Virus-Infekte in MV: Immer mehr Grippefälle im Land
Besonders kleine Kinder leiden zur Zeit unter dem RS-Virus. Doch immer mehr Menschen im Land sind mit dem Grippe-Virus infiziert. Die Zahl der akuten Atemwegsinfektionen ist nach wie vor hoch.
"Wir müssen davon ausgehen, dass der Höhepunkt noch nicht erreicht ist und der Anteil der Personalausfälle kontinuierlich hoch bleibt", sagte Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) am Donnerstag. Neben Nahverkehr und Bahn klagen vor allem Kitas und Krankenhäuser über hohe Krankenstände, in deren Folge es vielfach schon zu Einschränkungen in den Angeboten und Leistungen kommt. "Die RSV-Welle bleibt derzeit auf hohem Niveau stabil, nimmt aber nicht weiter zu. Es kommt jetzt eine Influenza-Welle mit rasch zunehmenden Fallzahlen dazu" - so schätzt ein Sprecher der Helios Kliniken Schwerin die aktuelle Situation ein.
Mehr Erwachsene, weniger Kinder erkrankt
Deraktuelle Wochenbericht (KW 49) des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGuS) bestätigt das: Die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen (ARE) ist weiter steigend. Der stärkste Anstieg der ARE-Aktivität zeigte sich in der Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen, während die Aktivität bei den 0- bis 4-Jährigen zurück ging, so das LAGus. War vor wenigen Wochen noch das RS-Virus am weitesten verbreitet, sind nun die Influenza A Viren am häufigsten zu finden.
Planbare Aufnahmen werden verschoben
Das sorgt dennoch nicht für eine eindeutige Entspannung der Lage in den Krankenhäusern. Laut DIVI-Intensivregister sind 51 Kinderintensivbetten im Land belegt (41 in der Vorwoche), 24 Betten sind noch frei (36 in der Vorwoche) (Stand: Donnerstag, 15. Dezember, 8 Uhr).
Im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg ist die Kinderklinik laut Sven Armbrust, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, weitestgehend ausgelastet. Hier mussten planbare Aufnahmen bereits verschoben werden. Ein Großteil der Kinder leidet an Atemwegsinfektionen, auf der Intensivstation liegen vier Kinder mit dem Influenza-A-Virus. Armbrust rechnet mit einer gleichbleibenden Belastung in den kommenden Wochen.
RSV auf hohem Niveau stabil
Auch in Schwerin gibt es nur noch wenige freie Betten: Hier liegen derzeit 13 Kinder mit Influenza, 10 Kinder mit RSV im Haus. Zwei Kinder haben sogar eine Doppelinfektion mit RSV und Influenza. Drei Kinder liegen mit Atemwegsinfekten auf der Intensivstation. Die RSV-Welle bleibt derzeit auf hohem Niveau stabil, nimmt aber nicht weiter zu. Es kommt jetzt eine Influenza-Welle mit rasch zunehmenden Fallzahlen dazu. In Rostock atmet man derzeit kurz durch: Hier müssen zur Zeit keine Kinder aus anderen Bundesländern aufgenommen werden, man hofft auf weiterhin abnehmende Erkrankungs-Zahlen.
Kaum Aufnahmen aus anderen Bundsländern
An der Universitätsmedizin Greifswald werden dagegen neun Kinder stationär wegen RSV versorgt, fünf weitere wegen Influenza. Je drei Kinder werden intensivmedizinisch überwacht, sie brauchen allerdings nicht beatmet zu werden. Die Auslastung der infrage kommenden Kinderbetten (auch ITS) liegt bei 80 Prozent. Die Kinderkliniken im Land müssen nur noch vereinzelt Kinder aus anderen Bundesländern aufnehmen.
Ersatzkassen: Noch nicht zu spät für Grippe-Impfung
Wegen der steigenden Infektionszahlen bei RS- und Grippe-Viren hatten die Ersatzkassen zur Grippeimpfung aufgerufen: "Auch wenn die diesjährige Grippe-Saison bereits sehr früh begonnen hat, ist es noch nicht zu spät, sich durch eine Impfung zu schützen", sagte die Landeschefin des Verbands der Ersatzkassen Vdek im Nordosten, Kirsten Jüttner. Besonders ältere Menschen, chronisch Kranke, Schwangere und medizinisches Personal forderte sie zur Influenza-Impfung auf.
Mehr Erkrankungen, heftigere Verläufe in diesem Jahr
Atemwegserkrankungen und RSV-Infektionen stellen in der Erkältungszeit im Winter alle Kinderkliniken in Sachen Personal- und Bettenverfügbarkeit vor große Herausforderungen - hinzu kommt in diesem Jahr, dass die Kinder im Kleinkindalter häufiger und vor allem schwerer betroffen sind, heißt es aus der Uniklinik in Rostock. Durch die Pandemie-Maßnahmen sind mehrere Infektions-Jahrgänge bei Kindern ausgefallen. 90 Prozent der Kinder machen normalerweise in den ersten zwei Lebensjahren eine RSV-Infektion durch, 50 Prozent sogar zweimal. Doch nun haben viele erst im Kindergartenalter ihre erste Begegnung mit dem Virus. Diese ersten Infektionen fallen häufig besonders heftig aus, spätere Infektionen mildern sich ab.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt derweil vor einer weiteren schweren Krankheitswelle in Europa: Die Fälle von Streptokokken A, Bakterien die unter anderem Scharlach auslösen, steigen rapide an.