Klimawandel lässt Pegelstand der Ostsee steigen
In Mecklenburg-Vorpommern läuft derzeit die größte Sandaufspülung, die es jemals im Land gab. Ort des Geschehens ist die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Dünen und Strände waren dort zuletzt sehr schmal geworden. Eine große Rolle dabei spielt der Klimawandel.
Eine frische Brise weht über eine Düne auf Fischland-Darf-Zingst. Eine breite Düne geht sanft in den Strand über. Der ist wieder breit genug, um darauf Fußball spielen oder ein Volleyballnetz spannen zu können. Dieses Bild ist wieder an den meisten Strandabschnitten der Halbinsel zu sehen. Seit Mitte Oktober vergangenen Jahres sind Silvio Lüder und seine Kollegen von der Firma NC Küstenschutz im Einsatz. "Unser Job ist es, den Sand in den richtigen Höhen zu verteilen und die Dünen neu herzustellen", erklärt Lüder. Und das ist sehr aufwendig.
Bagger schieben Sand an die Dünen
Eine Raupe schiebt Sand an die Dünen und befestigt ihn. Der Sand wurde über ein Rohr angespült, von einem Schiff aus, das den Sand aus der Ostsee geholt hat. Dieses Schiff liegt etwa einen Kilometer vom Strand entfernt. "Das ist schon ein großer Aufwand", betont Lüder, während er die Raupe beobachtet. Mit dem frisch angespülten Sand sieht die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst schon fast wieder so aus, wie die Urlauber sie lieben.
Sandaufspülung wichtig für Küstenschutz
Ohne diese künstlichen Sandaufspülungen würde die Ostsee sich immer weiter vorfressen, vor allem bei Sturmhochwasser, wie im vergangenen Herbst. Experten verweisen darauf, dass es solche Hochwasser künftig öfter geben wird. Einer von ihnen ist Edgar Nehlsen, Professor für Naturnahen Wasserbau an der Technischen Hochschule Lübeck. Er erklärt das Phänomen so, dass durch den Klimawandel der Pegelstand der Ostsee steigen wird. Und je höher dieser ist, desto größer ist die Gefahr, dass bei Sturm Hochwasser entsteht und dass die für viel Geld wiederhergestellten Dünen und Strände schnell weggespült werden. "Das heißt, ich muss mehr und häufiger vorspülen. Das kostet dann auf jeden Fall auch mehr." Ob man das will, muss laut Nehlsen politisch diskutiert werden.
Ostsee hat reichlich Sand
Eine künstliche Sandaufspülung hat auch ihre Herausforderungen. Der Rohstoff Sand ist zwar reichlich vorhanden, aber nicht jeder Ostseesand ist geeignet, um vor- oder aufgespült zu werden. Auch darauf verweist der Experte Nehlsen von der Hochschule Lübeck. "Es gibt Dinge wie Munitionsbelastung vor der Ostseeküste. Das heißt, es gibt viele Bereiche, da kann man den Sand gar nicht nutzen beziehungsweise muss ihn aufwendig sieben, um Munitionsreste rauszufiltern. Es gibt ökologisch wertvolle Habitate, es gibt Ökosysteme, wo man den Sand nicht einfach so wegnehmen kann." Eine Alternative könnte auch sein, Strandabschnitte freizugeben, also der Natur zu überlassen, so der Wissenschaftler.
Bund und Land investiert viel Geld
Noch gehören Sandaufspülungen zu den wichtigsten Küstenschutzmaßnahmen in Mecklenburg-Vorpommern. Für den Moment sind die Strände und Dünen auf Fischland-Darß-Zingst für gut 15 Millionen Euro größtenteils wiederhergestellt. Unklar ist, wie lange diese Aufspülungen vorhalten werden.