Datenkabel in der Ostsee: Schweden ermittelt wegen Sabotage

Stand: 21.02.2025 15:45 Uhr

In der Ostsee vor Gotland ist ein neuer Kabelbruch gemeldet worden. Das berichten schwedische Medien. Wann das Kabel beschädigt worden ist, ist nach Angaben der Küstenwache unklar. Bekannt sei der Vorfall seit gestern. Die schwedische Polizei ermittelt wegen möglicher Sabotage.

Einen erneuten mutmaßlichen Kabelbruch in der Ostsee vor Gotland bestätigte die Küstenwache gegenüber dem schwedischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender SVT News. Den schwedischen Behörden sei das bekannt. Die schwedische Polizei ermittelt wegen möglicher Sabotage. Das Verfahren sei eingeleitet worden, damit die Polizei Zugang zu den notwendigen Mitteln erhält, um die Vorfälle aufzuklären, heißt es von der schwedischen Polizei. Einzelheiten können derzeit aber noch nicht genannt werden.

Kabel verläuft zwischen Deutschland und Finnland

Der mutmaßliche Kabelbruch soll sich in der schwedischen ausschließlichen Wirtschaftszone östlich der Insel Gotland ereignet haben. Die Pressestelle der schwedischen Küstenwache bestätigte am Freitagvormittag, dass ein Schiff auf dem Weg zum Unglücksort sei, um die Ermittlungen zu unterstützen. Ministerpräsident Ulf Kristersson schreibt auf "X", die Informationen seien ihm "schon seit einiger Zeit" bekannt, die Regierung werde von den zuständigen Behörden auf dem Laufenden gehalten.

"Wir nehmen alle Meldungen über mögliche Schäden an der Infrastruktur in der Ostsee sehr ernst. Wie ich bereits sagte, müssen sie im Lichte der ernsten Sicherheitslage gesehen werden, die besteht." Einen Verdächtigen gebe es derzeit noch nicht, teilte die schwedische Polizei am Nachmittag mit..

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Erneut Datenkabel "C-Lion1" betroffen

Bei der Leitung handelt es sich erneut um das Datenkabel "C-Lion1", das Finnland und Deutschland verbindet. Der finnische Betreiber Cinia erklärte, dass leichte Beschädigungen an der Glasfaserleitung festgestellt worden seien. Die Funktionalität sei jedoch nicht beeinträchtigt. Unklar ist laut Cinia noch, ob das Kabel neu beschädigt ist, oder ob es einen Zusammenhang zu einem früheren Schaden gibt.

Bundespolizei zu See nicht in Untersuchungen miteingebunden

Das Portal "Yle" zitiert die finnische Kriminalpolizei mit der Aussage, dass der Schaden bereits am Mittwoch festgestellt worden sei, seit Donnerstag liefen demnach Untersuchungen. Die Bundespolizei zur See teilte auf NDR Anfrage mit, nicht in die Untersuchungen miteingebunden zu sein.

Dritte Beschädigung in vier Monaten

Die Anlandestation des Unterwasser-Datenkabels zwischen Rostock und Helsinki "C-Lion1" in Rostock-Warnemünde © Screenshot
In diesem Container in Rostock-Warnemünde landet das C-Lion1-Kabel an.

Es ist das dritte Mal binnen vier Monaten, dass das Kabel, das in Helsinki und Rostock anlandet, beschädigt wurde. Bei Vorfällen im November und Dezember war es zeitweise vollständig lahmgelegt worden. Erst im Januar war das Kabel nach der zweiten Beschädigung, die sich ebenfalls im Seegebiet um Gotland ereignet hatte, wiederhergestellt worden.

NATO-Ostseestaaten hatten Präsenz von Marineschiffen erhöht

NATO-Ostseestaaten hatten als Reaktion auf die Häufung von Vorfällen mit beschädigten Unterseekabeln in den vergangenen Monaten zu Beginn des Jahres mit verstärkter Präsenz von Marine- und Küstenwachschiffen in der Ostsee reagiert. Dazu wurde die Mission "Baltic Sentry" gestartet, die vom Commander Task Force (CTF) Baltic in Rostock koordiniert wird.

EU reagiert auf Vorfälle in Ostsee

"Die Zahl der Vorfälle, die sich in den letzten Monaten in unserer kritischen Unterwasserinfrastruktur ereignet haben, gibt Anlass zu großer Sorge", sagte die zuständige EU-Kommissarin Henna Virkkunen. Die EU-Kommission plant einen besseren Schutz ihrer maritimen Infrastruktur. Die Brüsseler Behörde stellte am Freitag im finnischen Helsinki ein Maßnahmenpaket vor, das schnellere Reparaturen, eine bessere Überwachung und eine engere Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft vorsieht.

So soll eine Reserve spezialisierter Mehrzweck-Kabelschiffe aufgebaut und die Kapazitäten bestehender EU-Reparaturschiffe erhöht werden. Zudem ist ein Netzwerk von Unterwassersensoren und ein Drohnenüberwachungsprogramm geplant, um mögliche Sabotage schneller zu erkennen. Auch die Zusammenarbeit mit der NATO soll verstärkt werden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 21.02.2025 | 10:00 Uhr

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