Mögliche Kabel-Sabotage in Ostsee: Bundespolizei schickt Schiff
Nach den Beschädigungen zweier Untersee-Datenkabel in der Ostsee hat das Einsatzschiff "Bamberg" der Bundespolizei den Rostocker Hafen verlassen. Derweil liegt das verdächtige chinesische Schiff "Yi Peng 3" - bewacht von der dänischen Marine - noch immer im Kattegat vor Anker.
Die Bundespolizei unterstützt die finnischen und schwedischen Behörden bei ihren Ermittlungen zur möglichen Sabotage von zwei Datenkabeln in der Ostsee. Zudem wurden eigene Vorermittlungen eingeleitet, wie Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mitteilte. Am späten Mittwochnachmittag verließ das rund 86 Meter lange Einsatzschiff "Bamberg" der Bundespolizei seinen Liegeplatz im Rostocker Hafen und nahm Kurs auf die östliche Ostsee, wie Daten des Schifftracking-Portals marinetraffic.com zeigen. Die "Bamberg" verfügt über ein Hubschrauberlandedeck und kann Einsätze von Spezialkräften durchführen. Die aktuellste Positionsangabe stammt laut dem Navigationsdienst von Donnerstagmorgen und verortet das Schiff südlich der schwedischen Insel Öland. Offenbar hat die "Bamberg" dort absichtlich ihr Positionssignal abgeschaltet. Nähere Einzelheiten zu dem Einsatz wollte die Bundespolizei nicht geben - "aus einsatztaktischen Gründen", wie es auf NDR Anfrage hieß.
Dänische Marine verfolgte verdächtiges Schiff
Gegenstand der internationalen Ermittlungen ist derzeit insbesondere der chinesische Frachter "Yi Peng 3". Wie der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen am Mittwochabend bestätigte, hat die dänische Marine das Schiff auf seinem Weg durch die Ostsee verfolgt. Zu möglichen Maßnahmen gegen das Schiff wollte er sich nicht äußern - auch nicht zu der Frage, ob die dänische Regierung Kontakt mit der chinesischen Regierung aufgenommen habe. Im Gegensatz zum deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte Poulsen aber nicht, dass er von Sabotage ausgehe, gleichwohl "untersuchen wir das genau". Der rechtsliberale Politiker sagte, dass die dänische Regierung die Bedrohung der kritischen Infrastruktur "sehr, sehr ernst" nehme und sich über das weitere Vorgehen mit den übrigen nordischen Staaten eng abstimme.
Wie geht es weiter mit der "Yi Peng 3"?
Wie es mit der "Yi Peng 3" weitergeht, ist unklar. Laut Positionsdaten des Schiffs-Trackingportals marinetraffic.com liegt der 228 Meter lange Frachter knapp in dänischen Hoheitsgewässern vor der ostjütländischen Küste bei Grenå. Er wird seit Dienstagabend von dänischen Militärschiffen bewacht - darunter die Patrouillenschiffe "Søløven" und "PNK 225", die bereits vorher zusammen mit anderen Patrouillenschiffen und einer dänischen Fregatte die "Yi Peng 3" auf ihrem Weg durch die Ostsee beschattet hatten.
Polizei durchsuchte Frachter im Nordostsee-Kanal
Eine weitere Spur führte zudem nach Schleswig-Holstein. Nach NDR Informationen wurde der türkische Frachter "Fortune Express" am Dienstagabend in der Kieler Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal zweieinhalb Stunden lang durchsucht. Nach Daten des Schifftrackingportals marinetraffic.com fuhr sich dieses Schiff zur besagten Zeit verdächtige Manöver in dem Seegebiet, in dem sich auch die Beschädigungen der Kabel ereignet hatten. Die Beamten ließen es nach der Durchsuchung weiterfahren.
Schiff war zum Zeitpunkt der Beschädigungen in der Nähe der Kabel
Die Schäden an den beiden betroffenen Glasfaserkabeln waren innerhalb von weniger als 24 Stunden aufgetreten: Das schwedisch-litauische Datenkabel wurde nach NDR Informationen am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr etwa 50 Kilometer von der Ostsee-Insel Gotland entfernt beschädigt, das finnisch-deutsche Kabel dann nach Angaben des Betreibers Cinia am Montagmorgen gegen 3 Uhr östlich der Insel Öland. Auf dem Weg aus dem russischen Ölhafen Ust-Luga soll das Schiff zu den Zeitpunkten der Beschädigungen in der Nähe der betroffenen Stellen unterwegs gewesen sein.
Nach Schweden ermittelt auch Finnland
Nach den schwedischen Behörden hat am Mittwoch auch die finnische Kriminalpolizei Ermittlungen zu der Beschädigung der Kabel aufgenommen. Anders als die Schweden untersuchen die Finnen jedoch nicht beide Vorfälle, sondern konzentrieren sich auf die Schäden an dem Unterseekabel C-Lion1, das zwischen der finnischen Hauptstadt Helsinki und Rostock verläuft. Das geht aus einer Mitteilung der finnischen Polizei hervor.
Russland nennt Vorwürfe "absurd" - China will kooperieren
Das chinesische Außenamt signalisierte am Donnerstag seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Behörden in Schweden und Finnland. Man werde mit den beteiligten Parteien in Kontakt bleiben und gemeinsam die Sicherheit der internationalen Unterwasserinfrastruktur gewährleisten, China messe deren Schutz große Wichtigkeit bei, sagte Außenamts-Sprecher Lin Jian. Über das im Kattegat liegende chinesische Schiff habe man aber keine Informationen. Der Kreml wies derweil Vorwürfe zurück, wonach Russland an der Beschädigung der Kabel beteiligt gewesen sein soll. Es sei "absurd, Russland weiterhin ohne jegliche Grundlage für alles zu beschuldigen", so Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch.