Je reicher eine Region, desto mehr Elektroautos gibt es
Der Anteil reiner Elektroautos auf Niedersachsens Straßen ist mit 2,3 Prozent immer noch sehr gering. Je städtischer und vor allem je wohlhabender eine Region ist, desto mehr E-Autos gibt es dort in der Regel.
Ob sich jemand für den Kauf eines Elektroautos entscheidet, hängt von mehreren Faktoren ab - einer wiegt dabei allerdings besonders schwer: das verfügbare Einkommen. Der Blick auf die Karte der zugelassenen E-Autos zeigt: Leben in einer Region verhältnismäßig viele wohlhabende Menschen, dann ist dort auch der Anteil der Elektrofahrzeuge größer. Die öffentliche Ladesäulen-Infrastruktur spielt zwar auch eine Rolle, ist aber bisher nicht so entscheidend wie das Einkommen.
Wolfsburg und Braunschweig liegen an der Spitze
Zu den Kommunen mit dem höchsten Anteil an Elektroautos gehören nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes in Niedersachsen die Großstädte Wolfsburg (4 Prozent) und Braunschweig (4,7 Prozent), die beide auch Volkswagen-Standorte sind. Überdurchschnittlich viele E-Autos gibt es außerdem in Oldenburg und Osnabrück, aber zum Beispiel auch im Landkreis Vechta. In allen fünf Kommunen ist das verfügbare Nettoeinkommen je Einwohner mit 23.500 bis 25.800 überdurchschnittlich hoch.
Verhältnismäßig wenig vollelektrische Fahrzeuge gibt es dagegen unter anderem in Wilhelmshaven, Delmenhorst (beide 1,3 Prozent) und Salzgitter (1,4 Prozent) sowie in Cuxhaven und Wittmund. Hier lag das Nettoeinkommen laut Statistischem Landesamt nach letzten Berechnungen nur zwischen knapp 20.000 und rund 22.800 Euro und damit unter dem Landesdurchschnitt.
Eigenheim mit Lademöglichkeit macht E-Mobilität attraktiver
Die Automobilexpertin Helena Wisbert von der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg wundert die Korrelation zwischen Elektroautos und Einkommen in Niedersachsen nicht, die Forschung zeige: "Wir haben einen linearen Zusammenhang zwischen dem E-Auto-Absatz und dem verfügbaren Haushaltseinkommen der entsprechenden Kundinnen und Kunden." Diese Kundengruppe habe in der Regel auch ein Eigenheim mit Ladeinfrastruktur, was die Attraktivität eines E-Autos noch einmal erhöhe.
E-Auto für 25.000 Euro soll kommen
Damit Elektroautos in der breiten Masse ankommen, brauche es vor allem so schnell wie möglich günstigere Modelle, sagt Wisbert. Tatsächlich kosten die E-Modelle deutscher Hersteller in der Regel mehr als 40.000 Euro. Volkswagen will in zwei Jahren ein Modell anbieten, das 25.000 Euro kosten soll. Die Zeit drängt: Der Absatz von elektrischen VW-Modellen war zuletzt deutlich zurückgegangen, in Emden konnten Produktionsziele deshalb nicht eingehalten werden, Leiharbeiter müssen gehen.
Vor allem die Batterien seien noch ein großer Kostenfaktor, das werde sich aber in den kommenden Jahren ändern, so Wisbert.
Ladesäulen werden sich für Unternehmen lohnen
Ob der Absatz von Elektroautos dann tatsächlich schnell steigen wird, hängt auch von der Ladeinfrastruktur ab. Bisher war sie für die Energieversorger eine Investition in die Zukunft. Autoexpertin Wisbert prognostiziert, dass das Jahr 2023 die Wende bringt: "Wir werden in diesem Jahr den Punkt erreichen, an dem die Unternehmen mit Ladesäulen Geld verdienen können. Das ist wichtig für den Ausbau."
Anteil der E-Autos an Neuzulassungen steigt
Damit der Ausbau vorankommt, gibt es in vielen Städten und Landkreisen eine strategische Planung für die Infrastruktur. Besonders viele Lademöglichkeiten gibt es mit 1.561 Ladepunkten in der Region Hannover. Dass diese in Zukunft tatsächlich gebraucht werden, darauf weist eine weitere Zahl hin: 17,6 Prozent - so hoch war im Mai der Anteil der E-Autos an den Neuzulassungen in Niedersachsen. Im vergangenen Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt noch 14 Prozent.