NDR Info - Redezeit
Mittwoch, 01. November 2023, 20:33 bis
22:00 Uhr, NDR Info
Am 7. Oktober fielen Hamas-Terroristen in Israel ein, töteten und entführten Hunderte Juden. Israel hat mit Luftangriffen und Bodentruppen zurückgeschlagen. Der Konflikt hat auch Auswirkungen auf das Leben in Deutschland. Experten sagen, dass es seitdem eine "neue Welle des Antisemitismus" gebe.
Beschmierte Häuser, volksverhetzende Parolen in Gedenkstätten, Hass in den Sozialen Netzwerken, judenfeindliche Sprechchöre auf Demonstrationen: Antisemitische Vorfälle in Deutschland haben dramatisch zugenommen. Das zeigen Zahlen des Bundesverbandes der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias). Allein zwischen dem 7. und dem 15. Oktober seien bundesweit 202 Vorfälle dokumentiert worden. Dies sei ein Zuwachs von 240 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Seitdem sind etliche Fälle hinzugekommen. In Berlin warfen Unbekannte Molotow-Cocktails auf ein Haus mit jüdischen Einrichtungen. In Hannover wurde die Gedenkstätte Ahlem mit Dutzenden volksverhetzenden Aufklebern beklebt. In Rostock wurde ein Fenster der jüdischen Gemeinde beschmiert.
Warnung vor gezielten Angriffen
- Volksverhetzende Parolen in der Gedenkstätte Ahlem entdeckt
- "Jüdische Schüler so stark in Gefahr wie seit Jahrzehnten nicht"
- Holocaust-Überlebender Buterfas-Frankenthal entsetzt über deutschen Antisemitismus
- Antisemitismus-Fälle: Beratungsstellen wollen Opfern helfen
- "Massiver Zuwachs" antisemitischer Vorfälle in Niedersachsen
- Oldenburg: 120 Menschen bekunden ihre Solidarität mit Israel
- Antisemitismus-Konferenz beklagt großes Unwissen über Judentum
- Zwei Jahre Dokumentationsstelle Antisemitismus in Mecklenburg-Vorpommern
- Gegen Terror und Antisemitismus: Friedensappell in Hannover
Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, warnte vor gezielten Angriffen auf Jüdinnen und Juden. Haldenwang sagte, er befürchte, dass uns diese neue Welle des Antisemitismus noch länger beschäftigen werde. Den Anstieg des Antisemitismus wertete Haldenwang als "Zäsur". Der Judenhass auf deutschen Straßen erinnere "an die schlimmsten Zeiten der deutschen Geschichte". Es gebe zudem "Alarmsignale, dass sich die Situation weiter zuspitzen könnte". So seien manche Wohnhäuser von Jüdinnen und Juden mit einem Davidstern "regelrecht markiert" worden.
Weitere Radikalisierung befürchtet
"Wir müssen damit rechnen, dass gezielt Gewalt gegen Jüdinnen und Juden verübt werden könnte", sagte der Verfassungsschutzpräsident. Sollte sich der Krieg in Israel und im Gaza-Streifen weiter zuspitzen und es "zu aufwühlenden Bildern" kommen, könne dies "zu einer weiteren Radikalisierung auch hier in Deutschland" führen. Wie gefährlich ist Antisemitismus? Was können wir Hass auf Juden entgegensetzen? Was muss sich in unserer Gesellschaft ändern, damit aktiv gegen Antisemitismus vorgegangen wird?
NDR Info Moderatorin Nina Zimmermann begrüßte als Gäste:
Esther Schapira
Journalistin und Nahost-Expertin
Juliane Wetzel
Historikerin und Antisemitismusforscherin an der TU Berlin
Rebecca Vaneeva
Präsidentin des Verbandes Jüdischer Studierender Nord