Elektronische Patientenakte für alle in Hamburg gestartet

Stand: 15.01.2025 13:32 Uhr

Nach vielen Anläufen startet ab heute die elektronische Patientenakte. Hamburg ist eine von drei Pilot-Regionen in Deutschland. Die digitale Akte soll das Gesundheitssystem transparenter und effizienter machen.

Eigentlich ist die elektronische Patientenakte (ePA) nicht neu - schon seit einigen Jahren können Patienten und Patientinnen freiwillig Diagnosen und Verschreibungen digital speichern lassen und in ihrer Krankenkassen-App auf dem Handy abrufen. Doch dieses Angebot haben nur wenige Versicherte genutzt.

Seit Mittwoch gehen die E-Akten nun in den Masseneinsatz, zunächst in Hamburg sowie den anderen Modellregionen Franken und Teilen Nordrhein-Westfalens. Rund 300 teilnehmende Praxen, Apotheken und Kliniken testen die ePA im Alltag. Wenn das System dort stabil funktioniert, soll es auch bundesweit losgehen.

Weitere Informationen
Eine Ärztin sitzt an einem Laptop. © Colourbox Foto: -

Elektronische Patientenakte: Das müssen Versicherte wissen

In Hamburg startet die E-Patientenakte im Modellversuch, bald kommt sie bundesweit. Welche Vorteile hat sie, wie funktioniert sie? mehr

Aktiver Widerspruch erforderlich

Wer keine ePA will, muss aktiv bei seinem Arzt oder seiner Ärztin beziehungsweise der Krankenkasse widersprechen.

Alle gesetzlich Versicherten, die nicht widersprochen haben, bekommen nach und nach eine ePA von ihrer Krankenkasse eingerichtet. Das dürfte sich nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums über zwei bis vier Wochen hinziehen. Denn gerechnet wird mit mehr als 70 Millionen E-Akten. Dass eine ePA für sie bereitsteht, erfahren Versicherte etwa als Push-Nachricht in der Krankenkassen-App oder mit einer Info auf deren Website.

Lauterbach: Besserer Überblick für Ärzte

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verspricht sich von der Neuregelung, dass zum Beispiel Hausärzte und -ärztinnen künftig einen besseren Überblick darüber haben, welche Diagnosen ein Facharzt oder eine Fachärztin gestellt hat. So sollen sie ihre Patienten und Patientinnen besser medizinisch behandeln können.

Ein Stethoskop liegt neben einem Laptop. © picture alliance / dpa / ZB Foto: Patrick Pleul
AUDIO: Pro und Contra zur elektronischen Patientenakte (4 Min)

Mehr Transparenz für Patientinnen und Patienten

Für Patientinnen und Patienten bringt die E-Akte mehr Transparenz etwa über Befunde, Laborwerte, Diagnosen, Medikamente und Abrechnungen ihrer Krankenkasse. Einsehen kann man seine ePA etwa über eine App der jeweiligen Kasse.

"Die ePA ist überfällig und ein Quantensprung", sagte Volker Amelung von der Medizinischen Hochschule Hannover NDR Info. "Man kommt weg von der Zettelwirtschaft und führt Informationen zentral zusammen. Das macht das Gesundheitssystem deutlich effizienter", so der Professor.

Volker Amelung, Gesundheitsforscher an der Medizinischen Hochschule Hannover. © privat Foto: Michael Fuchs
AUDIO: MHH-Professor Amelung: "Digitale Patientenakte ist ein Quantensprung" (7 Min)

CCC weist Sicherheitslücken nach

Der Zugriff auf die elektronische Patientenakte erfolgt über ein Netzwerk, das in sich geschlossen und sicher sein soll. Die Daten werden in der ePA verschlüsselt abgelegt. Niemand außer der oder dem Versicherten und denjenigen, die zum Zugriff berechtigt wurden, soll die Inhalte lesen können - auch die Krankenkassen nicht.

Allerdings hatte der Chaos Computer Club (CCC) erst kürzlich nachgewiesen, dass die elektronische Patientenakte Sicherheitslücken hat und Gesundheitsdaten von Hackern und Hackerinnen geklaut werden können. Zumindest für Hamburg ist diese Sicherheitslücke nach Angaben des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten geschlossen worden.

Weitere Informationen
Eine Person fragt ihre Gesundheitsdaten aus der ePA über ihr Smartphone ab. © Screenshot
4 Min

Elektronische Patientenakte: Testphase in Hamburg begonnen

In der ePA werden Patientendaten automatisch digital gespeichert. Experte Lutz Harder im Gespräch. 4 Min

Lesegerät für die elektronische Patientenakte (ePA) © picture alliance/epd-bild Foto: Tim Wegner

Datenschützer: Patienten können sich gegen E-Akte entscheiden

Wer die elektronische Patientenakte nicht will, muss aktiv widersprechen. Das sagte ein Datenschützer aus Niedersachsen. mehr

Ein Symbolbild zum Jahreswechsel 2025 mit Holzwürfeln, auf denen die Ziffern stehen. © colourbox

Was ändert sich 2025? Neue Gesetze und Verordnungen

Wohngeld, Mindestlohn und CO2-Preis steigen, die elektronische Patientenakte kommt. Welche Änderungen gelten 2025? mehr

Eine Ärztin sitzt an einem Laptop. © Colourbox Foto: -

Elektronische Patientenakte: Herausforderungen vor Start in SH

Computerexperten und der Hausärzteverband befürchten bereits vor der Einführung Softwareprobleme und Sicherheitslücken. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 15.01.2025 | 06:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Gesundheitsvorsorge

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Balkendiagramm zeigt die Ergebnisse für die Zustimmung zu den Parteien bei der Sonntagsfrage im NDR HamburgTrend vom 15. Januar 2025. © infratest dimap

NDR HamburgTrend: Laut Umfrage sichere Mehrheit für Rot-Grün

Würde Hamburg am Sonntag eine neue Bürgerschaft wählen, könnten SPD und Grüne weiterregieren. Das zeigt eine Umfrage von infratest dimap im Auftrag des NDR. mehr