Strommix Deutschland: Wie hoch ist der Anteil erneuerbarer Energien?
Bis 2030 sollen insgesamt 80 Prozent des produzierten Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien kommen. Daten zeigen, wie der Strommix aktuell aussieht und welche Rolle der importierte Strom spielt.
2023 war ein Rekordjahr für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Mit fast 60 Prozent wurde noch nie zuvor so viel Strom nachhaltig produziert, zeigen Daten des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE). Zugleich sank die Menge an Strom, der aus fossilen Energieträgern gewonnen wird. Und zwar auf ein Niveau der 1960er Jahre. Um die politisch festgelegten Ziele zu erreichen, müsste dieser positive Trend weitergeführt werden. Denn: Bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen produziert werden.
Bereits jetzt ist oft mehr als die Hälfte des täglich produzierten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. Am Donnerstag waren es etwa 51 Prozent. Das zeigen Zahlen des Fraunhofer ISE. Aus der Windenergie kamen dabei 36,6 Prozent des Stroms und aus der Solarenergie 3,3 Prozent. Fossile Energieträger wie Kohle und Erdgas lieferten insgesamt 48,5 Prozent des Stroms.
Mehr Solarenergie im Sommer, mehr Windenergie im Winter
Wie sich der Strommix zusammensetzt, ist von Tag zu Tag unterschiedlich, denn die Erzeugung erneuerbarer Energie hängt vom Wetter, der Tageszeit und von der Jahreszeit ab. Das wird deutlich beim Blick auf die Stromproduktion über einen längeren Zeitraum. An den längeren Sommertagen liefert die Solarenergie mehr Strom als im Winter.
Bei der Windenergie wiederum verhält es sich andersherum: Im Winter liefern Windräder viel mehr Strom als im Sommer. An manchen Tagen kommt dann mehr als die Hälfte des produzierten Stroms aus Windenergie.
Stromimporte steigen, weil deutscher Kohlestrom teuer ist
Vermehrt deckten Stromanbieter zuletzt die Nachfrage in Deutschland teilweise durch Stromimporte aus anderen Ländern. In Deutschland gibt es ausreichend Kraftwerke, um die gesamte Nachfrage im Land abzudecken. Dennoch ist es für Anbieter oft billiger, Strom aus Nachbarländern einzukaufen statt vergleichsweise teure Gas- und Kohlekraftwerke im Inland zu betreiben.
Um zu schätzen, aus welchen Energiequellen dieser Strom kam, haben wir die importierten Strommengen mit dem Strommix des Herkunftslandes in dem jeweiligen Monat verrechnet.
Dabei handelt es sich um einen Schätzwert, da der exportierte Strom nicht notwendigerweise exakt dem durchschnittlichen Strommix entspricht. Auch ist nicht berücksichtigt, dass der importierte Strom aus manchen Ländern möglicherweise zuvor bereits von einem weiteren Land importiert wurde.
Im Oktober war Deutschland Nettoimporteur beim Strom. Insgesamt wurden 34,1 Terawattstunden Strom hier produziert und weitere 3,8 importiert. Der importierte Strom kam vor allem aus Frankreich, Dänemark, der Schweiz und Norwegen. Davon waren 2,33 Terawattstunden aus erneuerbaren Energiequellen. Das entspricht einem Anteil von 61,3 Prozent. Weitere 6,8 Prozent kamen aus fossilen Energiequellen und 31,1 Prozent aus der Atomkraft.
In den vergangenen zwölf Monaten hat Deutschland mehr Strom importiert als exportiert, im Saldo insgesamt 23,85 Terawattstunden. In den zwölf Monaten zuvor hatte Deutschland mehr Strom importiert als exportiert, im Saldo insgesamt 7,8 Terawattstunden.
Wie hat sich der Strommix in Deutschland seit 2002 verändert?
Der Anteil fossiler Energieträger am in Deutschland produzierten Strom ist seit 2002 stetig gesunken. 2020 war dabei das bisherige Rekordjahr: Lediglich rund 35 Prozent des Stroms kamen damals aus fossilen Quellen. Anders sah es dann in den Jahren 2021 und 2022 aus: Der Anteil fossiler Energieträger nahm wieder leicht zu. Im vergangenen Jahr zeigt sich dann wieder eine Trendwende – weniger Strom aus fossilen Quellen und keiner mehr aus der Atomkraft, dafür wieder mehr erneuerbare Energiequellen. So war im vergangenen Jahr Windkraft die wichtigste Quelle bei der Stromerzeugung und löste damit die Kohle ab.
Ausbau der Windenergie zuletzt eingebrochen
Jedoch zeigt sich beim Blick auf den Trend der vergangenen Jahre ein großes Problem des Klimaschutzes: Der Ausbau der erneuerbaren Energien geht nicht ansatzweise so schnell voran, wie er müsste. Der Ausbau der Windenergie ist seit 2017, als insgesamt 6,1 Gigawatt an neuer Leistung gebaut wurden, eingebrochen. Damals führte die Bundesregierung kompliziertere Genehmigungsverfahren ein.
2023 wurden nur etwa 3 Gigawatt Windanlagen neu gebaut. Damit blieb die Bundesregierung unter ihren Zielen. Denn geplant waren laut des entsprechenden Gesetzes für erneuerbare Energien mehr als 4 Gigawatt. Um den Rückstand aus den vergangenen Jahren aufzuholen und zusätzlich das Jahresziel für 2024 zu erreichen, müssten dieses Jahr 8 Gigawatt gebaut werden – so viel wie noch nie zuvor. Ab 2025 sollen es sogar 10 Gigawatt im Jahr sein.
Bei der Solarenergie läuft es dagegen besser: Das Ausbauziel für 2023 von 9 Gigawatt wurde mit 14 Gigawatt deutlich übertroffen. Damit verdoppelte sich auch das Ausbautempo: 2022 wurden rund 7,2 Gigawatt gebaut. Das gesetzliche Ziel für 2024 wurde bereits Ende Mai erreicht. Aber auch hier zieht das Tempo an: Ab 2026 sollen jährlich 22 Gigawatt dazukommen.