Etwa 1.500 Menschen nehmen an Hamburger Ostermarsch teil
In Hamburg haben am Ostermontag zwei Kundgebungen für den Frieden stattgefunden: der Hamburger Ostermarsch und ein Friedensfest im Stadtteil St. Georg. Beide standen in direkter Konkurrenz, denn seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine geht ein tiefer Riss durch die Friedensbewegung.
Unter dem Motto "Für Frieden in Europa! Den dritten Weltkrieg verhindern!" zogen Hunderte Menschen in Hamburg von der Reeperbahn auf St. Pauli zum Fischmarkt. Laut Polizei beteiligten sich gut 1.500 Demonstrantinnen und Demonstranten an dem Hamburger Ostermarsch. Sie trugen Transparente mit der Aufschrift "Frieden schaffen ohne Waffen", "Kriege beenden. Abrüsten" oder "Verhandeln statt Schießen".
Kritik am westlichen Verhalten
Peter Brandt, der Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD), forderte Russland auf, seine Truppen in der Ukraine hinter die Demarkationslinie von Januar 2022 zurückzuziehen. Er kritisierte, der Westen habe Russlands Sicherheitsinteressen jahrelang negiert. Reiner Braun, langjähriger Co-Präsident des Internationalen Friedensbüros (IPB), warf Medien eine Diffamierung der Bewegung vor. Die Initiativen stünden für Frieden und Abrüstung. Zugleich beklagte er, Europa werde immer mehr "zum Wurmfortsatz der USA". Seiner Ansicht nach müsse Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) "aus dem Amt gejagt" werden.
Forderung: Waffenstillstand und Ende der Waffenlieferungen
Der Veranstalter des Hamburger Ostermarsches, das "Hamburger Forum", fordert unter anderem einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine, um Friedensverhandlungen zu ermöglichen. Außerdem ein Ende von Waffenlieferungen an kriegsführende Staaten und das Aus aller Wirtschaftssanktionen. Zudem dürfe es keine Bundeswehreinsätze im Ausland mehr geben.
Linke organisiert Friedensfest in St. Georg
Parallel zum Ostermarsch lud die Hamburger Linke zu einem Friedensfest im Stadtteil St. Georg ein. Sie hatte erstmals nicht zur Teilnahme am Ostermarsch aufgerufen, weil sie die Verantwortung für den Krieg in der Ukraine klar bei Russland sieht. Diese Auffassung wird allerdings nicht von allen Linken geteilt: So trat etwa die frühere Hamburger Linkenchefin und Bundestagsabgeordnete Zaklin Nastic als Rednerin beim Ostermarsch auf.
DGB will sich auf 1. Mai konzentrieren
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Hamburg hatte zum ersten Mal nicht dazu aufgerufen, am Hamburger Ostermarsch teilzunehmen. Hamburgs DGB-Chefin Tanja Chawla hatte dem NDR gesagt, der DGB könne die Relativierung der Rolle Russlands im Krieg in der Ukraine nicht unterstützen. Man konzentriere sich auf die DGB-Kundgebungen am 1. Mai, um friedenspolitische Forderungen auf die Straße zu tragen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte es viel Kritik am Hamburger Ostermarsch gegeben, weil das "Hamburger Forum" als Organisator der Regierung in Kiew eine indirekte Mitschuld am russischen Einmarsch gegeben hat.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung des Artikels wurde Reiner Braun als Mitglied des Netzwerks Friedenskooperative bezeichnet. Nach einem Hinweis des Netzwerkes, dass er dort kein Mitglied ist, haben wir den Artikel angepasst.