Elektroauto-Förderung gestoppt: Hersteller springen ein
Nach dem Wegfall der staatlichen Förderung beim Kauf eines E-Autos springen Hersteller wie VW und Stellantis in die Lücke - und übernehmen die Prämie komplett. Sollte die Nachfrage sinken, haben Kundinnen und Kunden beim Aushandeln von Rabatten wohl bessere Karten.
Sonderöffnungszeiten bei Kfz-Zulassungsstellen am Sonntag, gehäufte Anfragen in den Autohäusern: Viele Kundinnen und Kunden wurden vom Aus der staatlichen Förderung beim Kauf eines E-Autos kalt erwischt. Seit Montag kann der Bonus in Höhe von 4.500 Euro nicht mehr beantragt werden. Experten erwarten deshalb für das kommende Jahr einen deutlichen Rückgang der Nachfrage für E-Autos in Deutschland. Unmittelbar von der Neuregelung betroffen sind jedoch Menschen, die ihr E-Auto schon gekauft haben - im Sinne von: Kaufvertrag ist unterschrieben, aber das Auto noch nicht geliefert.
Denen wird die Prämie zwar nicht vollständig gestrichen. Denn der sogenannte Umweltbonus hat sich aus einem Zuschuss des Bundes und einem Herstelleranteil zusammengesetzt. Den Zuschuss des Bundes konnte man aber erst nach der Zulassung beantragen. Er ist somit nicht Bestandteil des Kaufvertrages. Die Hersteller müssen jetzt also nicht verantworten, wenn dieser Bonus wegfällt. Das hat daher auch zur Folge, dass ein bereits bestelltes E-Auto nicht storniert werden kann - auch wenn man dafür nun mehr zahlen muss als beim Unterschreiben des Kaufvertrags erwartet.
Herstelleranteil ist Teil des Kaufvertrages
Anders sieht das beim Herstelleranteil aus. Der beträgt aktuell maximal 2.250 Euro. Dieser Teil der Prämie ist Bestandteil des Kaufvertrages und sollte also bei schon bestellten Autos auch weiterhin abgezogen werden. In gewisser Weise ist die Autobranche von der Streichung des staatlichen Zuschusses doppelt betroffen. Sie muss die verärgerten Kunden beruhigen und trotzdem ihren Teil des nun von der Bundesregierung beendeten Verkaufsförderprogramms weiterzahlen.
Hersteller wie VW übernehmen den staatlichen Prämienanteil
Branchenvertreter empören sich und sprechen von einem Vertrauensverlust, den man nun kompensieren müsse. Teilweise haben Autohersteller auch schon angekündigt, dass sie die gestrichene staatliche Förderung übernehmen wollen. Am Dienstag teilte etwa VW mit, diese Maßnahme aus Kulanzgründen getroffen zu haben. Sie gilt für Privatkunden, die vor dem 15. Dezember 2023 ein förderfähiges ID-Modell bestellt hatten. Zudem muss das Fahrzeug spätestens bis zum 31. März 2024 ausgeliefert werden. VW wolle die Kundinnen und Kunden nicht im Stich lassen, sagte Imelda Labbé, Volkswagen-Vorständin für Vertrieb, Marketing und After Sales. Gleichzeitig sehe sich der Autobauer in der Verantwortung, den Systemwechsel zur E-Mobilität zu unterstützen.
Eine ähnliche Regelung hatte Stellantis am Montag verkündet. Der Herstellerverbund vertritt unter anderem Opel, Fiat, Peugeot und Citroen. Für Autos, die schon bestellt sind und bis Ende Februar des kommenden Jahres ausgeliefert und zugelassen werden, will Stellantis die weggefallene staatliche Prämie als einen zusätzlichen Rabatt gewähren, der dem staatlichen Umweltbonus entspricht. Bei KIA gibt es einen solchen Sonderrabatt noch bis zum Ende des Jahres - das allerdings sogar für Autos, die bis dahin noch bestellt werden. Von Mercedes heißt es, dass für E-Autos, die bis zum Jahresende geliefert werden, der staatliche Umweltbonus übernommen wird. Und für Neuwagen, die im kommenden Jahr geliefert oder bestellt werden, will Mercedes den Herstelleranteil weiterhin zahlen.
Verkaufszahlen auch mit Prämie nicht hoch genug
Auch mit Prämie waren die E-Auto-Verkaufszahlen zuletzt nicht hoch genug, um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen. Die hatte sich vorgenommen, dass bis 2030 15 Millionen reine E-Autos auf Deutschlands Straßen fahren sollten. Es könnte sein, dass nun der Abstand zwischen Ziel und Wirklichkeit noch größer wird.
Experten erwarten deutlichen Absatzrückgang
Um wie viel größer, da gehen die Prognosen der Experten auseinander. Ferdinand Dudenhöffer, der Gründer des CAR-Instituts, hat prophezeit, dass der Markt für E-Autos regelrecht einbrechen könnte. Ausgehend von 500.000 neuen E-Autos in diesem Jahr rechnet er für das kommende Jahr mit nur noch 300.000 Neuwagen mit Elektroantrieb.
Stefan Bratzel von der Hochschule Bergisch-Gladbach spricht eher von einer Seitwärtsbewegung. Er rechnet damit, dass die Zahl der Neuzulassungen im kommenden Jahr um 50.000 Fahrzeuge sinken dürfte - auf dann 450.000. Trotzdem sieht auch er einen deutlichen Effekt des Förderstopps, denn noch vor einer guten Woche hatte er die Absatzzahlen für E-Autos im kommenden Jahr auf 600.000 geschätzt.
Werden E-Autos nach Wegfall der Prämie nun noch teurer?
Die Autobranche hatte mit Blick auf die Prämien ihre Kapazitäten hochgefahren. Das Angebot ist also da - und wenn nun die Nachfrage sinken sollte, haben Kundinnen und Kunden bessere Karten, wenn es darum geht, Rabatte rauszuhandeln. Dazu kommt, dass die Autobauer hier noch aus einem anderen Grund gesprächsbereit sein könnten. Sie müssen die durchschnittlichen CO2-Werte ihrer Flotten senken. Das schreibt die EU vor und das können sie nur dann schaffen, wenn sie mehr E-Autos verkaufen als bisher.
Auf Schnäppchen sollte man aber trotzdem nicht hoffen. Denn aktuell liegt der Durchschnittspreis für Elektro-Autos noch immer über 50.000 Euro. Das liegt vor allem daran, dass im Unter- und Mittelklassesegment noch nicht so viele Modelle auf dem Markt sind. Und das wird sich - zumindest kurzfristig - nicht ändern.