Aktionen von Klima-Aktivisten sorgen für Kritik in Hamburg
Autofahrerinnen und -fahrer sind eh schon genervt - jetzt wächst auch in der Hamburger Wirtschaft der Ärger über die Aktionen der Gruppe "Letzte Generation". Das nütze niemandem und vor allem nicht dem Klimaschutz, meint der Industrieverband Hamburg. Die Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten hatten am Dienstag erneut die Köhlbrandbrücke blockiert.
Wie lange es in Hamburg noch weitergeht mit den Blockaden, darauf will sich die "Letzte Generation" nicht festlegen. Sprecherin Katja Schreiner sagte NDR 90,3 und dem NDR Hamburg Journal: "Wir müssen einfach stören, um deutlich zu machen, dass sich etwas verändern muss." Auch die Farb-Schmiererei am Hamburger Rathaus hält Schreiner rückblickend für richtig, denn "das sehen wir als unsere Aufgabe an, wirklich den Feueralarm zu spielen, und dafür müssen auch mal Rathäuser beschmiert werden".
Rechtswissenschaftler kritisiert Aktionen
Deutliche Kritik an den Protesten kommt von dem bekannten Hamburger Rechtswissenschaftler Ulrich Karpen. Er hält die Aktionen trotz der Klimakrise für nicht verhältnismäßig. "Das Verständnis für den Hintergrund einer Tat ist vielleicht bei den Klima-Aktivisten ein bisschen größer, aber auf der anderen Seite sind immer Rechte von Bürgern betroffen."
Leonhard warnt vor Folgen von Blockaden
Neben dem Industrieverband Hamburg kritisierte auch Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) die Aktionen der "Letzten Generation". Sie warnte im Gespräch mit NDR 90,3 vor den wirtschaftlichen Folgen für den Hafen. Sie fürchtet, dass Unternehmen wegen der Blockaden ihre Waren künftig über andere Häfen in den Niederlanden und Belgien verschiffen, statt über Hamburg. Dann käme die Ware trotzdem nach Hamburg, nur halt mit dem Lkw. "Und das ist kein guter Beitrag für den Kampf gegen den Klimawandel", sagte Leonhard.
Verständnis für Lkw-Fahrer
Ähnlich sieht es Kerstin Wendt-Heinrich, die Chefin der Logistik-Initiative Hamburg. Sie nimmt gleichzeitig Lastwagenfahrer und -fahrerinnen in Schutz, die sich regelmäig lautstark über die Straßenblockaden beschweren. Diese hätten einen engen Zeitplan und stünden häufig auch finanziell unter Druck, sagte sie. Laut Wendt-Heinrich gibt es in der Logistikbranche zahlreiche Initiativen, um CO2 einzusparen.
Erneut Köhlbrandbrücke blockiert
Am Dienstag legten die Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Tagen den Verkehr auf der Köhlbrandbrücke lahm. Die Polizei nahm neun Menschen in Gewahrsam und will prüfen, ob sie vor Gericht eine längere Ingewahrsamnahme für sie beantragt.