NDR Info - Redezeit
Donnerstag, 23. März 2023, 20:33 bis
22:00 Uhr, NDR Info
NDR Info Redezeit: Ist die Streik-Welle gerechtfertigt?
Über die Warnstreiks wegen der festgefahrenen Tarifverhandlungen haben Hörerinnen und Hörer zusammen mit Experten diskutiert. Die komplette Sendung als Mitschnitt.
Die Gewerkschaft ver.di ruft die Beschäftigten im öffentlichen Dienst vor dem Hintergrund der festgefahrenen Tarifverhandlungen zu Warnstreiks auf. Ist das gerechtfertigt? Das war das Thema in der NDR Info Redezeit am Donnerstag, den 23. März 2023.
Unter dem Motto "Wir sind das Gold der Stadt" werden mehrere Tausend Beschäftigte - zum Beispiel aus den Asklepios Krankenhäusern, dem UKE, den Elbkinder Kitas, der Stadtreinigung, der Hamburg Port Authority (HPA) und der Staatsoper - am Donnerstag in Hamburg gemeinsam auf die Straße gehen. In anderen norddeutschen Ländern kam es in dieser Woche bereits zu Arbeitsniederlegungen.
Großer Streik im Verkehrsbereich geplant
In vielen Kliniken in Niedersachsen traten Beschäftigte in den Ausstand. In Braunschweig fuhren keine öffentlichen Verkehrsmittel, es kam zu Einschränkungen in Kitas. Auch Ärztinnen und Ärzte in kommunalen und privaten Krankenhäusern legten die Arbeit nieder. Zu den Warnstreiks hatte der Marburger Bund aufgerufen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern beteiligten sich etwa 500 Beschäftigte an Arbeitsniederlegungen. Für kommenden Montag haben ver.di und die Eisenbahn Verkehrsgewerkschaft (EVG) einen bundesweiten Warnstreik angekündigt, der weite Teile Bahn- und Flugverkehrs lahmlegen könnte.
- Zug und Flug: Verkehr läuft nach Warnstreik wieder weitgehend normal
- Kommentar: Warnstreiks sind unangenehm, aber notwendig
- Ver.di zu den Warnstreiks: Wir setzen ein Zeichen vor den Verhandlungen
- Tarifkonflikt: Schwerpunkt der Warnstreiks dieses Mal in Hamburg
- Streik am Hamburger Flughafen ohne gravierende Folgen
- Beginn des neuen Warnstreiks im Hamburger Hafen verschoben
- Tausende Klinikärzte streiken - Kundgebung in Hamburg
- Warnstreik: Klinikärztinnen und -ärzte legen Arbeit nieder
- Warnstreik: In Hannover standen erneut Busse und Bahnen still
- Streik legt Hamburger Flughafen still
Forderungen nach Lohnerhöhungen
Die Löhne der Beschäftigten sollen um 10,5 Prozent, mindestens aber um 500 Euro monatlich erhöht werden. Die Entgelte der Auszubildenden, Studierenden, Praktikantinnen und Praktikanten sollen um 200 Euro monatlich erhöht werden. Das sind die Forderungen, mit denen ver.di in die Tarifrunde geht. Begründet wird dies mit den entbehrungsreichen Corona-Jahren und der Inflation.
Knappe Mehrheit unterstützt Lohnforderung im öffentlichen Dienst
Die Tarifforderungen der Gewerkschaften im öffentlichen Dienst treffen bei den Bürgerinnen und Bürgern laut ARD-Deutschland Trend auf geteilte Ansichten: 44 Prozent der Befragten halten die Forderungen für angemessen. Weiteren acht Prozent gehen sie sogar nicht weit genug. 42 Prozent finden allerdings, dass sie zu weit gehen. Bei Bürgern über 65 Jahren ist die Ablehnung mit 51 Prozent noch höher. Unter den erwerbstätigen Befragten sieht es etwas anders aus: Hier halten 49 Prozent die Forderungen der Arbeitnehmerseite für angemessen, weitere zehn Prozent meinen, der Lohnzuwachs sollte noch höher liegen.
NDR Info Moderatorin Janine Albrecht begrüßte als Gäste:
Dr. Alexander Gallas
Streikforscher, Autor, Politik- und Sozialwissenschaftler an der Universität Kassel
Sandra Goldschmidt
Vorsitzende ver.di Hamburg und des NDR Rundfunkrats
Carsten Pape
Direktor Personalmanagement Asklepios Kliniken