Elektronische Patientenakte für alle in Hamburg gestartet
Nach vielen Anläufen startet ab heute die elektronische Patientenakte. Hamburg ist eine von drei Pilot-Regionen in Deutschland. Die digitale Akte soll das Gesundheitssystem transparenter und effizienter machen.
Eigentlich ist die elektronische Patientenakte (ePA) nicht neu - schon seit einigen Jahren können Patienten und Patientinnen freiwillig Diagnosen und Verschreibungen digital speichern lassen und in ihrer Krankenkassen-App auf dem Handy abrufen. Doch dieses Angebot haben nur wenige Versicherte genutzt.
Seit Mittwoch gehen die E-Akten nun in den Masseneinsatz, zunächst in Hamburg sowie den anderen Modellregionen Franken und Teilen Nordrhein-Westfalens. Rund 300 teilnehmende Praxen, Apotheken und Kliniken testen die ePA im Alltag. Wenn das System dort stabil funktioniert, soll es auch bundesweit losgehen.
Aktiver Widerspruch erforderlich
Wer keine ePA will, muss aktiv bei seinem Arzt oder seiner Ärztin beziehungsweise der Krankenkasse widersprechen.
Alle gesetzlich Versicherten, die nicht widersprochen haben, bekommen nach und nach eine ePA von ihrer Krankenkasse eingerichtet. Das dürfte sich nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums über zwei bis vier Wochen hinziehen. Denn gerechnet wird mit mehr als 70 Millionen E-Akten. Dass eine ePA für sie bereitsteht, erfahren Versicherte etwa als Push-Nachricht in der Krankenkassen-App oder mit einer Info auf deren Website.
Lauterbach: Besserer Überblick für Ärzte
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verspricht sich von der Neuregelung, dass zum Beispiel Hausärzte und -ärztinnen künftig einen besseren Überblick darüber haben, welche Diagnosen ein Facharzt oder eine Fachärztin gestellt hat. So sollen sie ihre Patienten und Patientinnen besser medizinisch behandeln können.
Mehr Transparenz für Patientinnen und Patienten
Für Patientinnen und Patienten bringt die E-Akte mehr Transparenz etwa über Befunde, Laborwerte, Diagnosen, Medikamente und Abrechnungen ihrer Krankenkasse. Einsehen kann man seine ePA etwa über eine App der jeweiligen Kasse.
"Die ePA ist überfällig und ein Quantensprung", sagte Volker Amelung von der Medizinischen Hochschule Hannover NDR Info. "Man kommt weg von der Zettelwirtschaft und führt Informationen zentral zusammen. Das macht das Gesundheitssystem deutlich effizienter", so der Professor.
CCC weist Sicherheitslücken nach
Der Zugriff auf die elektronische Patientenakte erfolgt über ein Netzwerk, das in sich geschlossen und sicher sein soll. Die Daten werden in der ePA verschlüsselt abgelegt. Niemand außer der oder dem Versicherten und denjenigen, die zum Zugriff berechtigt wurden, soll die Inhalte lesen können - auch die Krankenkassen nicht.
Allerdings hatte der Chaos Computer Club (CCC) erst kürzlich nachgewiesen, dass die elektronische Patientenakte Sicherheitslücken hat und Gesundheitsdaten von Hackern und Hackerinnen geklaut werden können. Zumindest für Hamburg ist diese Sicherheitslücke nach Angaben des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten geschlossen worden.