Warnstreiks: In Niedersachsen waren Tausende auf der Straße
Am Donnerstag haben Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Niedersachsen nach Aufruf von ver.di erneut gestreikt. In Leer forderten sie bei einer Kundgebung bessere Arbeitsbedingungen.
Laut Polizei kamen am Vormittag etwa 2.000 Menschen zusammen. Auch in Osterholz-Scharmbeck war eine Streikversammlung angemeldet. Zudem waren unter anderem Nienburg, Emden, Holzminden und Hildesheim von dem Ausstand betroffen. Es blieben viele Kindertagesstätten, Horte, Sparkassen und Stadtbibliotheken geschlossen. Zudem wurde in Stadt und Region Hannover erneut der Müll nicht abgeholt. Bereits die vergangenen zwei Tage hatten die Beschäftigten beim kommunalen Abfallentsorger aha die Arbeit niedergelegt, sodass sich rund um die Sammelstellen und Müllcontainer der Abfall türmt.
Ver.di kündigt weitere Warnstreiks für nächste Woche an
Ein Ende des Arbeitskampfes ist nicht in Sicht. Für die kommende Woche kündigte ver.di die nächsten ganztägigen Warnstreiks an - noch vor der nächsten Verhandlungsrunde. Am kommenden Mittwoch seien die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Bremen und Niedersachsen erneut zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Betroffen davon seien wieder die öffentlichen Verwaltungen, der öffentliche Nahverkehr, Kitas und die Müllabfuhr. "Es ist davon auszugehen, dass es an diesem Tag zu erheblichen Behinderungen in Niedersachsen und Bremen kommen wird", teilte ver.di mit. In der Region Hannover soll der Warnstreik über zwei Tage gehen. Außerdem will ver.di mit einer großen zentralen Kundgebung in Hannover den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.
Busse und Bahnen stehen nächste Woche in Hannover erneut still
Am kommenden Mittwoch und Donnerstag fahren in Hannover erneut keine Busse und Straßenbahnen der Üstra. Und auch die Müllwagen von aha bleiben wegen des Ausstandes in der Garage. Der Müllentsorger teilte mit, dass wegen des Warnstreiks ausgefallene Abholtermine nicht nachgeholt werden. Betroffene Bürger sollen ihren Müll nicht wild auf der Straße lagern, sondern nach Möglichkeit in Kellern, Garagen oder auf Balkonen aufbewahren, sagte der aha-Personalratsvorsitzende Sascha Eckstein dem NDR in Niedersachsen. Vereinbarte Sperrmüllabholungen sollen durchgeführt werden. In einigen anderen Landkreisen ist es laut ver.di ebenfalls möglich, dass der Müll nicht abgeholt wird.
Beschäftigte im Gesundheitswesen legten Arbeit nieder
An den vergangenen beiden Warnstreiktagen haben sich laut ver.di 14.500 Menschen beteiligt. Größere Aktionen habe es in Hannover, Lüneburg, Celle und in Oldenburg gegeben, teilte die Dienstleistungsgewerkschaft mit. Krankenhäuser hatten geplante Operationen und Behandlungen teilweise abgesagt und verschoben. In den betroffenen Kliniken versorgte ein Notdienst die Patienten. Neben den Klinik-Beschäftigten legten vielerorts auch Angestellte des öffentlichen Dienstes, etwa in Kitas, bei der Müllabfuhr in der Region Hannover und in Göttingen ihre Arbeit nieder.
Arbeitgeberverband hält Warnstreiks für "etwas übertrieben"
"Ich finde die aktuelle Streikrunde etwas übertrieben. Wir sind mitten im Verhandlungsprozess", hatte Michael Moormann, Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Lüneburg und Mitglied des Präsidiums des Kommunalen Arbeitgeberverbands Niedersachsen gesagt. Auf den Beginn der nächsten Tarifverhandlungen am 27. März blickte er dennoch zuversichtlich: "Ich glaube, dass da beide Seiten noch einen Schritt aufeinander zugehen müssen, auch wenn wir derzeit noch weit auseinander liegen."
Inflation, Heizkosten, Benzinpreis: Gewerkschaften fordern Ausgleich
Hintergrund der Warnstreiks sind Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen. Ver.di und der Beamtenbund dbb fordern für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat. Auszubildende sollen mindestens 200 Euro mehr bekommen. Die Arbeitgeber hatten für Nicht-Azubis fünf Prozent mehr Lohn geboten sowie eine Einmalzahlung von 2.500 Euro. "Die Inflationsentwicklung, Lebensmittel-, Energie- und Benzinpreise reißen tiefe Löcher in die Haushaltskassen der Beschäftigten. Viele von ihnen wissen nicht, wie sie sich und ihre Familien über Wasser halten sollen, einige können ihre Mieten oder Heizkosten nicht mehr zahlen", sagte ver.di-Chef Frank Werneke.