Nach mutmaßlicher Kabel-Sabotage: Deutsche Ermittler an Bord der "Yi Peng 3"
Skandinavische und deutsche Behörden hoffen auf Hinweise, die im Zusammenhang mit der Sabotage von Datenkabeln in der Ostsee stehen. An Bord des chinesischen Frachters wurden Besatzungsmitglieder befragt und Bildmaterial aufgenommen. Allerdings dürfen die skandinavischen und deutschen Ermittler keine eigenständigen Untersuchungen anstellen.
Nach wochenlangem Tauziehen ist es den schwedischen, dänischen, finnischen und deutschen Behörden gelungen, an Bord des chinesischen Frachters "Yi Peng 3" zu gelangen. Das teilte der dänische Außenminister am Donnerstag in Kopenhagen mit. Das Schiff befindet sich im Kattegat vor der dänischen Küste in internationalen Gewässern und deshalb sei er froh, dass es überhaupt möglich ist, die verdächtige "Yi Peng 3" zu inspizieren, so Lars Løkke Rasmussen. Eigentlich sei das schon am Mittwoch verabredet gewesen, musste aber wegen hohen Seeganges verschoben werden. Auch die Bundespolizei bestätigte den Einsatz.
Deutsches Patrouillenschiff Potsdam vor Ort
Am Nachmittag wurde die "Yi Peng 3" von zwei dänischen Militärschiffen und dem Einsatzschiff "Potsdam" der deutschen Bundespolizei umgeben, die teilweise ihre Beiboote ausgesetzt hatten. Das belegen Daten der Internetseite Vesselfinder und Luftbilder von Danmarks Radio. Im Zuge der Vorermittlungen seien an Bord des Schiffes Ausrüstungsgegenstände und Unterlagen in Augenschein genommen worden, zudem sei die Crew durch Kräfte der Bundespolizei sowie Beamte aus Dänemark, Finnland, Schweden und eigens für diesen Zweck angereiste chinesische Kollegen befragt worden, teilte die Bundespolizei dem NDR in Schleswig-Holstein mit.
Der Präsident des Bundespolizeipräsidiums, Dieter Romann, erklärte dazu: "Für diese beispielhafte Zusammenarbeit bedanke ich mich sehr, insbesondere bei den chinesischen Partnern, ohne die es nicht möglich gewesen wäre."
Besatzungsmitglieder werden befragt
Nach Angaben der schwedischen Polizei folgten die Beamten einer Einladung der chinesischen Behörden. Es geht dabei um den Verdacht der Sabotage im Zusammenhang mit der Zerstörung zweier Seekabel in der östlichen Ostsee.
Insgesamt 25 Ermittler gingen für rund fünf Stunden an Bord des chinesischen Frachters. "Unsere Aufgabe ist es zu beobachten, was die chinesischen Behörden machen. An Bord dürfen wir selbst nicht aktiv werden", so Per Engström von der schwedischen Polizei gegenüber dem Fernsehsender SVT. Laut Danmarks Radio handelt es sich bei diesem Vorgehen um einen Kompromiss, mit denen beide Seiten leben können.
Noch immer ist allerdings ungeklärt, wie die Kabel durchtrennt wurden. Sicher ist nur: Die "Yi Peng 3" befand sich zur fraglichen Zeit in den Seegewässern, wo die Beschädigungen auftraten. Zuletzt verdichteten sich in Sicherheitskreisen offenbar Hinweise, dass Russland hinter der mutmaßlichen Kabelsabotage stecken könnte. So berichtete das "Wall Street Journal", dass die Ermittler mittlerweile davon ausgehen, der russische Geheimdienst habe den Kapitän dazu gebracht, die Kabel mit dem Schiffsanker zu durchtrennen.
Anker könnte Datenkabel beschädigt haben
Verschiedene Aufnahmen zeigen, dass einer der Ankerflunken der "Yi Peng 3" beschädigt ist. Der Anker könnte am 17. und 18. November zwei Datenkabel durchtrennt haben, die Finnland mit Rostock und Stockholm mit Litauen verbinden. Auch deshalb hatte der schwedische Ministerpräsident Kristersson Ende November gefordert, dass die "Yi Peng 3" einen schwedischen Hafen ansteuert.
Ergebnisse der gemeinsamen Inspektion sind noch nicht bekannt. Der dänische Außenminister Rasmussen erwartet, dass die "Yi Peng 3" ihre Fahrt in Kürze fortsetzen wird. Fahrtziel unbekannt.