKUS – Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern!

Der Podcast mit NDR ReporterInnen aus MV - sie berichten unterhaltsam von wichtigen Themen vor ihrer Haustür. mehr

Klimawandel und nun auch Hitzewellen erwärmen das Ostseewasser. Optimale Bedingungen für Blaualgen. Kilometerbreite, leuchtende Teppiche dieser kleinen Lebewesen sind aus dem Weltraum zu sehen. Sie nutzen die Nährstoffe, die von unseren Feldern und aus den Industrieschornsteinen über Flüsse und Luft in die Ostsee gelangen. Blaualgen verändern das ganze Nahrungssystem: "Wir konnten einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Dorschbestände und den Blaualgen herstellen. Indirekt führen sie dazu, dass der Dorsch kaum noch Energie bekommt", sagt Markus Steinkopf, Meeresbiologe am Warnemünder Institut. Wie genau die Blaualgen auf Dorsche und andere Lebewesen wirken und was ein Apfelkuchen damit zu tun hat, auch darum geht es in der neuen Folge "MV im Fokus - Die Ostsee hat Fieber: So geht es dem Meer vor unserer Haustür" - zu hören in der ARD Audiothek, auf ndr.de/mv oder in der kostenlosen NDR MV App. Darin schauen wir auch, was hilft, damit die Ostsee wieder gesund wird.

Weitere Informationen
Großflächige Blaualgenblüte in der zentralen Ostsee von Bord des Forschungsschiffes Meteor. © Andreas Raeke, DWD

Ostsee: Blaualgen setzen den Dorsch auf Diät

Rostocker Wissenschaftler konnten erstmals nachweisen: Massive Blüten von Blaualgen wirken negativ auf den Dorsch ein. mehr

Sandaufspülung am Strand von Ahrenshoop © Screenshot

Klimawandel lässt Pegelstand der Ostsee steigen

In MV läuft auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst derzeit die größte Sandaufspülung, die es jemals im Land gab. mehr

Zwei Mädchen beim Baden am Ostseestrand von Glowe © Picture-Alliance / dpa Foto: Stefan Sauer

Blaualgen, Vibrionen, Zerkarien: Gefahr beim Baden

Im Sommer können sich an Seen und in Nord- und Ostsee Bakterien bilden. So vermeiden Badende Infektionen und Vergiftungen. mehr

Der Meeresgrund mit dem Schriftzug Diagnose Ostsee © NDR
4 Min

Ostsee: Langzeitdaten zeigen Wachstum der Todeszonen

Eine Studie aus Dänemark weist nach, wie Nährstoffeinträge und der Temperaturanstieg dazu beitragen, dass Todeszonen entstehen. 4 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | MV IM FOKUS – Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern! | 05.10.2024 | 07:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landwirtschaft

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Experten des Deutschen Meeresmuseums untersuchen eine Kegelrobbe. © dpa Foto: Stefan Sauer

Backhaus reagiert nach Robbensterben: Neue Reusen-Regel für Ostsee

Die Ursache für den Tod von 44 Tieren ist noch nicht abschließend geklärt. Umweltminister Backhaus zieht dennoch eine Konsequenz für den Fischfang. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?