NDR Info - Redezeit

Radikale Klima-Demos und gespaltene Friedensbewegung - wie steht es um unsere Protestkultur?

Mittwoch, 12. April 2023, 20:33 bis 22:00 Uhr, NDR Info

Protest polarisiert - derzeit womöglich besonders? Aktionen der "Letzten Generation" führten etwa im Osterreiseverkehr zu langen Staus, wutentbrannte Autofahrer attackierten die Klima-Aktivisten. Auch das Wohlwollen gegenüber Friedensdemos scheint zu bröckeln, denn die Bewegung ist angesichts des Ukraine-Kriegs gespalten. Gerät die Akzeptanz für große Ziele wie Frieden und Klima in Mitleidenschaft? Wie schauen wir auf die aktuellen Protestformen? Darum ging es in der Redezeit am Mittwoch, den 12. April 2023.

Welche Bilder dominieren derzeit die Wahrnehmung von dem demokratisch so wichtigen Recht zu demonstrieren? Zum einen sind es Klima-Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation", die immer radikalere Aktionen wählen. Sie stellen Landespolitikerinnen und Bürgermeistern Ultimaten und erhöhen den Druck mit Störaktionen. Zum anderen wehten gerade um die Osterfeiertage wieder viele Fahnen oder selbst gemalte Plakate mit Friedenstauben darauf. Bei den diesjährigen Ostermärschen ging aber auch ein Riss durch die jahrelang gewachsene Friedens-Bewegung, besonders in puncto Positionierung zum Ukraine-Krieg und gegenüber dem Aggressor Russland. Die Skepsis gegenüber gewissen Aktionen und Positionen wächst. Schmälert das die allgemeine Akzeptanz von Protest und Protestkultur? 

Graben zwischen Gesellschaft und Demonstranten?

In Deutschland gibt es eine lange Protest-Tradition. Die seit 1945 steigende Protest-Bereitschaft gilt als Teil gelebter Demokratie. Und die Entscheidung für ein bestimmtes Anliegen auf die Straße zu gehen, habe sich in den vergangenen Jahren weiter erhöht - angefangen mit den Pegida-Protesten, über Stuttgart21 und die Demos gegen die Corona-Politik, bis hin zu "Fridays for Future" - so zumindest die Diagnose vieler Politikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Kommt die Demonstrations-Bereitschaft dabei weiterhin aus der Mitte der Gesellschaft? Oder ziehen radikale Positionen und Aktionen eine immer radikalere Anhängerschaft an? Welche Art von Störung muss die Öffentlichkeit in Kauf nehmen, welche braucht sie vielleicht sogar, um aufgerüttelt zu werden?

NDR Info Moderatorin Susanne Stichler begrüßte als Gäste:

Prof. Dr. Christine Hentschel
Soziologin/Kriminologin an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg

Lea-Maria Rhein
Aktivistin und Sprecherin der "Letzten Generation"

Dr. Jens-Peter Steffen

Co-Sprecher der Organisation Kooperation für den Frieden, Mitorganisator der Ostermärsche

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