NDR Info - Redezeit
Dienstag, 28. November 2023, 19:03 bis
20:00 Uhr
Obdachlos bei Kälte: Ist das Winternotprogramm die Lösung?
Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten über Hilfen für Obdachlose diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.
Der Norden hat seine ersten frostigen Nächte erlebt, der erste Schnee ist da. Im Herbst und Winter leiden Menschen ohne Wohnung ganz besonders. Sie sind der Kälte schutzlos ausgeliefert. Was tun Städte, um Obdachlosen im Winter zu helfen - und reicht es aus?
Die Stadt Hamburg stellt für obdachlose Menschen in diesem Jahr wieder mehr als 800 zusätzliche Schlafplätze zur Verfügung. In Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sind ähnliche Programme angelaufen. So werden zum Beispiel in Schleswig-Holstein in Tagestreffs und Beratungsstellen warme Kleidung und Schlafsäcke verteilt. Das Angebot richte sich, laut Diakonie, an wohnungslose Menschen, die ausschließlich auf der Straße leben. Sie lehnten es meist ab, in den bestehenden Notunterkünften zu übernachten. Oft scheuten sie die schwierigen Lebensbedingungen in den Unterkünften, in denen es kaum Privatsphäre gebe.
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Eine eigene Wohung - die Lösung?
Die Stadt Hannover will bis 2030 mehr Obdachlose in eine eigene Wohnung bringen. Dafür sollen Notunterkünfte und Gemeinschaftsunterkünfte reduziert und abgebaut werden. Auch die Stadt Hamburg will Menschen langfristig von der Straße holen. Ein Ansatz ist das Modellprojekt Housing First. Es soll gezielt Menschen erreichen, die seit langer Zeit ohne Wohnung sind und denen aufgrund ihrer unterschiedlichen Probleme bislang kein Wohnraum vermittelt werden konnte.
Positive Zwischenbilanz in Hamburg
Im November bilanzierte die Projektleiterin Nina Behlau nach dem ersten Jahr: 19 Menschen seien bereits in eine eigene Wohnung gezogen. Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg, die das Modellprojekt finanziert, dem Hilfesystem und anderen Beteiligten laufe gut. "Es ist beeindruckend, was alles möglich ist, wenn viele an einem Strang ziehen", sagte Behlau.
"Auf der Straße sterben Menschen"
Doch reicht das alles aus? Im vergangenen Jahr sind in Hamburg bis Mitte Dezember 23 Obdachlose gestorben. "Das ist ein Zustand, an den wir uns nicht gewöhnen dürfen", sagte die Sozialexpertin der Linksfraktion in der Bürgerschaft, Olga Fritzsche. "Die Stadt rühmt sich, das beste Winternotprogramm und ein umfassendes Hilfesystem zu haben. Gleichzeitig sterben Menschen auf der Straße und wir beobachten eine zunehmende Verelendung."
Was müssen Städte tun, um Obdachlosen sinnvoll zu helfen? Was kann jeder Bürger, jede Bürgerin tun, um Obdachlosen zu unterstützen? Wie müssen langfristige Strategien gegen Obdachlosigkeit aussehen?
NDR Info Moderatorin Janine Albrecht begrüßte als Gäste:
Nina Behlau
Projektleiterin von Housing First Hamburg
Alexander Koop
Fachbereichsleiter Gesellschaftliche Teilhabe der Stadt Hannover
Chris
Verkäufer von Hinz & Kunzt