Ostsee-Sturmflut: Sechs Millionen Euro Schaden in MV durch Sandverlust
Nach einer ersten Bilanz der Schäden durch die Ostsee-Sturmflut in Mecklenburg-Vorpommern ist klar geworden: Allein die Kosten für den weggespülten Sand belaufen sich auf gut sechs Millionen Euro. Gemeinsam mit Schleswig-Holstein will MV den Bund um finanzielle Hilfe bitten.
Die Sturmflut am vergangenen Wochenende hat an den Küstenschutzanlagen in Mecklenburg-Vorpommern Sand im Wert von gut sechs Millionen Euro weggespült. Diese Sandverluste müssten aufgefüllt werden. Nur so könne die vollständige Sicherheit der Küstenschutzanlagen wieder hergestellt werden, sagte Umweltminister Till Backhaus (SPD) am Dienstag nach einer auswärtigen Kabinettssitzung in Parchim. In der Ministerrunde hatte er eine erste Bilanz der Schäden gezogen. Vermessungstrupps hätten dazu die Künstenschutzanlagen überprüft. Weitere Schäden, etwa an touristischer Infrastruktur, an Straßen und Häfen, würden noch analysiert, sagte Backhaus. "Da kommen noch erhebliche Summen obendrauf", sagte der Minister.
So wird allein in Sassnitz auf Rügen für den entstandenen Sachschaden an der Promenade, der Hafenmole und dem Kurplatz mit einem Betrag "im dreistelligen Millionenbereich" gerechnet, sagten Leon Kräusche, Bürgermeister von Sassnitz, und der Sassnitzer Hafenmeister Ronald Damp gegenüber dem NDR in MV.
Bundesregierung soll Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein helfen
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) kündigte Hilfen des Landes für die betroffenen Kommunen an. Darüber hinaus werde sie sich gemeinsam mit Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther in einem Brief mit der Bitte um Unterstützung an den Bund wenden. Details zu dem Schreiben nannte sie nicht. Es befinde sich gerade in der Abstimmung.
Günther vor Ort in Flensburg: Härtefällen wird geholfen
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident besuchte am Dienstag mit Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (beide CDU) das in der Nacht zum Sonnabend von einem Jahrhunderthochwasser betroffene Flensburg. Zunächst sprachen beide mit Oberbürgermeister Fabian Geyer (parteilos) sowie der Einsatzleitung und Verantwortlichen. Es ginge immer auch darum, "wie man manches mit Blick auf zukünftige Krisen noch optimieren kann", sagte Günther. Die Katastrophenschutzkonzepte im Land hätten gegriffen. Besonders in den sozialen Netzwerken war Geyer vorgeworfen worden, dass er in der Sturmnacht nicht öffentlich Präsenz gezeigt habe.
Im Innenstadtbereich an der Schiffbrücke sprach Günther mit Geschädigten. Besonders betroffen war in der Stadt das Hotel Hafen Flensburg. Geschäftsführerin Kirsten Herrmann schätzte den Schaden auf eine siebenstellige Euro-Summe. Wegen der Lage direkt am Wasser habe sie keine Versicherung, die im Fall der Sturmflut greife, sagte sie. Der Ministerpräsident sicherte der Frau Unterstützung des Landes zu: "Das hier ist zum Beispiel ein Härtefall", sagte Günther.
Landesregierung von SH sagt finanzielle Hilfen zu
Nach einer Kabinettssitzung am Montag in Kiel hatte die Landesregierung finanzielle Unterstützung für Betroffene angekündigt. "Ich möchte nicht über Summen spekulieren", sagte Günther. Zunächst müsse Klarheit über die Schadenshöhe herrschen. Die Landesregierung will demnach mit Darlehen denjenigen helfen, die eine Überbrückungshilfe brauchen, bis Versicherungen für die Schäden aufkommen. Für Betroffene, denen ein Versicherungsschutz aufgrund einer hochwassergefährdeten Gebäudelage von den Versicherungen verwehrt wurde, soll eine Härtefallregelung greifen.
Sondersitzung des Landtags geplant
In der kommenden Woche will Günther zunächst am 1. November mit den Kommunen über einen gemeinsamen Wiederaufbaufonds beraten. Das Land erwartet, dass sich auch der Bund daran beteiligt. Am 3. November will der CDU-Politiker in einer Sondersitzung des Landtags eine Regierungserklärung zum Umgang mit den Folgen des Sturms abgeben.
Schleswig-Holsteins Umweltminister Goldschmidt: Küstenschutz im Osten verbessern
"Die vergangenen Tage haben uns die Verwundbarkeit der Ostseeküste durch die Klimakrise schonungslos vor Augen geführt", sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne). "Wir werden beim Küstenschutz unseren Fokus stärker auf den Osten des Landes richten müssen - ohne dabei an der Nordsee auch nur ein Jota weniger zu machen." Die Vorbereitungen für einen besseren Ostküstenschutz liefen bereits, betonte der Ressortchef. "Neben dem Generalplan Küstenschutz von 2022 erarbeitet das Land eine Gesamtstrategie für die Ostseeküste bis 2100, um unsere Deiche, Steilküsten und touristischen Infrastrukturen im Einklang mit Zielen des Naturschutzes fit für die Zukunft zu machen." Die vielen Regionaldeiche an der Ostküste müssten für den Anstieg des Meeresspiegels gewappnet werden, sagte Goldschmidt.
Deichbruch in Arnis - Bewohner kämpfen gegen die Folgen
In Arnis, der kleinsten Stadt Deutschlands, laufen die Arbeiten, um den in der Sturmflutnacht auf einer Länge von rund 40 Metern gebrochenen Deich zu reparieren. Denn abgesehen vom Aufräumen des angeschwemmten Mülls und der entstandenen Schäden ist das Wichtigste in diesen Tagen natürlich der Schutz der Stadt vor dem Wasser.
Ein Sturmtief hatte das Wasser von der Ostsee am Freitag und in der Nacht zum Sonnabend teils mit Orkanböen gegen Strände und Steilküsten gedrückt und für außergewöhnlich hohe Wasserstände gesorgt. Allein in Schleswig-Holstein soll es nach ersten Schätzungen Schäden im dreistelligen Millionenbereich geben, auf Fehmarn war eine Frau ums Leben gekommen.