"Housing First Hamburg" zieht positive Zwischenbilanz
Das Modellprojekt "Housing First Hamburg" für wohnungslose Menschen funktioniert. Diese positive Zwischenbilanz zog der Trägerverbund aus Diakonie Hamburg, Benno und Inge Behrens-Stiftung und evangelischem Kirchenkreis Hamburg-Ost am Donnerstag ein gutes Jahr nach Start des Projekts.
19 Menschen seien bereits in eine eigene Wohnung gezogen, erklärte Projektleiterin Nina Behlau. Im Dezember werde eine weitere Wohnung bezogen. Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg, die das Modellprojekt finanziert, dem Hilfesystem und anderen Beteiligten laufe gut.
Beratung bei vielen Fragen
"Es ist beeindruckend, was alles möglich ist, wenn viele an einem Strang ziehen", sagte Behlau. Positiv sei zudem, dass die Menschen auch die begleitenden und freiwilligen Unterstützungsangebote schnell und selbstständig einfordern. "Sei es bei Gesundheitsfragen, Begleitung zum Jobcenter oder dem Einrichten der Wohnung."
"Körperhaltung ändert sich"
Man sehe bei den Menschen sofort eine Veränderung, sobald sie in ihre Wohnung kommen und ihre Wohnungsschlüssel haben. "Mir ist vor allem aufgefallen, dass die Körperhaltung sich auch ändert", sagte Behlau. "Es ist tatsächlich ein aufrechteres Eintreten in die eigene Wohnung und darüber sind wir sehr froh."
Wohnungswirtschaft hilft
Ein wesentlicher Bestandteil für das Gelingen des Projekts sei die Kooperation mit der Wohnungswirtschaft. Das Hamburger Wohnungsunternehmen Theo Urbach habe bereits kurz nach Projektstart die erste Wohnung bereitgestellt, die im Dezember 2022 bezogen werden konnte. Hinzu komme eine Kooperationsvereinbarung mit dem Unternehmen Vonovia, das verbindlich 20 Wohnungen in Hamburg zugesagt habe, von denen 8 schon bereitgestellt werden konnten, hieß es.
Nur ein Baustein bei Bekämpfung der Obdachlosigkeit
Trotz der positiven Zwischenbilanz sei deutlich, dass "Housing First Hamburg" nur ein Baustein in der Bekämpfung der Obdachlosigkeit in der Stadt ist, betonte Behlau. "Die geplanten 30 Wohnungen lösen das Problem Obdachlosigkeit nicht nachhaltig." Dennoch freut sich die Projektleiterin, einen Beitrag leisten zu können, denn die Bedeutung dieser Wohnungen "für jeden einzelnen Menschen in unserem Projekt" könne nicht hoch genug bewertet werden.
Modellprojekt zunächst auf drei Jahre angelegt
Das Modellprojekt "Housing First Hamburg" ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Damit sollen gezielt Menschen erreicht werden, die seit langer Zeit ohne Wohnung sind und denen aufgrund ihrer unterschiedlichen Probleme bislang kein Wohnraum vermittelt werden konnte. Dazu zählen unter anderem psychische Erkrankungen, eine angegriffene Gesundheit, hoher Alkoholkonsum oder Drogensucht. In ihrer neuen Wohnung sollen sie sich zunächst erholen und dann in die Lage versetzt werden, Unterstützungsleistungen anzunehmen. Begleitende Angebote sollen helfen, dass sie ihren Alltag mittelfristig selbst strukturieren und möglicherweise auch eine Arbeit aufnehmen.