Umfrage: Mehrheit würde kein E-Auto kaufen
Laut einer #NDRfragt-Umfrage sind vor allem der Preis, die geringe Reichweite und mangelnde Ladestationen die Gründe gegen den Kauf eines Elektroautos. Die Mehrheit ist gegen das Verbrenner-Aus 2035.
Das E-Auto soll den Straßenverkehr klima- und umweltfreundlicher machen - das ist erklärtes Ziel der Politik. Doch viele sehen das Elektroauto nach wie vor kritisch, wie eine Umfrage unter 13.000 Norddeutschen in der #NDRfragt-Gemeinschaft zeigt. Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage gibt es hier als PDF zum Herunterladen.
Sechs von zehn wollen kein E-Auto
Die Mehrheit - fast sechs von zehn befragten Autofahrenden - würde sich kein E-Auto kaufen, wenn sie sich morgen ein neues Auto kaufen wollten oder müssten. Nur gut ein Viertel könnte sich vorstellen, ein Elektroauto anzuschaffen. Mit 17 Prozent ist ein erheblicher Teil der Befragten nach wie vor unentschlossen. Ein Zehntel fährt bereits ein Elektroauto - acht Prozent mit reinem Elektroantrieb, weitere zwei Prozent einen Plug-in-Hybrid.
Bei den Gründen gegen die Anschaffung eines E-Autos rangiert der hohe Preis auf Platz eins. Für fast drei Viertel ist dies der ausschlaggebende Grund. Auch die Reichweite und die mangelnde Ladeinfrastruktur hält viele von einem Kauf ab.
Zweifel an Umweltfreundlichkeit
Elektroautos seien besonders klimaschonend, argumentieren viele Politiker. Die Befragten der #NDRfragt-Community sind hier geteilter Meinung: Etwa die Hälfte der Befragten (51 Prozent) bezweifelt, dass E-Autos besser für die Umwelt sind als Verbrenner. Knapp die andere Hälfte hingegen hält Elektroautos für umweltfreundlicher.
Nachteile für die Umwelt sehen die Teilnehmenden vor allem bei den Batterien der Fahrzeuge, ihrer Haltbarkeit und den verbauten Rohstoffen. Viele haben den Eindruck, dass die Gesamtbilanz für die Umwelt am Ende negativ ist - auch, weil der Strom für den Antrieb klimaschädlich produziert wird. Einige vermuten ideologische Gründe hinter der Zustimmung für den neuen Antrieb:
"Die Materialien für ein E-Auto werden in armen Ländern abgebaut (Metalle, Erden etc.). So ein Auto ist umweltschädlich und dient nur einer wohlhabenden grünen Klientel dazu, ihr Gewissen zu beruhigen." #NDRfragt-Mitglied Michael (23) aus Hamburg
Wer Elektroautos für umweltfreundlicher hält, betont, dass der Strom klimaverträglich erzeugt werden muss, und dass die Umweltbilanz über die gesamte Lebenszeit der Fahrzeuge bewertet werden muss.
"Das E-Auto ist zur Zeit die einzige Alternative, den CO2-Ausstoß im Fahrbetrieb zu minimieren, solange man mit grünem Strom lädt." #NDRfragt-Teilnehmer Stefan (57) aus Niedersachsen
Dass die Meinungen auseinandergehen, verwundert nicht. Auch wenn sich zwei Drittel über Elektroautos gut informiert fühlen, ist es nicht einfach, ihre Umweltfreundlichkeit zu bewerten. Viele Faktoren wie die Materialien der Batterie fließen in die Umweltbilanz von Elektroautos mit ein, ebenso die Art der Stromerzeugung oder die Anzahl der gefahrenen Kilometer eines Autos. Gleichzeitig verändern sich diese Faktoren noch. Das spiegelt sich auch in Darstellungen der Umweltbilanz bei so unterschiedlichen Verkehrsclubs wie dem ADAC oder dem Verkehrsclub Deutschland.
E-Autos: Nur begrenzt alltagstauglich?
Neben der Umweltfreundlichkeit von Elektroautos treibt viele der Befragten um, ob sie im Alltag überhaupt praktisch genug sind. Mangelnde Reichweite, fehlende Ladestationen, fragliche Förderung durch die Politik - für viele stimmen die Bedingungen derzeit einfach noch nicht für ein E-Auto:
"Ich wohne in einer Wohnung ohne Parkplatz und könnte mein Auto daher nirgends laden. Das Problem ist weniger das Konzept des Autos als die Politik. Die ganzen Fördermittel sind an Hausbesitzer geflossen, die sich auch ohne Förderung ein Auto hätten leisten können." #NDRfragt-Mitglied Alex (24) aus Schleswig-Holstein
Wenn E-Auto, dann vor allem wegen des Klimas
Trotz aller Kritik und Unsicherheiten: Ein Viertel der Befragten in der #NDRfragt-Community könnte sich vorstellen, als nächstes ein Elektroauto kaufen. Ausschlaggebend ist für die große Mehrheit (knapp 90 Prozent), dass der neue Antrieb ihrer Meinung nach am Ende umweltfreundlicher und ein zentraler Baustein für künftige, klimafreundliche Mobilität sei. Auch überzeugen sie geringere Betriebs- und Wartungskosten oder wie leise das Elektroauto bei der Fahrt sei:
"Mit dem Elektroauto fahre ich deutlich leiser und entspannter. Meine Urlaubsfahrt nach Italien war die entspannendste Autofahrt meines Lebens auf dieser Länge." #NDRfragt-Teilnehmer Tobias (33) aus Niedersachsen
Maximal 20.000 Euro soll ein E-Auto kosten
Diejenigen, die sich vorstellen könnten, ein E-Auto zu kaufen, würden im Mittel maximal 20.000 Euro ausgeben. Für diesen Preis gibt es derzeit kein neues Elektro-Modell auf dem Markt - abgesehen von einzelnen Kleinstwagen für den Stadtbereich, die aber wenig mit einem gängigen Pkw zu tun haben. Zwar würden zwei Drittel auch einen gebrauchtes Fahrzeug kaufen. Generell sind E-Autos aber viel zu teuer, finden viele in der #NDRfragt-Community:
"Die Preise sind zu hoch und es gibt zu wenig Kleinwagen. Das Thema spielt nur im hochpreisigen Segment eine Rolle. Diese Käufergruppe kauft so etwas eher fürs Image. Die kleinen Leute profitieren nicht davon." #NDRfragt-Teilnehmerin Sarah (42) aus Niedersachsen
Wer E-Auto fährt, findet Reichweite meist ausreichend
Wer ein E-Auto fährt, sieht oft weniger Probleme als Besitzer von Verbrennern. Die Reichweite halten E-Autofahrer mehrheitlich für ausreichend, unter Verbrenner-Fahrern finden das nur knapp 20 Prozent. Auch den Ausbau der Ladeinfrastruktur sehen diejenigen positiver, die selbst E-Auto fahren. Doch auch für sie ist noch nicht alles perfekt:
"E-Autos machen Spaß. Die Ladeinfrastruktur ist in meiner Region aktuell sehr gut ausgebaut - keine oder nur sehr geringe Wartezeiten. Der Preis für Strom ist leider im Vergleich zum vorhergehenden Diesel recht hoch. Ein großes Problem ist, dass ich keine Möglichkeit für eine eigene Ladestation (Wallbox) habe. Auch am Arbeitsplatz fehlt diese." #NDRfragt-Teilnehmer Felix (35) aus Niedersachsen
Bringt das E-Auto die Verkehrswende?
Wird das E-Auto in Deutschland entscheidend zur Verkehrswende beitragen? Die meisten Befragten sind skeptisch: In der großen Mehrheit derer, die einen Verbrenner fahren, glaubt das nur ein Drittel. In der Gruppe der E-Autofahrerinnen und -fahrer sind zwar fast acht von zehn Personen davon überzeugt. Doch ist dies die deutlich kleinere Gruppe unter allen, die Auto fahren.
Verbrenner-Verbot 2035: Über die Hälfte dagegen
Mehr als die Hälfte aller Befragten lehnt ein Aus der Neuzulassungen für Verbrenner ab dem Jahr 2035 ab. Besonders in Mecklenburg-Vorpommern ist die Ablehnung groß: Hier sind sogar sieben von zehn Personen gegen das Verbot. Der entsprechende EU-Beschluss besagt, dass in der EU ab 2035 keine neuen, mit fossilem Diesel oder Benzin betankten Pkw mehr zugelassen werden. Die große Mehrheit der Umfrageteilnehmenden fährt selbst ein Auto mit Verbrenner-Antrieb.
Die Umfragen von #NDRfragt sind zwar nicht repräsentativ, stehen aber für die Meinungen einer großen Zahl von Norddeutschen. Wir gewichten die Antworten statistisch, damit #NDRfragt so gut wie möglich die Bevölkerungsgruppen in Norddeutschland widerspiegelt.
#NDRfragt-Community wächst stetig
Die NDR Umfrage-Gemeinschaft #NDRfragt gibt es seit Ende Oktober 2022. Mittlerweile haben sich mehr als 26.000 Norddeutsche angemeldet. #NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und an den Umfragen teilnehmen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.