Die Luxusjacht "Dilbar" steht in der Lürssen Werft. © dpa-Bildfunk/TNN Foto: Jörn Hüneke

Oligarchen-Jachten: Auch FBI interessiert sich für Lürssen-Werft

Stand: 20.10.2022 07:00 Uhr

Auch US-Fahnder versuchen derzeit, die Besitzer von Luxus-Jachten zu enttarnen, gegen die aufgrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine Sanktionen gelten. Daher nimmt das FBI auch die Bremer Lürssen-Werft in den Fokus.

Von Catharina Felke, Benedikt Strunz (NDR), Florian Flade (WDR)

Die US-Fahnder wollen klären, wem verschiedene Luxus-Jachten gehören, die von Lürssen gebaut wurden. Nach Informationen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" ist es das Ziel des FBI, Klarheit über die wahren Eigentümer von mehr als einem halben Dutzend Jachten zu schaffen, die sanktionierten Oligarchen zugerechnet werden. Zu diesem Zweck haben US-Behörden ein Rechtshilfeersuchen an Deutschland gerichtet, um "Auskunft in einem Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Geldwäsche und Verstößen gegen die im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg verhängten Sanktionen" zu erhalten.

Keine Ermittlungen gegen Lürssen - Tauchen Oligarchen in Unterlagen auf?

Die Zuständigkeit der US-Justiz ergebe sich daraus, dass die Kosten für den Kauf oder die Renovierungsarbeiten der Jachten mithilfe von Offshore-Firmen in US-Dollar gezahlt wurden. Aus dem politischen Berlin heißt es, die US-Fahnder seien unter anderem an Informationen zu den Luxus-Jachten "Crescent", "Scheherazade", "Ice" und "Amadea" interessiert. Von Interesse seien alle Verträge und Unterlagen, die diese Jachten betreffen, zudem wolle man wissen, ob in Lürssen-Unterlagen die Namen sanktionierter Oligarchen auftauchen. Es heißt, die Lürssen-Werft, gegen die nicht ermittelt werde, kooperiere vollständig und übermittele die gewünschten Daten elektronisch.

FBI-Beamte waren außerdem mit dabei, als das BKA und die Steuerfahndung vor wenigen Wochen die Luxus-Jacht "Dilbar" durchsuchten, die von Lürssen gebaut wurde und dem Oligarchen Alisher Usmanow gehören soll, gegen den deutsche Behörden mittlerweile wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche ermitteln.

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Von der Abendsonne beschienen liegt die Mega-Jacht "Dilbar" im Blohm+Voss Dock Elbe 17 im Hafen. © picture alliance/dpa Foto: Markus Scholz

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 Bislang keine Belege für Jacht-Besitz von Putin

Die US-Behörden erhoffen sich durch die Zusammenarbeit mit den europäischen Kollegen vor allem Klarheit darüber zu erlangen, welche Mega-Jachten eigentlich dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zuzurechnen sind. Schon lange gibt es Gerüchte, dass dem Machthaber im Kreml einige der teuersten Privatschiffe der Welt gehören, Belege dafür gab es nie.

Gehören "Graceful" und "Scheherazade" Russlands Präsidenten?

Deutsche Ermittler vermuten inzwischen, dass die Jacht "Graceful", die 2014 bei Blohm + Voss in Hamburg gebaut wurde, Putin gehören könnte. Noch im vergangenen Jahr hatte der russische Präsident an Bord den belarussischen Diktator Lukaschenko empfangen. Das Schiff, das offiziell der russischen Staatsrederei Sowkomflot gehört, hatte zudem Anfang Februar, kurz vor Kriegsbeginn, ziemlich eilig Hamburg in Richtung Kaliningrad verlassen. Kürzlich wurde die "Graceful" in der Ostsee gesichtet, mit Begleitschutz durch ein Schiff der russischen Küstenwache. Und auch bei der Jacht "Scheherazade" gibt es die Vermutung, dass sie Putin gehören könnte. Das 140 Meter lange Schiff wurde 2014 von Lürssen gebaut, es soll mehr als eine halbe Milliarde Euro gekostet haben. Im Mai setzten italienische Behörden die Jacht im Hafen Marina di Carrara in der Toskana fest.

Auf Anfrage teilte die Lürssen Werft mit, dass man keine Auskunft geben könne und verwies an die zuständige Behörde.

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 20.10.2022 | 08:00 Uhr

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Schiffbau

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