NDR Info - Redezeit

Sturmflut - Zerstörung - hohe Kosten: Wie kann sich der Norden schützen?

Donnerstag, 02. November 2023, 21:03 bis 22:00 Uhr, NDR Info

NDR Info Redezeit: Sturmflut - Zerstörung - hohe Kosten: Wie kann sich der Norden schützen?

02.11.2023 | 21:03 Uhr

Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten über den Küstenschütz diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.

Beschädigte Häuser, gebrochene Deiche, gesunkene Boote, Sandverluste an den Stränden: Die Ostsee-Sturmflut hat ein Bild der Zerstörung hinterlassen. Menschen stehen vor den Trümmern ihrer Existenz und fragen sich, wie geht es jetzt weiter?

An einigen Orten an der Ostseeküste laufen die Aufräumarbeiten noch. Die Menschen kämpfen mit den Nachwirkungen der Rekordsturmflut. Die Landesregierung in Schleswig-Holstein hat sich bereits in einer Sonderkabinettssitzung auf einen gemeinsamen Wiederaufbaufonds mit den Kommunen geeinigt. Die Beratungen zu dem Fonds laufen noch. Am Freitag sollen die zu erwartenden Hilfen konkretisiert werden.

"Nicht möglich, Kosten allein zu tragen"

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) fordern Hilfen von Bund und Ländern. In einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieben sie: "Wir erinnern an die Hochwasser im Jahr 2013 an Elbe, Donau und Rhein oder auch im Ahrtal vor zwei Jahren, bei denen große Schäden für Privathaushalte und Unternehmen sowie an der Infrastruktur von Bund, Ländern und Kommunen entstanden sind." Aufgrund der Vielzahl der Schäden werde es Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern nicht möglich sein, die Kosten für die Reparatur von Infrastruktur und die Instandsetzung sowie Stärkung der Küstenschutzanlagen alleine zu tragen, heißt es in dem Brief weiter.

Erkenntnisse für die Zukunft

Doch es geht auch um die Zukunft: Welche Erkenntnisse müssen aus der Flut für den künftigen Küstenschutz an der Ostsee gezogen werden? "Die vergangenen Tage haben uns die Verwundbarkeit der Ostseeküste durch die Klimakrise schonungslos vor Augen geführt", sagte der schleswig-holsteinische Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) bereits kurz nach der Flut: "Wir werden beim Küstenschutz unseren Fokus stärker auf den Osten des Landes richten müssen - ohne dabei an der Nordsee auch nur ein Jota weniger zu machen." Diese Anstrengungen würden Land und Gesellschaft etwas kosten.

Experte: Sturmfluten werden heftiger ausfallen

Experten warnen derweil: Christian Winter, Professor für Küstengeologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, ist sich sicher, dass Sturmfluten in Zukunft heftiger ausfallen werden. Im Interview mit NDR Schleswig-Holstein sagte er, die Zeit des vollkommen geschützten Bewohnens der Küste sei vorbei. "Wir alle wissen, dass der Meeresspiegel steigt. Und selbst wenn sich jetzt das Wind- und das Wellen-Klima nicht signifikant ändert, schlagen Sturmfluten durch den erhöhten Meeresspiegel dann mit einer größeren Wucht auf die Küsten. "Wie geht es also weiter an den Ostseeküsten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern? Wer trägt die aktuellen Kosten? Und wer ist finanziell für den langfristigen Küstenschutz zuständig? Auf welche Extremwetter müssen wir uns künftig an den Küsten einstellen?

NDR Info Moderatorin Janine Albrecht begrüßte als Gäste:

Tobias Goldschmidt
Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur von Schleswig-Holstein, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Dr. Fabian Geyer
Oberbürgermeister von Flensburg, parteilos

Prof. Dr. Beate Ratter
Leiterin "Sozioökonomie des Küstenraumes" am Institut für Küstenforschung, Helmholtz-Zentrum Hereon

 

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