Warnstreik: In Hannover standen erneut Busse und Bahnen still

Stand: 23.03.2023 19:26 Uhr

Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes hat ver.di die Warnstreiks am Donnerstag in Teilen Niedersachsens fortgesetzt. In Hannover fuhren erneut die Busse und Bahnen nicht.

In ganz Niedersachsen waren zudem kommunale Kliniken betroffen. Unter anderen legten nach Angaben der Gewerkschaft ver.di die Beschäftigten der kommunalen Krankenhäuser in Hannover, Lüneburg, Wolfsburg und Oldenburg ihre Arbeit nieder. In allen Krankenhäusern sei vereinbart worden, dass Notfälle behandelt werden, hieß es. In Hannover war neben den Verkehrsbetrieben Üstra auch der Abfallentsorger aha von dem Ausstand betroffen. Wie schon am Mittwoch und in der vergangenen Woche wurde der Müll in der Landeshauptstadt und in der Region nicht abgeholt.

Kommunaler Arbeitgeberverband: Leidtragende sind die Bürger

Der kommunale Arbeitgeberverband in Niedersachsen hat dafür kein Verständnis. Für Hauptgeschäftsführer Michael Bosse-Arbogast wird der Bogen gerade überspannt. Leidtragende seien Bürgerinnen und Bürger. Erst seien Familien mit kleinen Kindern und die Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs betroffen gewesen. Jetzt müssten sogar wichtige Operationen in Kliniken verschoben werden. Dabei stehe bereits seit vielen Monaten schon der Termin für die nächste Verhandlungsrunde. "Da gehören die Diskussionen hin, da muss verhandelt werden", sagte Bosse-Arbogast. Er zeigte sich aber optimistisch, dass am kommenden Mittwoch gemeinsam ein angemessenes Ergebnis erzielt werde. Scheitern die Gespräche, dann will die Gewerkschaft ver.di auch unbefristete Streiks nicht ausschließen.

9.500 Menschen bei Kundgebung von ver.di in Hannover

Bereits am Mittwoch hatte ver.di landesweit die Beschäftigten im öffentlichen Dienst zu Warnstreiks aufgerufen. In Hannover seien rund 9.500 Menschen zur zentralen Kundgebung der Gewerkschaft gekommen, sagte die Polizei. Sieben Demonstrationszüge trafen sich am Nachmittag unweit des Hauptbahnhofs am Opernplatz. Der befürchtete Verkehrskollaps sei aber ausgeblieben, sagte der Polizeisprecher. Nur während der An- und Abreise habe es sich auf den Straßen gestaut. Denn: In Hannover fuhren auch gestern schon - ebenso wie in Goslar, Braunschweig, Wolfsburg und Göttingen - weder Busse noch Bahnen. Von dem Warnstreik betroffen waren laut ver.di unter anderem auch die öffentliche Verwaltung, Sparkassen, Kindertagesstätten, die Müllabfuhr und Krankenhäuser.

Videos
Mehrere Straßenbahnen stehen auf einem Platz, In ihren Fenstern sind Streik Schilder zu sehen © Screenshot
3 Min

Warnstreik geht weiter: Üstra steht erneut still

Wie viele aus ihrer Kollegenschaft, fordert auch Busfahrerin Karen Proges mehr Gehalt - und dadurch mehr Wertschätzung. (22.03.2023) 3 Min

Streiks bei Verwaltung, aha, Üstra, in Kindergärten und Sparkassen

Die Schwerpunkte der Warnstreiks lagen am Mittwoch der Kommunalgewerkschaft Komba zufolge in der Region Hannover, in Braunschweig, Göttingen, im Landkreis und in der Stadt Lüneburg, in Peine und Salzgitter. Auch in Osnabrück, dem Emsland und der Grafschaft Bentheim legten Menschen die Arbeit nieder, um in Bremen zu demonstrieren. Wie ver.di auf Twitter mitteilte, gingen in Niedersachsen und Bremen am Mittwoch insgesamt 22.000 Menschen die Straßen. Den Anfang der niedersachsenweiten Warnstreiks hatten die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bereits am Dienstag in Braunschweig gemacht. Dort waren unter anderem das Stadtbad, das Jobcenter, Kindertagesstätten und der öffentliche Nahverkehr von dem Ausstand betroffen.

Videos
Ein Schild auf einer Demo mit der Aufschrift: "Operiert euch doch selbst" © Screenshot
3 Min

Warnstreik: Klinikärztinnen und -ärzte legen Arbeit nieder

Mit dem Streik will die Ärztegewerkschaft Marburger Bund den Druck in den Tarifverhandlungen erhöhen. (21.03.23) 3 Min

Mehr als 600 Klinikärztinnen und -ärzte im Warnstreik

Auch Ärztinnen und Ärzte an kommunalen und privaten Krankenhäusern hatten schon am Dienstag ihre Arbeit niedergelegt. Zu dem Warnstreik aufgerufen hatte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Mehr als 600 Medizinerinnen und Mediziner hatten sich den Angaben zufolge an dem Ausstand beteiligt. Betroffen waren von Aurich über Lüneburg und Verden bis Goslar zahlreiche Kliniken in Niedersachsen. Zur zentralen Kundgebung am Asklepios-Klinikum St. Georg in Hamburg kamen laut Marburger Bund rund 2.000 Personen. Angereist waren sie unter anderem aus Lüneburg, Osnabrück, Hildesheim und Salzgitter. Der Ärzteverband fordert einen Inflationsausgleich für die Monate seit Oktober 2021 und eine lineare Erhöhung der Gehälter um zweieinhalb Prozent.

Hintergrund der Warnstreiks

Ver.di und der Beamtenbund dbb, zu dem auch die Komba gehört, fordern für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat. Arbeitgeber und Gewerkschaften treffen sich am 27. März erneut zu Tarifverhandlungen in Potsdam.

Weitere Informationen
Streikende stehen während einer Kundgebung der Gewerkschaft Verdi auf dem Hamburger Rathausmarkt. © dpa

Tarifkonflikt: Schwerpunkt der Warnstreiks dieses Mal in Hamburg

Lotsen kommen infolge des Streiks nicht auf die Containerschiffe. Der Schwerpunkt der Arbeitsniederlegungen liegt heute aber in Niedersachsen. (22.03.2023) mehr

Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Warnstreiks der Gewerkschaft Marburger Bund gehen bei einer Demonstration in Richtung Gänsemarkt. © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius

Tausende Klinikärzte streiken - Kundgebung in Hamburg

Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat in mehreren Bundesländern zum Warnstreik aufgerufen. In Hamburg gibt es eine Protestkundgebung. (21.03.2023) mehr

Eine Person hält bei einem Warnstreik ein Schild mit der Aufschrift "Kita = Zukunfts-Fundament" hoch. © Picture alliance/dpa Foto: Lars Klemmer

Warnstreiks: In Niedersachsen waren Tausende auf der Straße

Vielerorts waren Kitas, Sparkassen und Bibliotheken geschlossen. Abfallentsorger holten den Müll erneut nicht ab. (16.03.2023) mehr

Papier-Müll liegt an einem Baum in der Innenstadt Hannover (Warnstreiks der Müllabfuhr). © Svenja Estner/NDR Foto: Svenja Estner

Wegen ver.di-Warnstreiks: In Hannover türmt sich der Müll

Die Gewerkschaft ver.di hat auch die Beschäftigte des kommunalen Abfallentsorgers aha zum Streik aufgerufen. (15.03.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Hannover | 23.03.2023 | 08:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Energiekrise

Tarifpolitik

Gewerkschaften

Mehr Nachrichten aus der Region

Geflüchtete verlassen die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen am Standort Braunschweig. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Zahl der Asylanträge in Niedersachsen deutlich zurückgegangen

Laut Innenministerium beantragten bis November rund 23.900 Menschen Asyl - im gesamten Vorjahr waren es etwa 34.600. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen